Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
ich in einer Art telepathischen Verbindung mit Prinzessin Sharadim stand. Deshalb hatte ich gewußt, was sie tun würde. Ich fand den Gedanken abstoßend.
Immerhin waren Flamadin und Sharadim Zwillinge gewesen. Ich lebte in einem Körper, der das genaue Gegenstück zu dem Flamadins war. Daher konnte es möglich sein, daß eine Gedankenverbindung bestand. Und wenn ja, dann wußte Sharadim über meine Geheimnisse so gut Bescheid, wie ich über die ihren.
Weiter beunruhigte mich noch das Wissen, daß ein Leichnam, der mir aufs Haar glich, in Sharadims Gewölben lag. Ich hätte nicht genau zu sagen vermocht, warum mich das so sehr störte, aber mir lief ein kalter Schauer über den Rücken. Gleichzeitig stand mir plötzlich ein Bild vor Augen: eine Mauer aus hellrotem Kristall, und in der Mauer ein Schwert, das grün und schwarz erglühte und dann wieder in Flammen zu stehen schien.
»Wie willst du den Kristall zerschmettern, Sharadim?« fragte ich. »Wie willst du das Schwert aus seinem Gefängnis reißen?«
Sie runzelte die Stirn. »Ihr wißt mehr, als ich dachte. Das ist doch unsinnig. Wir sollten Verbündete sein. Alle werden glauben, daß Prinz Flamadin wieder hergestellt ist. Wir werden heiraten. Das Volk von Draachenheem wird überglücklich sein. Was für Feste! Unsere Macht würde sich augenblicklich vervielfachen. Alles, was wir gewinnen, würde uns zu gleichen Teilen gehören!«
Ich wandte mich ab. »Da sind genau dieselben Vorschläge, die Ihr Eurem Bruder gemacht habt. Als er sich weigerte, mußte er sterben. Nun, da ich mich weigere, werdet Ihr mich töten, Sharadim? Auf der Stelle? Jetzt und hier?«
Sie spuckte mir ihre Antwort fast ins Gesicht. »Sekunde für Sekunde gewinne ich an Macht. Ihr werdet von dem Sturm verschlungen werden, den ich entfessele. Man wird Euch vergessen, Held, und alle, die mit Euch sind. Ich werde über die Sechs Reiche herrschen, und zusammen mit meinen ausgewählten Freunden werde ich jede meiner Launen befriedigen. Das ist es, worauf Ihr verzichtet - Unsterblichkeit und eine Ewigkeit der Freuden! Was Ihr gewählt habt, ist andauernde Qual und der sichere Tod.«
Sie war dumm, und wegen ihrer Dummheit außerordentlich gefährlich. Das war mir nur allzu klar. Ich fürchtete mich, so sehr, wie sie sich nur wünschen konnte, aber nicht wegen ihrer Drohungen. Wenn sie sich mit Balarizaaf verbündete, war gar nicht abzusehen, in welche Gefahr wir uns bei der Suche nach dem Schwert begaben. Und wenn ihre Plätze fehlschlugen, war sie meiner Einschätzung nach genau die Sorte Mensch, die alles mit sich reißt, wenn sie fällt. Mir wäre ein Gegner mit mehr Übersicht lieber gewesen.
»Nun«, sagte von Bek hinter mir. »Wir werden sehen, was bei der Anhörung herauskommt. Vielleicht trifft das Volk die richtige Entscheidung.«
Ein Ausdruck heimlicher Berechnung glitt über Sharadims Gesicht.
»Was habt Ihr getan, Madame?« rief Landesprinz Ottro. »Seid auf der Hut, Prinz Flamadin. Ich kann schändlichsten Verrat in ihren Augen lesen!«
Seine Worte veranlaßten Prinz Pharl von der Harten Hand zu einem seltsamen Kichern.
Dann klopfte es laut und unheilverkündend an die Tür des Zimmers, und eine Stimme rief: »Euer Majestät! Mylady! Eine Nachricht von höchster Dringlichkeit!«
Sharadim nickte, und Perichost, Graf von Orrawh, trat vor und schob den Riegel zurück.
Ein verängstigter Diener stand unter der Tür, eine Hand vor dem Gesicht. »Oh, Mylady. Ein Mord ist geschehen!«
»Mord?« Sie heuchelte entsetzte Bestürzung. »Mord, sagst du?«
»Allerdings, Madame. Der Meister der Schriften, seine Gattin und zwei junge Pagen. Im Silbernen Auditorium niedergemacht!«
Mit einem Ausdruck überschwenglicher Genugtuung in den Augen, wandte Sharadim sich an mich. »Nun, Herr, es scheint, daß Gewalt und Schrecken Euch begleiten, wo immer Ihr seid. Und wir werden davon nur heimgesucht, wenn Ihr - oder derjenige, dem Ihr gleicht - unter uns weilt!«
»Ihr habt ihn getötet!« rief Ottro. Seine Hand fuhr zur Hüfte, bevor ihm einfiel, daß er, wie auch wir anderen, unbewaffnet war; »Ihr habt diesen feinen alten Mann getötet!«
»Nun?« fragte Sharadim den Diener. »Weiß man, wer für die Verbrechen verantwortlich ist?«
»Man sagt, Federit Shaus und zwei andere seien es gewesen. Auf Befehl des Landesprinzen Halmad von Ruradani.«
»Was? Die Männer, die zu dieser Gruppe gehörten?«
»So wird gesagt, Madame.«
Ich war außer mir. »Das ist Euer Plan. Innerhalb einer
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