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Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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hinabzuschreiten.
    »Nein, Sharadim. So leicht wirst du dir diese Macht nicht aneignen können. Laß die Welt zumindest erfahren, durch welche schurkischen Taten du sie erlangt hast. Laß sie wissen, daß du Aufruhr, Entsetzen, blutige Qualen über dieses Reich bringen wirst. Laß sie wissen, daß du vorhast, dich mit den finstersten Kräften des Chaos zu verbünden, daß du erst dieses Reich erobern willst, um dich dann selbst zur Kaiserin aller Sechs Reiche des Rades zu erheben. Laß sie wissen, daß du sogar bereit bist, die Wälle niederzureißen, die uns vor den Schrecken der Alptraum-Marschen schützen. Laß diese große Versammlung wissen, Sharadim, Schwester, daß du nur Verachtung für sie empfindest, weil sie glaubten, unser Blut wäre ruhiger geworden, während es doch durch die erzwungene Ruhe zu um so größerer Wildheit entbrannt ist. Laß sie wissen, Sharadim, die du erst versuchtest, mich zu verführen und dann, mich zu morden, was du von ihrer naiven Begeisterung und ihrem guten Willen hältst. Laß sie wissen, daß du danach strebst, unsterblich zu werden, ein Mitglied im Pantheon des Chaos!«
    Ich hatte auf die Wirkung gerechnet, die meine Worte in dieser riesigen Halle haben mußten. Meine Stimme dröhnte. Meine Worte waren Messer, deren jedes einzelne sein Ziel traf. Aber bis zu diesem Moment hatte ich nicht gewußt, was ich sagen würde.
    Die Erinnerung hatte ganz plötzlich eingesetzt. Für kurze Zeit hatte ich anscheinend über Flamadins Bewußtsein verfügt und über das, was er darin von Sharadims Worten bewahrte.
    Ich hatte daran gedacht, Sharadim vor dem versammelten Adel ihres Reiches anzuklagen. Aber nicht eine Sekunde lang hatte ich auch nur vermutet, daß diese Anklage so treffend und genau ausfallen würde. Angefangen hatte es damit, daß ich Prinz Flamadins Körper in Besitz nahm. Jetzt hatte Prinz Flamadin mich in Besitz genommen.
    »Berichte ihnen von all deinen Plänen, Schwester!« Ich stieg die nächsten Stufen hinab. Inzwischen watete ich durch aufgehäufte Rosen, rot und rosa, und ihr süßer Duft berauschte mich fast wie eine
    Droge. »Sag ihnen die Wahrheit!«
    Sharadim schleuderte das Halbe Schwert beiseite, das sie eben noch wie einen Liebhaber gestreichelt hatte. Ihr Gesicht glühte vor Haß und gleichzeitig wie vor überschwenglicher Freude. Es sah aus, als hätte sie eine Bewunderung für ihren Bruder wiederentdeckt, die sie vor langer Zeit aufgegeben hatte.
    Einige Rosenblätter schwebten träge in den breiten Lichtstrahlen, die durch das bunte Glas fielen. Ich blieb wieder stehen, die Hände in die Hüften gestützt, mein ganzer Körper eine einzige Herausforderung. »Sag es ihnen, Sharadim, Schwester!«
    In ihrer Stimme, als sie endlich sprach, klang nicht eine Spur von Unsicherheit. Statt dessen schwang darin eine kalte und erbarmungslose Autorität. Und Verachtung.
    »Prinz Flamadin ist tot, Herr. Tot. Und Ihr, Herr, seid ein unverschämter Betrüger!«

Kapitel vier
    Ich hatte es mir bis jetzt aufgespart, mein Gesicht zu zeigen. Aus jedem Teil des Saales ertönte ein Murmeln des Wiedererkennens. Manch einer wich furchtsam zurück, als wäre ich ein Gespenst; andere drängten rasch vor, um mich besser sehen zu können. Und aus der Menge um den Thronsitz lösten sich auf Sharadims Zeichen ein halbes Hundert Bewaffneter mit Hellebarden, die einen Ring um sie und den Thron bildeten.
    Ich deutete hinter mich. »Und wenn ich ein Betrüger bin, was sind dann jene? Meine Fürsten und Fürstinnen, erkennt ihr nicht die, die noch vor kurzem zu euch gehörten?«
    Ottro, Landesprinz von Waldana, stellte sich neben mich. Ihm folgten Madvad, Graf von Dräne, Halmad, Landesprinz von Ruradani und all die anderen Adeligen und Knappen.
    »Dies sind die Männer, die du in die Sklaverei verkauft hast, Shara- dim. Du mußt dir doch jetzt wünschen, sie getötet zu haben, wie du die anderen ermorden ließest!«
    »Schwarze Magie!« rief meine Zwillingsschwester. »Truggestalten des Chaos! Meine Soldaten werden sie zerstören, keine Angst.«
    Aber jetzt drängten immer mehr der Anwesenden heran. Ein hochgewachsener Mann mit einer Krone aus gefärbten Muscheln hob die Hand. »Kein Blut darf hier vergossen werden. Ich kenne Ottro von Waldana, als wäre er ein Mitglied meiner Familie. Es wurde behauptet, Ottro, du seist ausgefahren, um neue Tore zu den anderen Reichen zu suchen. War es so?«
    »Ich wurde gefangengenommen, Prinz Albret, als ich mich eben nach meinem eigenen Land einschiffen

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