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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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saß ich in dem Boot. Niemand hinderte mich, als ich, auf eine Holzbank gestützt, aufstand und über das schwarze Wasser blickte.
    Hinter uns lagen die Feuer und großen Schatten am Ort des Treffens. Ich war sicher, ihn nie wiederzusehen.
    Ich wandte mich an die Frau, die den Angriff auf das Schiff geführt hatte. »Warum habt Ihr alles aufs Spiel gesetzt, was Euch teuer ist? Bestimmt könnt Ihr nie wieder an einem Großen Treffen teilnehmen. Ich weiß immer noch nicht, ob ich Euch dankbar sein soll oder nicht.«
    Sie löste ihre Rüstung, nahm das Helmvisier ab. »Die Frage müßt Ihr Euch selbst beantworten«, sagte sie, »sobald wir Gheestenheem erreicht haben.«
    Hinter dem Visier kam ihr Gesicht zum Vorschein.
    Es war die Frau, die ich zuvor schon gesehen hatte. Als ich auf ihre wunderschönen Züge starrte, erinnerte ich mich eines Traumes, den ich einst gehabt hatte. Darin sprach ich mit Ermizhad. Sie hatte mir erklärt, daß sie nicht bis in Ewigkeit wiedergeboren werden konnte, wie ich, aber wenn ihre Seele in eine andere Gestalt schlüpfte, würde diese Gestalt immer dieselbe sein. Und immer würde sie mich lieben. Ich bemerkte kein Erkennen in diesem Gesicht, dennoch traten mir die Tränen in die Augen, als ich sie ansah.
    Ich sagte: »Bist du es, Ermizhad?«
    Die Frau betrachtete mich überrascht. »Mein Name ist Alisaard«, antwortete sie. »Weshalb weint Ihr?«

Zweites Buch
    Nicht bar jeder Erinnerung leben wir Verbannte fern der sternenhellen Pfade:
    Eine zeitlose Stunde bewahrten wir uns von der langen Nacht endloser Tage.
    Mit gemess'ner Fröhlichkeit schritten fern die Sterne auf elbischen Hügeln zum Tanz:
    Sacht atmet der Flieder im Zwielicht, gewoben aus grünem und blauem und goldenem Glanz,
    Doch war die allumfassende Nacht uns nur wie ein Tun von fernher erklungen,
    denn Einkehr hielten unsere sehnenden Herzen nach all ihren Wanderungen:
    Es rief Schönheit nach Schönheit, und auf des Magiers Zeichen stiegen empor
    Die vergangenen Stunden der Liebe, die in den Unsterblichen brennen wie je zuvor.
    Und süße, ewig junge Gesichter verbannten die Schatten der Erde von jenem Ort,
    Und flimmernd wie ein zarter Mottenflügel grüßte deine weiße Hand - und war fort.
    Oh, wer bin ich, mich kühn emporzurecken neben dieser Göttin der Abendsonnenträume?
     
    ›A. E.‹ (George Russell), APHRODITE

Kapitel eins
    Ich erinnere mich an kaum etwas von dieser Reise bis zum Anbruch des nächsten Tages. Die Sonne ging auf; rot, gewaltig, unstofflich waberte sie unter einem Schleier aus Wasserdunst und verlieh den Wogen eine Art rosa- und scharlachrote Tönung. Wind blähte das weite Segel, und das Sonnenlicht berührte auch uns, so daß wir eins waren mit den Farben des Ozeans, als wir in die Morgenhelligkeit hineinsegelten.
    Dann weckte etwas Außergewöhnliches vor uns meine Aufmerksamkeit. Es sah aus, als stiegen aus dem Meer gigantische Wasserfontänen. Nach einiger Zeit stellte ich fest, daß es sich nicht um Wasser handelte, sondern um Licht. Gewaltige Lichtsäulen, die vom Himmel herabströmten und eine riesige Wasserfläche beleuchteten. Dahinter waren Nebel, Gischt und Wolken. In dem von den Säulen eingefaßten Gebiet war das Wasser ruhig.
    Von Bek stand am Bug, eine Hand um ein straff gespanntes Tau, die andere schützend über die Augen gelegt. Er war aufgeregt. Schaumspritzer bedeckten seine Haut. Er sah aus, als wäre er zu neuem Leben erwacht. Auch ich war dankbar für das Salzwasser, das mir die fettige Schmutzschicht abgewaschen hatte.
    »Welch ein Wunder der Natur!« rief von Bek aus. »Wie, glauben Sie, läßt es sich erklären, Daker?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich gehe immer davon aus, daß es sich um Magie handelt.« Dann erkannte ich das Ironische meiner Bemerkung und mußte lachen.
    Ihr dunkelrotes Haar ausschüttelnd, kam Alisaard an Deck. »Ah«, meinte sie ernsthaft, »ihr habt das Tor gesehen.«
    »Tor?« fragte von Bek. »Wohin?«
    »Nach Gheestenheem natürlich.« Ganz augenscheinlich fand sie seine Unbedarftheit liebenswert. Ich verspürte einen ungewollten Stich der Eifersucht. Warum sollte diese Frau nicht mögen, wen sie wollte? Sie war nicht meine Ermizhad. Aber es fiel schwer, das zu bedenken, die Ähnlichkeit war zu groß. Sie wandte sich an mich. »Habt Ihr geschlafen? Oder habt Ihr die ganze Nacht geweint, Prinz Flamadin?« Ihr Ton drückte belustigte Sympathie aus. Ich konnte einfach nicht glauben, daß diese Frauen grausame Sklavenhalter und Kannibalen waren.

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