Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg
war. Trug man es ohne Gürtel, waren sehr beherrschte Bewegungen und ein großes Zutrauen in die statische Elektrizität vonnöten.
Wir gingen zusammen durch die automatischen Türen, und ich machte verblüfft halt. Die Halle war so groß, daß man beim Betreten das Gefühl hatte, ins Freie zu kommen.
Der Boden war kreisförmig und mußte einen Durchmesser von reichlich hundert Metern haben. Die Wände erhoben sich sechzig oder siebzig Meter hoch zu einer transparenten Kuppel, die ich bei der Landung bemerkt hatte und die vom Wind in tanzende Schneewolken eingehüllt wurde. Die Wände waren mit Keramikmosaiken bedeckt und zeigten mit Tausenden von Gestalten eine Chronologie der menschlichen Errungenschaften. Ich weiß nicht, wie lange ich dastand und starrte.
Auf der anderen Seite der Halle trafen wir die anderen Kriegsveteranen und wurden mit Kaffee bewirtet. Er war mit Ersatz gestreckt, aber besser als der Sojakaffee. Zu meiner Bestürzung erfuhr ich, daß Tabak kaum noch angebaut wurde und in einigen Gegenden sogar verboten war, um bebaubares Land nicht für überflüssige Genußmittel zu verschwenden. Was man bekommen konnte, war teuer und meistens schlecht, weil es von Amateuren in Balkonkästen und Blumentöpfen gezogen wurde. Der einzige gute Tabak kam aus Treibhäusern auf dem Mond, und sein Preis war entsprechend astronomisch. Marihuana und Haschisch gab es reichlich und billig. In einigen Ländern, wie den Vereinigten Staaten, war es kostenlos; von der Regierung hergestellt und verteilt.
Ich bot Marygay einen Joint an, aber sie lehnte ab. »Ich muß mich langsam daran gewöhnen. Vorhin rauchte ich einen, und er haute mich fast um.«
»Mich auch.«
Ein alter Mann in Uniform kam ins Foyer, die Brust mit Lametta behangen, fünf goldene Sterne auf jedem Achselstück. Er lächelte wohlwollend, als die meisten Anwesenden aufsprangen. Ich fühlte mich schon zu sehr als Zivilist und blieb sitzen.
»Guten Abend, guten Abend«, sagte er und machte beschwichtigende, zum Niedersetzen auffordernde Handbewegungen. »Es freut mich, Sie hier zu sehen. So viele von Ihnen hier zu sehen!« Viele? Nicht viel mehr als die Hälfte der Zahl, mit der wir ausgezogen waren.
»Ich bin General Gary Manker, Stabschef der UNAS. In einigen Minuten werden wir zu einer kurzen Feier in den Saal hinübergehen. Danach sind Sie frei und können sich der wohlverdienten Ruhe hingeben. Legen Sie für ein paar Monate die Füße hoch, sehen Sie sich die Welt an, was immer Sie nur wollen. Und hüten Sie sich vor den Reportern.
Bevor Sie gehen, möchte ich jedoch noch ein paar Worte darüber sagen, was Sie nach diesen Monaten werden tun wollen, wenn Sie des ewigen Urlaubs überdrüssig sind und das Geld knapp wird …«
Der gleiche Dreh, mit dem General Botsford uns gekommen war; ich hätte es mir denken sollen. »Sie werden Arbeit brauchen, und wir haben den richtigen Arbeitsplatz für Sie; einen, der Ihnen sicher ist.«
Der General verließ uns mit der Bemerkung, daß ein Adjutant kommen und uns zur rechten Zeit auf die Rednertribüne führen würde. Wir amüsierten uns eine Weile, indem wir die Nachteile und Vorzüge des Weiterdienens erörterten.
Der Adjutant erwies sich als eine gutaussehende junge Frau, die keine Mühe hatte, uns in alphabetische Ordnung zu bringen und in den Saal zu geleiten.
Die vordersten Reihen von Delegierten hatten ihre Plätze für uns freigemacht. Ich saß auf einem Platz hinter dem Schild ›Gambia‹ und lauschte mit Unbehagen Erzählungen von Heroismus und Opfermut. General Manker war zwar über die Tatsachen informiert, verwendete jedoch die falschen Worte.
Dann wurden wir einzeln aufgerufen, und Dr. Ojukwu gab jedem von uns eine Goldmedaille, die ein Kilogramm gewogen haben mußte. Dann hielt er eine kurze Ansprache über die Menschheit, die sich für eine gemeinsame Sache zusammengeschlossen hatte, während sich im Hintergrund verborgene holographische Kameras auf jeden einzelnen von uns richteten. Ermutigende Kost für die Mitmenschen daheim an den Fernsehern. Dann gingen wir im Gänsemarsch hinaus, während der Applaus in Wellen über uns zusammenschlug. Es war irgendwie bedrückend.
Ich hatte Marygay, die keine lebenden Verwandten hatte, zu uns eingeladen, denn in der Wohnung meiner Mutter war Platz, und ich wollte sie bei mir haben. Im Foyer der großen Halle drängten sich die Menschen, also machten wir uns in die andere Richtung davon, indem wir mehrere Stockwerke hinauffuhren und uns
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