Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
fremden, orientalischen Religionen verdorben wurden. Möge Deutschland eine Rückkehr zu seinem wahren, ungeschmälerten Selbst erleben!«
Es kam noch mehr von diesem Unsinn, während von Bek immer unruhiger und Alisaard und ich zunehmend gelangweilt und ungeduldig wurden.
»Jetzt rufen wir den Kelch, das Gefäß unserer geistigen Substanz, denselben Kelch, den Parsifal suchte; den Kelch der Weisheit, den die Christen uns gestohlen und als Heiligen Gral in ihre eigene Mythologie aufgenommen haben!« leierte Goebbels, der von einem Fuß auf den anderen trat, wie ein aufgeregter, mißgestalteter Zwerg. »Wir rufen den Kelch, auf daß er uns erfülle mit der Weisheit, nach der wir streben!«
Hitler und Göring wiederholten seine Worte.
»Kniet nieder!« rief Goebbels, der sichtlich jeden Augenblick seiner Macht über die anderen beiden auskostete.
Gehorsam gingen die zwei Naziführer in die Knie, nur Goebbels blieb stehen und breitete die Arme aus, während er sich dem Altar zuwandte.
»Hier, an diesem altehrwürdigsten aller Orte, der den Kelch bewahrte seit Anbeginn der Zeit, möge uns eine Vision vergönnt sein. Mögen wir dieser Weisheit teilhaftig werden. Möge uns die Macht unserer alten Götter zuteil werden, das Wissen unseres alten Blutes, die Sicherheit unserer alten Kraft. Wir müssen wissen, welchen Weg wir einschlagen sollen. Wir müssen wissen, ob wir unsere Kräfte darauf verwenden sollen, die Macht des Atoms freizusetzen, oder darauf, die Bedrohung aus dem Osten abzuwehren. Wir bitten um ein Zeichen, ihr Götter. Wir bitten um ein Zeichen!«
Ich werde nie erfahren, ob Goebbels nur für seine weniger skeptischen Begleiter Theater spielte, oder ob er tatsächlich den Blödsinn glaubte, der von seinen dünnen Lippen strömte. Ich weiß auch nicht, ob seine beschwörenden Sprüche etwas damit zu tun hatten, was als nächstes geschah, oder ob von Beks Anwesenheit in dem Gewölbe der Grund für die Erscheinung war. Seine Familie hatte eine Verbindung mit dem Gral, so wie ich, in jeder Gestalt, mit dem Schwert verbunden war. Und das war vielleicht der Grund, warum das Schicksal uns zusammengeführt hatte, da es ein großer und wichtiger Kampf war, den wir jetzt auszufechten hatten. Was für eine Rolle Sepiriz spielte und wieviel er wußte, vermag ich immer noch nicht zu sagen, aber es ist offensichtlich, daß er seine seherischen und prophetischen Gaben nutzte, um sicherzustellen, daß wir in genau dem richtigen Moment an genau dem richtigen Ort sein würden.
Denn jetzt trat etwas ein, das alle drei überraschte, am meisten Goebbels. Die süßeste Musik erfüllte das Gewölbe, begleitet von einem Duft wie Rosen. Die Musik erinnerte an Kirchen und Weihrauch, und stand in scharfem Gegensatz zu unserer düsteren Umgebung und dem heidnischen Gerumpel des Nazi-Triumvirats. Dann erschien ein weißes, blendendes Licht. Ein Licht von solcher Zartheit, daß wir nach dem ersten Moment der Überraschung hineinschauen konnten, ohne daß es schmerzte. Denn in der Mitte dieses weißen Schimmers, der Quelle der Musik und des Duftes, schwebte ein schlichter Kelch, eine goldene Schüssel, wie ich sie nur einmal zuvor gesehen hatte.
Dies war der Gegenstand, den die christlichen Legenden als den Heiligen Gral bezeichnen und den die Kelten den Kessel der Weisheit nannten. Es gab ihn von Anbeginn an, unter vielen Namen, wie das Schwert, das wir suchten, und wie mich, den Ewigen Helden. Durch den Glanz hindurch sah ich Goebbels und Hitler und Göring, die jetzt alle auf den Knien lagen und in sprachlosem Erstaunen auf die unerwartete Erscheinung starrten.
Ich hörte Hitler wieder und wieder denselben nichtssagenden Fluch murmeln. Göring hatte den Schluckauf und machte vergebliche Anstalten, seinen feisten Körper vom Boden zu erheben. Goebbels grinste, wieder ähnlich einem unartigen Knaben, der eine ganz tolle Entdek- kung gemacht hat. Er lachte beinahe.
»Es ist wahr! Es ist wahr!« rief er dann aus, als Antwort auf seine eigenen Zweifel. »Es ist wahr. Wir haben ein Zeichen erhalten! Was sollen wir tun? Uns zuerst von der Bedrohung im Osten befreien, bevor wir uns damit befassen, eine Atombombe zu bauen? Oder sollen wir uns bemühen, unsere Eroberungen zu festigen und den Wissenschaftlern das andere überlassen? Wie lange wird es dauern, bis Rußland uns angreift? Oder Amerika und England eine Invasion versuchen? Was sollen wir tun? Unsere Siege kamen so plötzlich, daß uns kaum Zeit zum Überlegen blieb. Wir
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