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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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Allerdings hatte mich die Erfahrung gelehrt, daß oft die zivilisiertesten, liebenswürdigsten und humansten Kulturen zumindest eine Eigenart haben, die, obwohl in ihren Augen vollkommen natürlich, anderen absolut furchtbar erscheint. Wie auch immer, diese Frauen verfügten über die Anmut, die ich mit dem mir vertrauten Volk der Alten in Verbindung brachte.
    »Nennt ihr euch selbst ›Geisterfrauen‹?« fragte ich sie, ebensosehr, um ihre Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, wie aus Wißbegier.
    »Nein. Aber wir haben schon vor langer Zeit herausgefunden, daß unsere beste Verteidigung darin besteht, den Aberglauben der Menschen zu unserem Vorteil auszunutzen. Die Rüstung dient mehreren praktischen Zwecken, zumal, wenn wir uns in der Nähe dieser qualmenden Schiffe aufhalten, aber sie verleiht uns auch etwas Geheimnisvolles und schreckt diejenigen ab, die uns andernfalls in jeder Weise beleidigen und bedrohen würden.«
    »Mit welchem Namen bezeichnet ihr euch dann selbst?« fragte ich weiter, ohne eigentlich eine Antwort hören zu wollen.
    »Wir sind die Frauen der Alten Rasse«, sagte sie.
    »Und euer Volk lebt in Gheestenheem?« Mein Herz klopfte heftig.
    »Die Frauen«, berichtete sie. »Sie wohnen in Gheestenheem.«
    »Nur die Frauen? Ihr habt keine Männer?«
    »Wir haben Männer, aber wir sind von ihnen getrennt. Es gab einen Exodus. Die Alten wurden von menschlichen Barbaren, die sich Mab- den nannten, aus ihrem angestammten Reich vertrieben. Wir suchten anderswo Zuflucht, aber während dieser Suche wurden wir getrennt. Seither haben wir uns durch die Jahrhunderte mit Hilfe von Männern des Menschenvolkes fortgepflanzt. Allerdings werden aus einer solchen Verbindung stets nur Mädchen geboren. Der Bestand unseres Volkes ist gesichert, aber die Art und Weise ist durchaus zuwider.«
    »Was wird aus den Männern, sobald sie ihren Zweck erfüllt haben?«
    Sie lachte und warf den schmalen Kopf zurück, so daß die Sonne ihr Haar in Brand zu setzen schien. »Ihr glaubt, wir wollten Euch mästen für ein Festessen, Prinz Flamadin? Eure Frage wird sich beantworten, sobald wir Gheestenheem erreichen!«
    »Warum habt ihr so viel aufs Spiel gesetzt, um uns zu retten?«
    »Wir hatten gar nicht die Absicht, euch zu retten. Wir wußten gar nicht, daß euch Gefahr drohte. Wir wollten mit Euch sprechen. Dann, als wir sahen, was vor sich ging, beschlossen wir, euch zu helfen.«
    »Also kamt ihr, um mich gefangenzunehmen?«
    »Um zu reden. Möchtet Ihr lieber wieder auf dieses übelriechende Schiff zurückgebracht werden?«
    Ich beeilte mich zu versichern, daß ich die Grimmiger Schild niemals mehr wiederzusehen wünschte. »Wann habt ihr denn vor, mir eine Erklärung zu liefern?«
    »Sobald Gheestenheem erreicht ist«, sagte sie. »Seht!«
    Die Säulen ragten jetzt hoch über uns auf, und das weiße Schiff reflektierte strahlend das gleißende Licht. Anfangs hatte ich geglaubt, auch die Säulen seien weiß wie Marmor, aber tatsächlich schillerten sie in allen Farben des Regenbogens.
    Am Heck stemmten sich die Steuerfrauen hart gegen die Ruder und lenkten das Schiff vorsichtig zwischen die Säulen.
    »Es ist gefährlich, sie zu berühren«, erklärte Alisaard. »Sie könnten ein Schiff wie das unsere innerhalb von Sekunden zu Asche verbrennen.«
    Ich war halb geblendet von dem grellen Schein. Deshalb hatte ich nur einen vagen Eindruck von gewaltigen Brechern am Fuß der Säulen und das Gefühl, als würde das Schiff in die Höhe getragen und erst gegen einen Pfeiler aus Licht geworfen und dann gegen den nächsten. Aber unsere Besatzung war erfahren. Plötzlich waren wir hindurch und befanden uns in ruhigem Wasser, umgeben von vollkommener Stille. Ich blickte auf. Es war, als befände ich mich in einem massiven Tunnel, der sich in die Unendlichkeit erstreckte. Jedenfalls war nicht zu erkennen, wo er aufhörte. Es herrschte darin allerdings eine Atmosphäre des Friedens, die kein Angstgefühl aufkommen ließ.
    Von Bek war erstaunt. »Wie herrlich! Ist es wirklich Magie?«
    Alisaard meinte: »Seid Ihr so abergläubisch wie all die anderen, Graf von Bek? Das hätte ich nicht gedacht.«
    »Dies hier übersteigt alles, was mir je an wissenschaftlicher Ausbildung zuteil geworden ist«, erklärte er ihr mit einem Lächeln. »Was sonst könnte es sein als Magie?«
    »Wir halten es für ein durchaus natürliches Phänomen. Es bildet sich, sobald die Dimensionen unserer Reiche sich berühren. Dadurch entsteht eine Art Strudel. Auf

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