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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Gehen, während der dritte sich mit einer merkwürdigen, angestrengten Steifheit bewegte und die Schultern nach hinten drückte, in der Art eines kleines Mannes, der größer erscheinen will, als er ist. Ich legte von Bek eine Hand auf den Arm. Er zitterte. Ich war nicht überrascht.
    Es konnte kaum ein Zweifel daran bestehen, daß wir uns in der Gegenwart dreier der Erzschurken des 20. Jahrhunderts befanden. Die drei Männer waren Goebbels, Göring und Hitler, und alles, was ich je über ihre bizarren, mystischen Überzeugungen gelesen hatte, ihren Glauben an übernatürliche Vorzeichen, ihre Bereitschaft, die seltsamsten und unwahrscheinlichsten Vorfälle anzunehmen, fand hier schließlich seine Bestätigung.
    In dem Glauben, unbeobachtet zu sein, begannen sie in einem singenden Tonfall Verse von Goethe aufzusagen. Aus ihrem Munde klangen die Worte besudelt und entsetzlich verzerrt. Wie so viele andere romantische Vorstellungen, mißbrauchten sie die Ideen des Dichters für ihre eigenen unwürdigen Zwecke. Sie hätten ebensogut die Beschwörungen einer Schwarzen Messe singen, oder eine Synagoge mit ihrem Unrat beschmutzen können, die Wirkung war ungefähr dieselbe.
    »Allen Gewalten Zum Trutz sich erhalten, Nimmer sich beugen, Kräftig sich zeigen, Rufet die Arme Der Götter herbei.«
    Sie schändeten diese Worte, wie sie alle Worte schändeten, all die reinsten Gedanken und Gefühle des deutschen Volkes, und verwandelten sie in Werkzeuge für den Bau ihrer eigenen erbärmlich unzulänglichen Ideologie. Ich wäre nicht überrascht gewesen, Goethes Geist neben mir stehen zu sehen, bereit, sich an denen zu rächen, die sein Werk so rüde mißbrauchten.
    Jetzt trat Goebbels vor, um zwei dicke rote Kerzen an den Schmalseiten des Altars zu entzünden.
    Neben mir konnte ich fühlen, wie von Bek sich mit letzter Kraft beherrschte, diesen Kreaturen nicht an den Hals zu springen. Schweigend hielt ich ihn zurück. Wir mußten warten. Wir mußten sehen, was uns enthüllt werden würde. Sepiriz hatte gewollt, daß wir hierher kamen. Er hatte den Hasen geschickt, um uns zu führen. Wir mußten abwarten, wie das Ritual weiterging.
    Es erstaunte mich, wie banal ihre eigenen Worte waren. Voller Bitten an uralte Götter, an Wotan und an die Geister von Eiche, Eisen und Feuer. Der Schein der Kerzen beleuchtete ihre Gesichter - Goebbels, eine Maske verzerrter, rattenhafter Freude, sah aus wie ein ungezogener Schuljunge, der sich an seiner eigenen Boshaftigkeit ergötzt; Gö- ring, dicklich und ernsthaft, glaubte offenbar jedes seiner Worte und war außerdem fast bis zur Besinnungslosigkeit betrunken oder mit Drogen vollgestopft; und Adolf Hitler, Kanzler des Dritten Reiches, seine Augen dunkle Spiegel, das fahle Gesicht von einem ungesunden Leuchten erfüllt, schien irgendwelchen Göttern seinen Willen aufzwingen zu wollen, wie er versuchte, den Rest der Welt dazu zu zwingen, seinen abscheulichen Wahn als allein heilbringend anzuerkennen.
    Es war eine beeindruckende Szene - und eine, wie ich sie hoffentlich nie wieder miterleben muß. Dies war menschliche Perversion, die die schlimmsten Auswüchse des Chaos noch übertraf. Das hier war so viel näher an meinen Erfahrungen, meiner eigenen Zeit, daß ich von Beks Empfindungen nur zu gut verstehen konnte, der aus erster Hand den Schrecken erlebt hatte, den diese drei über sein Volk brachten, und der nun mit sich kämpfte wie ein Hund an der Kette, der nur noch töten will. Sein einziger Beweggrund, sich mir anzuschließen, war damals der Wunsch gewesen, diese Männer zu vernichten und die Welt von ihrem bösen Einfluß zu befreien.
    Ich schaute auf Alisaard. Selbst sie empfand die unheilige Macht dieser Geschöpfe.
    »Möge unserem Deutschland in dieser seiner Schicksalsstunde, der Stunde der Entscheidung, die Kraft unserer alten Stammesgötter, der Götter, die auch den Eroberern Roms zur Seite standen, gewährt sein.« Das war Goebbels, der offensichtlich nicht recht glaubte, was er da sagte, aber wußte, daß Hitler und Göring seine Zweifel nicht teilten. »Möge die mystische Macht der großen Götter der Alten Welt mit uns sein, möge sie uns erfüllen mit jener dunklen, natürlichen Kraft, die die schwachen Gefolgsleute der jüdisch-christlichen Möchtegern-Eroberer besiegte. Möge unser Blut, das reine, ungemischte Blut jener furchtlosen Ahnen, wieder mit derselben süßen Erregung durch unsere Adern fließen wie in den Tagen, ehe unsere redlichen, schuldlosen Ahnen von

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