Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
wollte. Eine Woche später wurde ich mit allen, die du hier siehst, als Sklave an die Geisterfrauen verkauft.«
Wieder ging eine Welle der Unruhe durch die Menge.
»Wir kauften diese Männer in gutem Glauben«, bestätigte Alisaard, die immer noch ihren Helm trug. »Aber als wir erfuhren, wie es ihnen ergangen war, beschlossen wir, sie freizugeben.«
»Das ist die erste erbärmliche Lüge«, rief Sharadim, die sich wieder auf ihrem Thron niedergelassen hatte. »Wann haben sich die Geisterfrauen darum gekümmert, woher ihre Sklaven stammten oder was ihnen zugestoßen war? Dies ist eine Verschwörung zwischen Aufständischen aus den Reihen des Adels und ausländischen Feinden, um mich in Mißkredit zu bringen und Draachenheem zu schwächen .»«Aufständisch?« Prinz Ottro ging ein oder zwei Stufen hinab, bis er unter mir stand. »Vergebt, Madame, gegen wen sollten wir aufstehen? Eure Macht ist reine Formsache, oder nicht? Und wenn nicht, warum gebt Ihr diese Tatsache nicht bekannt?«
»Ich sprach von gewöhnlichem Verrat«, sagte sie. »An unserem ganzen Reich und all seinen Nationen. Sie alle dort sind nicht verschwunden, weil sie gefangengenommen wurden, sondern weil sie ein Bündnis mit den Gheestenheemern schließen wollten. Sie sind es, die unsere Traditionen abschaffen wollen. Sie verlangt es danach, über uns alle zu herrschen.« Sharadims Gesicht war eine Studie empörter Tugend. Ihre helle Haut schien von innen heraus zu glühen vor Aufrichtigkeit, und ihre blauen Augen hatten niemals unschuldsvoller geblickt. »Ich wurde auf den Vorschlag mehrerer Barone und Landesprinzen zur Kaiserin des Reiches gewählt. Wenn das Zersplitterung statt vermehrter Einigkeit über Draachenheem bringt, werde ich die Ehre natürlich zurückweisen .«
Ihren Worten folgte beträchtlicher Beifall und die Aufforderung an sie, uns einfach zu ignorieren.
»Diese Frau täuschte beinahe das gesamte Reich«, fuhr Ottro fort. »Sie wird uns in Zerstörung und schwarzes Elend stürzen, das weiß ich. Sie ist eine Meisterin der Lüge. Sehr ihr diesen Knaben?« Er zog Federit Schaus zu sich heran. »Er dürfte vielen bekannt sein. Ein Knappe im Dienst von Prinz Flamadin. Er sah Prinzessin Sharadim das Gift in den Wein schütten, mit dem sie plante, ihren Bruder zu ermorden. Er sah Prinz Flamadin zu Boden sinken .«
»Ich ermordete meinen Bruder?« Sharadim ließ erstaunte Blicke über die Reihen der Adeligen wandern. »Ermordete ihn? Das verwirrt mich. Behauptet ihr nicht, dies wäre Prinz Flamadin?«
»Ich bin es.«
»Und seid Ihr ermordet, Herr?«
Gelächter im Saal.
»Der Versuch schlug fehl, Madame.«
»Ich habe Prinz Flamadin nicht ermordet. Prinz Flamadin wurde in die Verbannung geschickt, weil er versuchte, mich zu töten. Alle Welt weiß darüber Bescheid. Jedes einzelne der Sechs Reiche. Viele waren der Meinung, ich hätte ihn hinrichten lassen sollen. Man hielt mich für zu milde. Wenn das Prinz Flamadin ist, zurückgekehrt aus der Verbannung, dann hat er das Gesetz gebrochen und sollte in Haft genommen werden.«
»Prinzessin Sharadim«, sagte ich. »Ihr wart zu schnell bereit, mich einen Betrüger zu nennen. Eine glaubhafte Reaktion wäre gewesen, gleich anzunehmen, ich sei Euer zurückgekehrter Bruder .«
»Mein Bruder hatte seine Schwächen, Herr. Aber er war nicht verrückt!«
Das brachte ihr weiteres beifälliges Gelächter aus der Menge ein. Aber viele waren schwankend geworden.
»So geht das nicht«, verschaffte sich der alte Mann mit der Muschelkrone Gehör. »Als Erbmeister der Schriften muß ich in dieser Sache meine Autorität ausüben. Alles muß den Gesetzen entsprechend untersucht werden. Jeder soll Gelegenheit haben, sich zu äußern. Ein Tag wird genügen, denke ich, um jeden anzuhören. Und dann, wenn immer noch alles in Ordnung ist, kann mit der Krönung fortgefahren werden. Was sagt Ihr, Euer Majestät? Meine Fürsten und Edeldamen? Wenn die Angelegenheit zur allgemeinen Zufriedenheit geregelt werden soll, laßt uns eine Anhörung vornehmen. Heute nachmittag, in diesem Saal.«
Sharadim konnte sich nicht weigern, und was uns betraf, so entwikkelten sich die Dinge besser, als wir zu hoffen gewagt hatten. Wir stimmten sofort zu.
Ich rief: »Sharadim, werdet Ihr mir eine Privataudienz gewähren? Ihr und drei ausgewählte Begleiter. Ich und drei von den meinen?«
Sie zögerte und warf einen Blick zu einer Seite der Halle, als hoffte sie, dort Rat zu finden. Dann nickte sie. »Im Vorzimmer, in einer
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