Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
Vom Netzwerk:
der wiederum Carreras, der mit Orban befreundet war, unserem Koch. Wie sich herausstellte, hatte Unteroffizier Orban die ganze Sache organisiert, ließ Rudkowski die Schmutzarbeit machen und konnte es kaum erwarten, vor einer vertrauenswürdigen Person wie Carreras damit zu prahlen.
    Hätte ich meine Mahlzeiten jemals in der Mannschaftsmesse eingenommen, so wäre mir wahrscheinlich nicht entgangen, daß irgend etwas Ungewöhnliches vorging. Aber das System erstreckte sich nicht auf Offiziersterritorium.
    Durch Rudkowski hatte Orban ein das ganze Schiff umfassendes Wirtschaftssystem aufgebaut, das auf Alkohol beruhte. Das ging so:
    Zu jeder Mahlzeit gab es irgendeine Süßspeise – Gelee, Pudding oder Eierrahm –, die man essen konnte, wenn man den überladenen Geschmack ertrug. Aber wenn sie noch auf dem unterteilten Teller war, wenn man ihn nach der Mahlzeit am Wiederaufbereitungsfenster abgab, bezahlte Rudkowski dafür mit einem Gutschein über zehn Cents und kratzte das süße Zeug in einen Fermentierbottich. Er hatte zwei Zwanzigliterbottiche, von denen der eine immer ›arbeitete‹, während der andere gefüllt wurde.
    Der Gutschein über zehn Cents war die Grundlage eines Systems, das einem erlaubte, für fünf Dollar einen halben Liter Äthylalkohol (mit Geschmack nach Wahl des Käufers) zu kaufen. Eine Gruppe von fünf Personen, die ihre Nachspeisen ablieferte, konnte ungefähr einen Liter pro Woche kaufen, genug für eine Party, aber nicht genug, um ein öffentliches Gesundheitsproblem darzustellen.
    Als Leutnant Alsever (die auf den Namen Diana hörte) mir diese Information brachte, brachte sie auch eine Flasche von Rudkowskis Schlimmstem – buchstäblich; es war eine Geschmacksnote, die danebengegangen war. Die Flasche hatte den ganzen Dienstweg durchlaufen, ohne daß mehr als ein paar Zentimeter fehlten.
    Der Geschmack – soweit er sich definieren ließ – war eine scheußliche Verbindung von Erdbeeren und Kümmel. Diana Alsever liebte ihn mit einer perversen Begeisterung, welche bei Leuten, die selten trinken, des öfteren anzutreffen ist. Ich ließ etwas Eiswasser heraufbringen, und innerhalb einer Stunde war sie total blau. Ich beschränkte mich auf ein Glas, das ich mit Eiswasser verdünnte und nicht leertrank.
    Als sie den Weg in den Vollrausch mehr als zur Hälfte zurückgelegt und ihrer Leber einen gemurmelten Monolog gewidmet hatte, der als Ermutigung gedacht zu sein schien, blickte sie plötzlich mit kindlicher Offenheit zu mir auf.
    »Sie haben ein schweres Problem, Major William.«
    »Nicht halb so schlimm wie das, was Sie morgen früh haben werden, Leutnant.«
    »Oh, wirklich nicht.« Sie wedelte abwehrend mit der Hand vor ihrem Gesicht. »Ein paar Vitamine, ein bißchen Glu … kose, ein Kubik Adren … alin, wenn alles andere versagt. Nein, Major … Sie … Sie haben ein Problem.«
    »Hören Sie, Diana, wollen Sie mir nicht sagen …«
    »Was Sie brauchen … ist eine Verabredung mit diesem netten Unteroffizier Carreras.« Carreras gehörte zum Sanitätskorps und war der männliche Sexberater. »Er hat Einfühlungsvermögen. Es ist sein Job. Er würde Sie …«
    »Wir haben schon darüber gesprochen, erinnern Sie sich nicht? Ich möchte bleiben, wie ich bin.«
    »Wollen wir das … nicht alle?« Sie wischte eine Träne fort, die wahrscheinlich ein Prozent Alkohol enthielt. »Wissen Sie, daß man Sie den alten Vorderlader nennt?«
    Ich hatte Schlimmeres erwartet, aber nicht so früh. »Das macht mir nichts aus. Der Kommandeur kriegt immer einen Spitznamen angehängt.«
    »Ich weiß, aber …« Sie stand plötzlich auf und schwankte ein wenig. »Zuviel … getrunken. Hinlegen.« Sie kehrte mir den Rücken zu und reckte sich, daß die Gelenke knackten. Als nächstes entledigte sie sich der Uniform, setzte sich auf mein Bett und klopfte einladend auf die Matratze. »Komm schon, William. Einzige Chance.«
    »Um Christi willen, Diana. Das wäre nicht fair.«
    »Alles ist fair«, sagte sie lallend und kicherte. »Und außerdem bin ich ein Doktor, verstehst du? Ich kann das … klinisch sehen; stört mich … überhaupt nicht. Hilf mir damit.« Nach fünfhundert Jahren hatten die Büstenhalter hinten immer noch Haken und Ösen.
    Ein Kavalierstyp hätte sie ins Bett gelegt, die Decke über sie gezogen und sich still entfernt. Ein anderer Kavalierstyp hätte vielleicht gleich das Weite gesucht. Aber ich war weder von dieser noch von jener Art und entschlossen, die Gelegenheit zu

Weitere Kostenlose Bücher