Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Geschäften nach. Ich sah Karren, welche von Tieren gezogen wurden, die wie Ochsen aussahen, hörte die Rufe von Frauen, die sich in den windschiefen Häusern von Fenster zu Fenster unterhielten, sah Kinder in der unteren Takelage spielen, während Hunde zu ihnen hinaufbellten. Überall wogte der Rauch, manchmal so dicht, daß man überhaupt nichts mehr erkennen konnte; dann wieder, aber nur selten, wurde er vom Wind davongetragen und es war möglich, einen Atemzug frischer Luft von weiten, glitzernden Marschen zu erhaschen, durch die Der Grimmige Schild sich mit einer gewissen schwerfälligen Würde hindurcharbeitete.
Obwohl flach und überwiegend grau-grün, war Maaschanheem auf seine Art großartig. Die Wolken hoben sich kaum jemals für sehr lange, doch bewirkten sie ein ständig wechselndes Licht, das den Lagunen, Marschen und schmalen Streifen Land, den ›Ankerplätzen‹ dieses Nomadenvolkes, ein immer neues Aussehen verlieh. Schwärme eigenartig schöner Vögel ließen sich auf dem Wasser treiben oder wateten durch das Röhricht. Hin und wieder stieg ein solcher Schwarm als dunkle Masse in den Himmel, zog seine Kreise unter den Wolken und verschwand in Richtung des unsichtbaren Horizonts. Fremdartige Tiere huschten durch das Gras oder hoben neugierig die Köpfe aus dem Wasser. Am meisten überraschte mich von diesen ein Geschöpf, das Ähnlichkeit mit einem Otter hatte, aber größer war als ein Seelöwe. Wie wir erfuhren, nannte man es schlicht und einfach Vaasarhund. Ich stellte fest, daß die Sprache, die ich fließender beherrschte als von Bek, teutonischen Ursprungs war, irgendwo zwischen Althochdeutsch, Holländisch und in geringerem Maße Englisch und Skandinavisch. Jetzt wußte ich, wovon die Rede gewesen war, als man mir sagte, diese Welt hätte größere Ähnlichkeit mit der Welt des John Daker als jede andere, die ich in der Gestalt des Ewigen Helden besucht hatte.
Die Wasserhunde waren so verspielt wie Otter, folgten dem Schiff in sicherer Entfernung, sobald es in tieferes Wasser geriet (obwohl es nie gänzlich den Bodenkontakt verlor), und bellten und sprangen nach den Happen, die die Bewohner des Schiffes ihnen zuwarfen.
An diesem Morgen kam ich auch sehr bald zu der Einsicht, daß die Menschen an Bord nicht von Natur aus düster und unfreundlich waren, obwohl es sich bei ihrem augenblicklichen Herrscher und seinen Kesselbewahrern um einen ausgesprochen unappetitlichen Haufen handelte. Sie hatten sich daran gewöhnt, mit dem Schmutz aus den Schornsteinen und dem Gestank zu leben, aber sie wirkten durchaus fröhlich und liebenswürdig, sobald sie sich überzeugt hatten, daß wir ihnen nichts Böses wollten und kein ›Sumpfgeziefer‹ waren - wie wir feststellten, ein Ausdruck für jeden, der kein Heimatschiff hatte, wegen irgendwelcher Verbrechen ausgestoßen wurde oder sich einfach entschlossen hatte, an Land zu leben. Manche dieser Banden überfielen tatsächlich Schiffe, wenn sich die Gelegenheit bot, oder verschleppten den einen oder anderen Bewohner, aber mir wollte scheinen, daß sie nicht alle von Grund auf schlecht waren oder verdienten, zu Tode gehetzt zu werden. Man erklärte uns, daß Kapitänbaron Armiad die Bestimmung eingeführt hatte, daß alle Landbewohner zu töten und ihre Leichen den Kesseln zuzuführen waren. »Als Folge davon«, sagte uns eine Frau, die damit beschäftigt war, ein Stück Leder abzuschaben, »mag jetzt kein Landbewohner mehr Handel mit Der Grimmige Schild treiben. Wir sind gezwungen, mit dem auszukommen, was der Ankerplatz hergibt und was die Kesselbewahrer dem Sumpfgeziefer abnehmen.« Sie zuckte die Schultern. »Das sind eben die neuen Sitten.«
Wir merkten, daß wir am schnellsten vorankamen, wenn wir die Seilbrücken zwischen den Masten benutzten. So ersparten wir uns die zeitraubenden Wege durch die gewundenen Straßen und konnten uns nicht mehr so leicht verirren. Die Masten hatten feste Leitern mit einem schützenden Gittergeflecht, so daß man kaum befürchten mußte, den Halt zu verlieren und rücklings auf die Gebäude unten zu stürzen.
Wir gerieten in eine Gruppe junger Männer und Frauen, die wohl zum Adel gehörten, obwohl sie nicht besonders gut gekleidet und beinahe so schmuddelig waren wie die normalen Bürger. Sie sprachen uns an, als wir das Dach eines Türmchens überquerten, um einen Blick auf den hinteren Teil des Schiffes und die gewaltigen Ruder zu werfen, die benutzt wurden, um die Geschwindigkeit zu verringern oder
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