Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert

Titel: Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
Vom Netzwerk:
unterhält .«
    Jetzt überlief mich ein Frösteln. Meinten sie die Seele des Körpers, in dem ich mich befand?
    »Ich habe gehört, daß sie den Leichnam in diesen Gemächern bewahrt«, meinte ein anderer. »Eingefroren. Unverwest. Genau so, wie er in dem Moment aussah, als er seinen letzten Atemzug tat.«
    Ich wurde ungehalten. »Das sind doch nur Gerüchte.«
    »Natürlich, Euer Hoheit«, pflichtete ein Knappe mir eilfertig bei. Dann runzelte er die Stirn. Ich fühlte mit ihm. Er war nicht der einzige, der ein vages Unbehagen empfand. Immerhin war ich in diesem Zimmer ermordet worden - oder zumindest etwas, das beinahe ich war, hatte hier den Tod gefunden. Ich hielt mir die Stirn. Einen Augenblick lang schienen mich die Sinne verlassen zu wollen.
    Von Bek fing mich auf. »Langsam, Mann. Gott weiß, was das für Sie bedeutet. Für mich ist es schon schlimm genug.«
    Mit seiner Hilfe gelang es mir, mich wieder zu fangen. Wir folgten Ottro durch die Gemächer, ein jedes so düster und bedrückend wie das vorige. Dann kamen wir zu einer Außentür, vor der Ottro stehenblieb.
    Von der anderen Seite der Tür drangen Geräusche zu uns herein. Musik. Rufe. Jubel.
    Ich kannte unseren Plan, aber dennoch fiel es mir schwer zu glauben, daß wir bereits so viel erreicht hatten. Mein Herz klopfte laut. Ich nickte Ottro zu.
    Mit einer ruckartigen Bewegung zog der alte Mann die Riegel der Doppeltür zurück und stieß die beiden Flügel krachend auf.
    Wir starrten auf ein Meer von Farben, Metall und Seide, Gesichtern, die sich, verblüfft über den Lärm, uns neugierig zuwandten.
    Wir starrten in den großen, gewölbten Thronsaal der Valadek, auf Lanzen und Banner und Rüstungen und die verschiedensten Prachtgewänder, bei denen Rosarot und Weiß, Gold und Schwarz dominierten. Durch die großen Fenster an beiden Enden des Saales strömte breit gefächertes Sonnenlicht, das uns halb blendete.
    Mosaiken, Gobelins und farbiges Glas kontrastierten wundervoll mit dem hellen, behauenen Mauerwerk der Halle und schienen so angeordnet, daß das Auge unwillkürlich zur Mitte des Raumes wanderte, wo sich von einem Thron aus blauem und smaragdgrünem Obsidian eine ungewöhnlich schöne Frau erhob. Ihr Blick traf den meinen in dem Moment, als ich die erste der Stufen erreichte, die zu dem Podium mit ihrem Thronsessel hinabführten.
    Neben ihr standen Männer und Frauen in schweren Roben. Es waren die religiösen Würdenträger der Valadek, ebenfalls verheiratete Geschwister, wie es seit mehr als zweitausend Jahren bei uns Sitte war. Sie trug den uralten Mantel des Sieges. Er war seit Jahrhunderten keinem Angehörigen der Valadek mehr umgelegt worden. Wir hatten ihn niemals wieder tragen wollen, denn er war ein Kriegsmantel, ein Mantel, der Eroberung durch Waffengewalt verkündete. Sie hatte ihn mir angeboten, und ich hatte ihn zurückgewiesen.
    In den Händen hielt sie das Halbe Schwert, die alte zerbrochene Klinge unserer barbarischen Vorfahren, mit der angeblich das letzte Mitglied der Sippe der Anishad getötet worden war, ein Mädchen von sechs Jahren. Mit diesem Mord begann die Herrschaft unserer Familie, bis zur Reform der Monarchie, die dazu führte, daß die Prinzen und Prinzessinnen vom Volk gewählt wurden. Sharadim und Flamadin waren gewählt worden. Man hatte uns gewählt, weil wir Zwillinge waren, und weil man das für ein gutes Omen hielt. Wir sollten heiraten und Segen über die ganze Nation bringen. Die Nation wußte allerdings nicht, wie sehr Sharadim auf diese Gelegenheit gewartet hatte. Ich erinnerte mich an unsere Streitgespräche. Ich erinnerte mich an ihre Verachtung für meine - in ihren Augen - Schwäche. Ich hatte sie daran gemahnt, daß wir gewählt waren, daß alle Macht, über die wir verfügten, ein Geschenk des Volkes war, daß wir Parlamenten und Ratsversammlungen verantwortlich waren. Sie hatte darüber gelacht.
    - Seit dreieinhalb Jahrhunderten wartet unser Blut darauf, gerächt zu werden. Seit dreieinhalb Jahrhunderten fassen die Geister unserer Familie sich in Geduld, wissend, daß der Augenblick kommen muß, wissend, daß die Narren vergessen werden - wissend, daß jene hätten tun sollen, was wir den Anishads getan haben, nämlich jeden einzelnen Sproß der Familie ihrer rechtmäßigen Herrn, der Sardatrian Bharaleen, auslöschen. Wir sind von
    ihrem Blut, Flamadin. Unsere Familie ruft uns, unsere Pflicht zu erfüllen ...
    »NEIN!«
    Ihre Augen weiteten sich, als ich langsam begann, die Stufen

Weitere Kostenlose Bücher