Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
friedliche Feier gerüstet gewesen war. Ganz gewöhnliche Wächter standen mehr der Form halber auf Posten. Scharen von Fremden kamen und gingen. Inzwischen würde man Neterpino Sloch, Graf Perichost und Prinz Pharl entdeckt haben, und damit beschäftigt sein, herauszufinden, was mit der Prinzessin geschehen war. Dieses Volk schien über keine Einrichtungen für die Weiterleitung von Signalen über größere Entfernungen zu verfügen. Wenn es uns gelang, rechtzeitig das Boot zu erreichen, hatten wir jetzt jede Chance, Valadeka unbehelligt zu verlassen.
»Aber was ist mit unserer Gefangenen?« fragte Prinz Ottro. »Was machen wir mit ihr? Sie mitnehmen?«
»Sie würde eine höchst unwillkommene Bürde abgeben«, sagte ich.
»Dann nehme ich an, daß wir sie töten müssen«, meinte Ottro, »wenn sie keinen Nutzen für uns hat. Und wenn wir dieses Reich vor dem Chaos retten wollen.«
Alisaard murmelte eine Einwendung. Ich sagte gar nichts. Ich wußte, daß Sharadim wieder bei Besinnung war und unsere Unterhaltung verfolgen konnte. Ich wußte auch, daß ich sie genug erschreckt hatte - wenn auch wohl nur für den Moment - , um sie noch ein bißchen weiter aushorchen zu können.
Zwei Stunden später hatten wir unsere Pferde auf einer Wiese freigelassen, und stiegen die Klippen hinab zu unserem Boot. Sharadim lag über von Beks Schulter. Ottro führte. Endlich standen wir auf dem steinigen Uferstreifen. Der Himmel war jetzt grau, und der ganze Strand wirkte tot. Selbst der Ozean hatte jeden Anschein von Lebendigkeit verloren.
»Wir könnten die Leiche mitnehmen«, schlug Ottro vor, »und sie ins Meer werfen. Damit wären wir sie für immer und ewig los. Der Adel würde die Scherben bald genug aufsammeln.«
»Oder würde man versuchen, meinen Tod zu rächen, frage ich mich?« Sharadim stand aufrecht und schüttelte ihr herrliches goldenes Haar. Ihre Augen glichen blauem Feuerstein. »Ihr könntet unser Land in einen Bürgerkrieg stürzen, Prinz Ottro. Sollte es das sein, was Ihr erreichen wollt? Ich verspreche Einigkeit.«
Er wandte ihr den Rücken zu, um den Mast loszubinden und in der Bootsmitte aufzurichten.
»Warum seid Ihr nicht selbst nach Barganheem gegangen und habt versucht, Euch das Schwert zu holen?« fragte ich sie. Ich wollte sie täuschen. Mein Wissen beschränkte sich auf die paar Worte aus ihrem Bewußtsein.
»Ihr wißt so gut wie ich, warum das eine Dummheit wäre«, antwortete sie. »Ich kann an der Spitze einer Armee in Barganheem einmarschieren, und mir nehmen, was ich haben will.«
»Würde Morandi Pag nicht Einspruch erheben?«
»Und wenn er das täte?«
»Und Armiad?«
Sie runzelte ihre makellosen Brauen. »Dieser Barbar? Dieser Wichtigtuer? Er wird tun, was man ihm sagt. Wäre er ein paar Stunden vor dem Treffen zu uns gekommen, hätten wir die Sache gleich einfür allemal bereinigen können. Aber wir wußten nicht, wo Ihr zu finden sein würdet.«
»Ihr habt auf dem Treffen nach mir gesucht?«
»Prinz Pharl war dort. Er machte Armiad das Angebot, euch beide zu kaufen, tot oder lebend. Der Handel wäre geglückt, hätten die Geisterfrauen Euch nicht eher gefunden. Armiad ist ein erbärmlicher Bundesgenosse, aber bis jetzt mein einziger in Maaschanheem.«
Jetzt erkannte ich, daß ihre Pläne schon über die Grenzen ihres Reiches hinausgewachsen waren. Sie sammelte Verbündete, wo sie sie kriegen konnte. Und Armiad natürlich, mit seinem Haß auf mich, war mit Freuden bereit, ihr zu Diensten zu sein. Außerdem hatte ich erfahren, daß das Drachenschwert sich aller Voraussicht nach in Bargan- heem befand, daß jemand namens Morandi Pag den genauen Ort kannte oder sein Beschützer war und daß Sharadin ihn für mächtig genug hielt, um nur im Schutz einer Armee gegen ihn vorzugehen.
Federit Shaus, Alisaard und Prinz Halmad hatten inzwischen das Boot fertig gemacht und trafen Anstalten, es ins Wasser zu schieben. Prinz Ottro zog den langen Dolch, den ich Neterpino Sloch abgenommen hatte. »Soll ich es tun? Wir müssen es hinter uns bringen.«
»Wir können sie nicht ermorden«, wandte ich ein. »In einem Punkt hat sie recht. Wir könnten damit einen Bürgerkrieg heraufbeschwören. Wenn wir sie hier zurücklassen, wird so mancher begreifen, daß wir nicht die Mörder sind, als die sie uns hinstellt.«
»Ein Bürgerkrieg ist jetzt ohnehin unvermeidbar«, bemerkte Prinz Ottro gefühlvoll. »Mehr als ein Land wird sich weigern, sie als Kaiserin anzuerkennen.«
»Aber viele andere werden
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