Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
strömte aus dem darunterliegenden Raum.
    Lautlos folgten wir dem grauhaarigen Mann auf dem Fuße. Offensichtlich bereitete er den Raum für irgendwelche Riten vor, so wie ein Priester die Kirche vorbereitet. Er steckte einen Fidibus an, mit dem er große Kerzen entzündete. Die Steine des Gewölbes waren ganz offensichtlich uralt. Die Decke ruhte auf Dutzenden von Säulenbögen, so daß es unmöglich war, die tatsächlichen Ausmaße zu schätzen. Die Kerzenflammen belebten den Raum mit tanzenden Schatten. Es war nicht schwer, sich zu verstecken. Als der Priester seine Arbeit getan hatte, verließ er den Raum und schloß und verriegelte die Tür hinter sich.
    Jetzt konnten wir uns ungehindert bewegen. Wir stellten fest, daß der Raum vor nicht allzulanger Zeit als Tempel hergerichtet worden war. Am jenseitigen Ende gab es einen Altar. An der Wand dahinter war das Schwarz, Rot und Weiß des Hakenkreuzes zu sehen, umrahmt von gleichermaßen barbarischen Insignien, Abwandlungen alter teutonischer Symbole. Auf dem Altar selbst standen ein stilisierter silberner Baum und ein Stier aus massivem Gold.
    »Das sind die Dinge, die einige Nazis in unseren Kirchen aufstellen wollten«, flüsterte von Bek. »Heidnische Objekte, von denen sie behaupten, sie seien die Symbole einer wahrhaft deutschen Religion. Die Nazis sind fast ebenso antichristlich, wie antisemitisch. Es ist, als haß- ten sie jede geistige Strömung, die ihren eigenen Mischmasch aus Pseudophilosophie und mystischem Klimbim in Frage stellt!« Er betrachtete den Altar voller Abscheu. »Sie sind die schlimmste Sorte Nihilisten. Sie merken nicht einmal, daß sie alles zerstören und nichts aufbauen. Ihre Schöpfung ist so inhaltslos wie die Schöpfungen des Chaos, die ich gesehen habe. Sie hat keinen echten geschichtlichen Hintergrund, keine Substanz, keine Tiefe, keine intellektuelle Aussage. Sie ist lediglich eine Verneinung, ein brutales Leugnen aller deutschen Tugenden.« Wieder war er den Tränen nahe. Alisaard nahm seine Hand. Sie verstand nicht, wovon er sprach, aber sie fühlte mit ihm.
    »Versuch dich auf unser Vorhaben hier zu konzentrieren«, sagte sie leise. »Zu deinem eigenen Besten, Liebster.«
    Zum ersten Mal hörte ich sie ein solches Kosewort aussprechen. Und die quälende Eifersucht erwachte erneut. Oh, wie ich mich nach den Tröstungen einer solchen Frau sehnte, einer, die meiner Ermizhad so ähnlich war, daß ich mir leicht einreden konnte, sie in den Armen zu halten. Aber diesmal gelang es mir, mich zu beherrschen. Die Erinnerung an den Wahnsinn, der mich erst vor kurzem befallen hatte, war noch zu frisch.
    Von Bek war dankbar für ihre Besorgnis und dafür, daß sie ihn an den Grund unseres Hierseins erinnert hatte. »Ein Kelch - der Gral - gehört zu dem Drum und Dran dieses Kultes«, sagte er. »Aber ich kann ihn nirgendwo entdecken.«
    »Der Gral? Haben Sie mir bei unserer ersten Begegnung nicht erzählt, Ihre Familie hätte eine gewisse Beziehung zu dem Heiligen Gral?«
    »Eine Legende, sonst nichts. Von einigen meiner Vorfahren wurde behauptet, sie hätten ihn gesehen. Andere sollen ihn sogar bewahrt haben. Aber die Geschichte wurde dann zu phantastisch, denke ich. Eine Legende besagte sogar, wir hätten ihn nicht für Gott, sondern für Satan bewahrt! Ich las das alles, während ich versuchte, etwas über die alten Gänge zu erfahren, durch die ich Bek verlassen konnte, ohne von den Nazis bemerkt zu werden. Dabei stieß ich dann auch auf die Bücher und Karten, die über die Mittelmarken ...« Er verstummte, als draußen im Gang ein Geräusch ertönte. Rasch zogen wir uns in die
    dunklen Schatten eines der Säulenbögen zurück.
    Durch die sich öffnende Tür fiel ein Strahl des elektrischen Lichts in den Raum. Drei Gestalten standen dort. Keine war besonders groß, und wegen der hohen, steifen Kragen konnten wir ihre Gesichter nicht sehen. Die Umhänge hatten Ähnlichkeit mit den Mänteln mancher kriegerischer Orden, wie zum Beispiel der Tempelritter, und tatsächlich hielten diese Männer große Breitschwerter in den Händen, und unter den Armen trugen sie schwere Eisenhelme, die aussahen, als wären sie in grauer Vorzeit geschmiedet worden. Den drei Gestalten haftete ein Ausdruck barbarischer Kraft an, der allein von ihrer Kleidung herrührte. Als sie sich, nachdem sie die Tür geschlossen und verriegelt hatten, dem Altar näherten, merkte ich, daß einer sehr dünn war und leicht hinkte; ein anderer war rundlich und schnaufte beim

Weitere Kostenlose Bücher