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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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vielfältigen Einrichtungen einer blühenden Handelsstadt.
    Handelsstadt.
    Rhetalik glich in der Form einer flachen Schüssel. Sämtliche schmalen Straßen führten zu einem See hinab, der den Mittelpunkt der Stadt bildete. Dort, auf einer künstlichen Insel, erhob sich ein großer Palast aus luftigem Marmor, Quarz, Ton und Kalkstein; ein Palast, der im Sonnenlicht glitzerte und schimmerte, und ein Dutzend herrlicher Farben von den ragenden Obelisken am Ufer des Sees reflektierte. Von den zentralen Türmen des Palastes wehten hundert verschiedene Banner, jedes einzelne ein Kunstwerk. Eine gewölbte, schmale Brücke spannte sich über den Graben bis zu dem fein behauenen Mauerwerk der Torpfosten, die von Wächtern in einer vollendet nutzlosen Rüstung prachtvollster Machart gehütet wurden. Der barocke Effekt dieser Rüstung wurde noch erhöht durch die massigen Geschöpfe, die mit Sattel und Zaumzeug nicht nur ebenso prächtig aufgeputzt waren wie ihre Herren, sondern auch noch eine ähnlich steife Habachtstellung eingenommen hatten. Es waren die gewaltigen Reitechsen, die ich schon einmal gesehen hatte; die Drachen, nach denen diese Welt benannt worden war. Ottro hatte erzählt, wie zahlreich diese Geschöpfe in alten Zeiten gewesen waren, und wie sein Volk mit ihnen um den Besitz des Landes kämpfen mußte.
    Wir brachten unsere Pferde neben einer Mauer zum Stehen, über die hinweg man See und Palast betrachten konnte. Überall um uns herum waren die Straßen mit Fahnen geschmückt, mit schillernden Wimpeln und kleinen Spiegeln, mit polierten Schilden und Tellern, so daß die ganze Stadt in silbernem Licht erstrahlte. Die Bewohner von Valadeka feierten die Krönung ihrer Kaiserin. Wo man sich hinwandte, waren Musik und Scharen jubelnder Männer und Frauen, die in den Tavernen und Gassen beim Trunk saßen.
    »Unschuldig genug, diese Festlichkeiten«, meinte von Bek, der sich im Sattel vorbeugte, um seinen Rücken zu entlasten. Es war einige Jahre her, seit er zuletzt geritten war. »Kaum zu glauben, daß sie die Krönung einer Frau feiern, die aller Wahrscheinlichkeit nach die Personifikation des Bösen ist.«
    »In der Verkleidung gedeiht das Böse am besten«, bemerkte Ottro grimmig. Seine Gefährten nickten zustimmend.
    »Und die beste Verkleidung ist immer der Mantel der Schlichtheit«, fügte der Jüngling, Federik Schaus, hinzu. »Aufrichtige Vaterlandsliebe. Freudiger Idealismus ...«
    »Du bist ein Zyniker, Junge.« Von Bek lächelte ihm zu. »Aber leider stützen meine eigenen Erfahrungen deine Ansicht. Zeig mir einen Mann, der schreit ›Mein Land, Recht oder Unrecht‹ und ich zeige dir einen, der im Namen der Vaterlandsliebe frisch und frei sein eigenes Volk halb auszurotten imstande ist.«
    »Ich hörte einst jemanden sagen, eine Nation sei lediglich eine Entschuldigung für ein Verbrechen«, warf Ottro ein. »In diesem Fall möchte ich dem zustimmen. Sie hat die Liebe und das Vertrauen ihres Volkes mißbraucht. Sie haben sie zur Kaiserin dieses ganzen Reiches gemacht, weil sie glauben, in ihr vereinten sich die besten Eigenschaften der menschlichen Natur. Jetzt besitzt sie außerdem noch die Sympathie ihrer Untertanen. Hat nicht ihr Bruder versucht, sie zu töten? Ist es nicht bewiesen, daß sie sich jahrelang bemüht hat, sein Ansehen aufrechtzuerhalten, die Leute in dem Glauben zu lassen, er sei edel und gut, wo er doch von Anfang an ein Musterbeispiel an Selbstsucht und Feigheit war?« Ottros Stimme klang bitter.
    »Nun«, meinte ich, »da ihr Bruder vermutlich tot ist, und ihr seine Opfer seid« (das war die Geschichte, die man verbreitet hatte) »denkt nur, wie überglücklich sie sein wird, festzustellen, daß sie recht daran tat, ihm zu trauen!«
    »Sie wird uns auf der Stelle ermorden. Da bin ich immer noch ganz sicher.« Von Bek glaubte nicht an unseren Plan.
    »Ich bezweifle, daß selbst Sepiriz mit all seinen Intrigen und seiner Verschlagenheit uns in den sicheren Tod geschickt hätte«, hielt Alisaard ihm entgegen. »Wir müssen seinem Urteil vertrauen. Es beruht auf mehr Dingen, als uns bekannt ist.«
    »Es gefällt mir aber gar nicht, mich wie eine Figur in seinem Schachspiel zu fühlen«, verkündete von Bek.
    »Mir auch nicht.« Ich zuckte die Schultern. »Obwohl man denken sollte, ich hätte mich daran gewöhnt. Ich glaube immer noch, daß der Wille des Einzelnen mindestens so viel erreichen kann wie diese Allianz von Menschen und Göttern, die Sepiriz so oft erwähnt. Mir ist mehr als

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