Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
Netz der Takelage zu.
Wie eigentlich nicht anders zu erwarten, ertönte von oben eine triumphierende Stimme.
»Die Diebe fliehen. Fangt sie, schnell!«
Das gesamte Schiff wimmelte plötzlich von Männern, die den Strahl ihrer Laternen auf von Bek richteten, der gerade im Begriff war, sich über die Brüstung zu schwingen, und auf mich, der ich hilflos an dem Seil hing und weder vor noch zurück konnte.
»Wir ergeben uns!« rief von Bek leichthin, in dem Versuch, das Beste aus der verfahrenen Situation zu machen. »Wir gehen in unser Gefängnis zurück.«
Armiads herausgezischte Antwort troff vor boshaftem Vergnügen. »Oh nein, das werdet ihr nicht, edle Herren. Ihr werdet zuerst einmal auf die Decks hinunterstürzen und ein paar Knochen brechen, bevor wir euch wieder einfangen.«
»Ihr seid ein hartherziger Bastard, und dazu noch ein ungehobelter Emporkömmling«, stellte von Bek fest. Er löste das verknotete Seil von der Brüstung. Wollte er mich umbringen? Doch er war schon gesprungen, knapp unter mir am Seil hängend, und schrie: »Halten Sie sich fest, Herr Daker!«
Mir enormem Schwung prallten wir gegen die geteerten Taue der Takelage, die unsere Gesichter und Hände zerschrammten, aber gleichzeitig schüttelten wir unsere Feinde von ihren luftigen Plätzen in unserer Nähe. Wir machten uns an den Abstieg.
Doch Armiads Bewaffnete waren überall, und wir hatten kaum den Fuß auf ein Deck gesetzt, als zwei oder drei von ihnen uns schon erspäht hatten und in vollem Lauf herbeikamen.
Wir rannten zur nächsten Balustrade und blickten hinüber. Springen war aussichtslos, und es gab auch nichts, woran wir uns hätten weiterhangeln können.
Ich hörte über mir ein eigenartiges Klappern, und als ich aufblickte, sah ich zu meinem größten Erstaunen eine hochgewachsene Frau in elfenbeinener Rüstung an einem Tau herabgleiten. Sie hatte ein Schwert unter den Arm geklemmt, an einer Schlinge um ihr Handgelenk baumelte eine Kriegsaxt. Sie landete neben uns und bewegte sich ohne zu zögern vorwärts, während sie mit ihrer Waffe anscheinend nur die leere Luft zerteilte.
Was sie den Maaschanheemern nun eigentlich antat, habe ich nie so recht herausgefunden, aber die Angreifer sanken hinter ihr zu Boden. Sie gab uns ein Zeichen, ihr zu folgen, was wir dankerfüllt taten. Jetzt entdeckten wir zumindest ein Dutzend der Geisterfrauen hier und da auf dem Schiff - und wo sie gewesen waren, stellte sich uns kein Maa- schanheemer mehr in den Weg.
Ich hörte Armiad lachen. Es klang unangenehm. Er schien Schwierigkeiten beim Atmen zu haben. »Lebt wohl, ihr Hunde. Ihr verdient euer Schicksal. Es wird grausamer sein als alles, was ich mir hätte ausdenken können!«
Die Geisterfrauen bildeten eine Art lebender Barriere um uns, als sie sich rasch über das Schiff bewegten und alles vor sich niedermachten.
Innerhalb weniger Momente standen von Bek und ich auf festem Boden, und wurden von den Frauen durch das Lager zu ihren eigenen Zelten getrieben.
Ich wußte, sie hatten sämtliche alten Gesetze des Großen Treffens gebrochen.
Was konnte für sie so wichtig sein, daß sie bereit waren, derartige Gefahren auf sich zu nehmen? Ohne das Treffen würden sie es schwerhaben, Nachschub an männlichen Sklaven für ihre besonderen Zwecke herbeizuschaffen. Damit war ihre Rasse zum Untergang verurteilt!
Ich hörte von Bek mit zitternder Stimme zu mir sagen: »Ich glaube, mein Freund, wir sind eher ihre Gefangenen als ihre Gäste. Was, um alles in der Welt, können sie mit uns vorhaben?«
Eine der Frauen sagte streng: »Seid still. Unsere Zukunft, sogar unsere Existenz ist jetzt in Frage gestellt. Wir kamen, um euch zu suchen, nicht, um mit den anderen zu kämpfen. Aber da es nun einmal so gekommen ist, müssen wir sofort aufbrechen.«
»Aufbrechen?« Mein Magen krampfte sich zusammen. »Wohin bringt Ihr uns?«
»Nach Gheestenheem, natürlich.«
Von Bek stieß ein wildes Lachen aus. »Oh, das ist zuviel für mich. Ich bin Hitlers Peinigern nur entkommen, um als Weihnachtsgans zu enden. Ich hoffe, Ihr findet mich schmackhaft, meine Damen. Zur Zeit bin ich magerer, als es mir oder Euch lieb sein kann.«
Sie hatten uns zu einem ihrer schnittigen weißen Schiffe geschleppt. Jetzt wurden wir über die Reling geschoben. Ich konnte hören, wie Ruder ins Wasser tauchten.
»Nun, von Bek«, bemerkte ich zu meinem Freund. »Wenigstens haben wir die Gelegenheit, höchstpersönlich die Geheimnisse von Ghee- stenheem zu lüften!«
Aufrecht
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