Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Wendemanöver durchzuführen, wobei sie sich tief in den Schlamm wühlten. Zu dieser Gruppe gehörte auch eine junge Frau von vielleicht zwanzig Jahren, mit lebhaften Augen, die in abgetragenes Leder gekleidet war, ähnlich von Beks Gewandung. Sie stellte sich als erste vor. »Ich bin Bellanda-naam-Folfag-ig-Fornster«, sagte sie und legte die Kappe über ihr Herz. »Wir wollten Euch beglückwünschen für Euren Kampf mit Mopher Gorb und seinen Sammlern. Sie hatten sich zu sehr daran gewöhnt, halb verhungerte Ausgestoßene zu jagen. Wir hoffen, sie lernen etwas aus dem, was gestern vorgefallen ist, obwohl ich eigentlich nicht glaube, daß seine Sorte überhaupt fähig ist zu lernen.«
Sie machte uns mit ihren zwei Brüdern und dem Rest der Gruppe bekannt.
»Ihr seht aus wie Studenten«, meinte von Bek. »Gibt es eine Schule an Bord?«
»Allerdings«, antwortete sie, »und wir gehen hin, wenn sie geöffnet ist. Aber seit unser neuer Kapitänbaron hier die Macht übernommen hat, steht Lernen nicht mehr hoch im Kurs. Er behauptet, es würde verweichlichen, und verachtet es zutiefst. In den letzten drei Jahren sind Künstler und Gelehrte kaum gefördert worden, und unser Schiff wird von allen gemieden. Wer über Wissen oder Fertigkeiten verfügt, um auf anderen Schiffen willkommen zu sein, hat die Grimmiger Schild bereits verlassen. Wir haben nichts, außer unserer Jugend und dem Willen zu lernen. Deshalb besteht für uns wenig Aussicht, den Ankerplatz wechseln zu können, wenigstens für geraume Zeit. Es hat schlimmere Tyrannen in der Geschichte der Schiffe gegeben, schlimmere Kriegshetzer, größere Narren. Aber es ist nicht angenehm zu wissen, daß man zum Gespött des gesamten Reiches geworden ist, und daß kein anständiger Mensch von einem anderen Schiff unsereins heiraten oder auch nur mit einem von uns gesehen werden möchte. Lediglich beim Großen Treffen können wir einige Kontakte knüpfen, aber das ist alles irgendwie zu steif und zu kurz.«
»Und wenn ihr das Schiff verlassen würdet ...« begann von Bek.
»Genau - Sumpfgeziefer. Wir können nur hoffen, daß der jetzige Kapitänbaron zwischen die Walzen gerät, oder auf eine andere Art sein baldiges Ende findet! Ich bin kein Snob, hoffe ich wenigstens, aber er ist die schlimmste Art Emporkömmling.«
»Die Ränge sind bei euch nicht erblich?« fragte ich.
»Gewöhnlich schon. Aber Armiad setzte unseren alten Kapitänbaron ab. Armiad war Kapitänbaron Nedaus Proviantmeister, und wie es häufig vorkommt, wenn ein kinderloser Herrscher alt wird, übernahm er mit der Zeit viele der Pflichten seines Herrn. Wir waren darauf vorbereitet, einen neuen Kapitänbaron zu wählen, aus Nedaus engster Familie. Er ist zum Beispiel mit meiner Mutter verwandt, von der Fornster-Seite her. Auch war Arbreks Onkel«, sie deutete auf einen rothaarigen jungen Mann, der so scheu war, daß sein Gesicht mit seinem Haar um die Wette glühte, »ein Fürst der Rendeps, zwischen denen und dem damals amtierenden Herrscher ein alter Poesie-Bund bestand. Endlich war auch der Doowrehsi von den Heiligen Monica- nern ein enger Blutsverwandter, wenn auch ein Eremit, Asket und Gelehrter. Alle jene standen zur Wahl. Dann, in seiner Senilität (anders läßt es sich nicht erklären), forderte unser Kapitänbaron Nedau einen Zweikampf auf Leben und Tod. Nun ist dergleichen seit dem Krieg der Schiffe nicht mehr vorgekommen, während der ganzen langen Jahre nicht, aber es steht immer noch auf dem Gesetzesmast geschrieben und muß geachtet werden. Warum Nedau Armiad herausforderte, haben wir nie erfahren, aber wir nahmen an, daß er ihn dazu getrieben hatte, vielleicht durch eine unverzeihliche Beleidigung, oder die Drohung, ein Geheimnis zu verraten. Was auch immer der Grund war, Armiad nahm die Herausforderung selbstverständlich an, und die beiden kämpften auf der großen Hängebrücke zwischen den beiden Hauptmasten. Wir alle schauten von Deck aus zu, gemäß einer Tradition, die bei uns längst in Vergessenheit geraten war, und obwohl Rauch von einem der Schornsteine die letzten Augenblicke des Kampfes verdeckte, konnte es keinen Zweifel daran geben, daß Nedau ins Herz getroffen wurde, bevor er mehr als dreißig Meter tief auf den Marktplatz stürzte. Und so, weil ein altes Gesetz nie geändert wurde, ist unser neuer Kapitänbaron ein ungehobelter, ungebildeter Tyrann.«
Von Bek meinte: »Ich kenne mich ein wenig aus mit solchen Tyrannen. Ist es nicht gefährlich, laut und in der
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