Der ewige Held 03 - Das ewige Schwert
können Gutes damit vollbringen. Es heißt, das Schwert ist nur so verderbt, wie der, der es trägt ...«
»Schon, aber Ihr vergeßt eines. Es heißt, es erfüllt mit dem Bösen jeden, der es in Besitz nimmt. Außerdem ist es nicht an mir, zu bestimmen, ob ihr das Drachenschwert haben sollt oder nicht. Es gehört nicht mir.«
»Aber es befindet sich in Eurer Höhle. Dann befindet es sich auch in Eurem Besitz.« In Alisaards Gesicht zeigte sich ein Ausdruck des Miß- trauens.
»Ich kann es zu dieser Höhle beschwören, wegen unserer Lage im Multiversum. Oder was meine ich? Ich meine, daß ich den Schatten ...«
Ganz unvermittelt ließ Morandi Pag sich zu Boden sinken und fiel allem Anschein nach in einen friedlichen Schlummer.
»Ist ihm nicht wohl?« fragte Alisaard erschrocken.
»Er ist müde.« Jermays beugte sich über seinen Freund. Er legte eine Hand auf die faltige Stirn des Bären, die andere auf die Herzgegend. »Einfach müde. Er hat in letzter Zeit die Gewohnheit entwickelt, den halben Tag zu verschlafen und die ganze Nacht. Von Natur aus ist er bei Nacht aktiv.«
Von Bek stieß einen drängenden Ruf aus. »Das Schwert! Das Schwert verblaßt. Die Kristallwand verschwindet!«
»Ihr habt gesagt, ihr wolltet es sehen«, sagte Jermays und hielt sich aufrecht, so gut er konnte. »Und ihr habt es gesehen. Was noch?«
»Wir müssen den Drachen aus dem Schwert befreien«, erklärte Alisaard. »Ehe die Klinge gezwungen werden kann, dem Chaos zu dienen. Der Drache will nur in seine Heimat zurückkehren. Halte es hier fest, Jermays. Gib uns Zeit, das Schwert aus seinem Gefängnis zu befreien! Bitte!«
»Aber das kann ich nicht. Und Prinz Pag ebensowenig!« Jermays wirkte ehrlich verblüfft. »Was Ihr gesehen habt, war ein Trugbild - oder vielmehr eine Vision des tatsächlichen Drachenschwertes. Die
Wand aus scharlachrotem Kristall befindet sich genausowenig in dieser Höhle, wie das Drachenschwert hier zu finden ist.«
Der rote Glanz war erloschen. Die Gischt hatte sich wieder in gewöhnliche Feuchtigkeit verwandelt. Das Meer dröhnte und donnerte. Jermays bat uns, ihm zu helfen, Morandi Pag auf die Füße zu stellen. Der alte Bär kam wieder etwas zu sich, als wir ihm bis zum Fuß der Leiter geholfen hatten.
»Aber wir hatten Euch so verstanden, daß es sich tatsächlich hier befindet.« Von Bek hörte sich gekränkt an. »Morandi Pag sagte, es wäre hier.«
Alisaard berichtigte ihn. Für einen Moment lag ein sardonisches Lächeln auf ihren Zügen. »Er sagte, wir könnten es sehen«, erinnerte sie von Bek. »Das war alles. Nun, besser als nichts. Jetzt, wenn er sich ausgeruht hat, wird er uns vielleicht verraten, wo wir es suchen müssen.«
Morandi Pag murmelte etwas, als Jermays seine Schulter unter den Allerwertesten des Bären stemmte und sich bemühte, ihn die Leiter hinaufzuschieben. Rasch stieg ich auf der anderen Seite hinauf und drehte mich dann um, so daß ich des alten Prinzen Pfote ergreifen und von oben ziehen konnte. Zu guter Letzt hatten wir ihn durch die Öffnung bugsiert, aber inzwischen gebärdete er sich wieder ganz munter. Er war es, der die Fackel ergriff und uns auf den Stufen vorausleuchtete. »Hier!« rief er. »Folgt mir. Hier geht es lang.«
Als wir alle bei ihm in seinem Arbeitszimmer standen, hatte er schon seinen Lehnsessel erreicht, sich hineinfallen lassen und schlief, als wäre er niemals aufgestanden.
Jermays betrachtete ihn liebevoll. »Wahrscheinlich schläft er jetzt den ganzen Tag.«
»Werden wir so lange warten müssen, bis wir unsere Suche wieder aufnehmen können?« fragte ich.
»Das hängt davon ab, was genau Ihr wollt«, erwiderte Jermays sachlich.
»Ihr habt gesagt, wir hätten eine Vision des Schwertes gesehen. Aber wo ist die scharlachrote Wand? Wie können wir den Ort erreichen?« verlangte Alisaard zu erfahren.
»Ich glaube, wir sind davon ausgegangen, Ihr wüßtet, wo das
Schwert zu finden ist«, meinte Jermays. »Und daß Ihr Euch entschlossen hättet, nicht dorthin zu gehen.«
»Wir hatten nicht die geringste Ahnung«, versicherte Alisaard. »Wir wissen nicht einmal, in welchem Reich es verborgen liegt.«
»Ah«, bemerkte Jermays, dem bei diesen Worten etwas klar geworden zu sein schien. »Das erklärt vieles. Was, wenn ich Euch sagte, daß das Schwert in den Alptraum-Marken zu finden ist, und zwar schon beinahe so lange, wir die Gheestenheemer hier leben? Würde Euch das von Eurem Vorhaben abbringen?«
Alisaard neigte den Kopf und legte beide
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