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Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg

Titel: Der ewige Krieg 01 - Der ewige Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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    Vielleicht war es ein Glück, vielleicht nicht, jedenfalls war der Fusel schneller als ich und sie wurde bewußtlos, ehe wir irgendwelche Fortschritte gemacht hatten. Ich bewunderte sie noch eine Weile, aber weil ich mir dabei wie ein Voyeur vorkam, sammelte ich schließlich alles auf und zog sie an.
    Als ich sie aus dem Bett gehoben hatte und schon zur Tür wollte, wurde mir klar, daß es zu wilden Gerüchten führen und sie für den Rest des Feldzugs ins Gerede bringen würde, wenn ich sie zu ihrem Quartier trüge. Ich brachte das Bett in Ordnung, rief Charlie Moore an, sagte ihm, daß wir Schnaps getrunken hatten und Leutnant Alsever das Zeug nicht vertragen habe, und fragte ihn, ob er nicht auf ein Gläschen heraufkommen und mir helfen wolle, die Ärztin nach Haus zu schaffen.
    Als der Hauptmann klopfte, war sie unschuldig in einen Sessel drapiert und schnarchte leise.
    Er lächelte. »Arzt, heile dich selbst.«
    Ich bot ihm die Flasche an, mit einer Warnung. Er beschnupperte sie und machte ein Gesicht. »Was ist das, Firnis?«
    »Ein Zeug, das der Koch zusammengebraut hat. Frisch aus der Destille.«
    Er stellte die Flasche behutsam auf den Tisch, als ob sie explodieren könnte, wenn sie einen Stoß bekäme. »Ich prophezeie eine bevorstehende Knappheit an Kunden. Epidemische Todesfälle durch Vergiftung … Hat sie dieses abscheuliche Zeug tatsächlich getrunken?«
    »Nun, der Koch gibt zu, daß es ein Experiment war, das danebenging; die anderen Geschmacksrichtungen sind offensichtlich trinkbar. Ja, sie hat es getrunken, und es hat ihr geschmeckt.«
    »Na, also …« Er lachte. »Nicht zu glauben! Wenn Sie ihre Beine nehmen wollen, fasse ich unter den Schultern an.«
    »Nein, ich schlage vor, jeder von uns nimmt einen Arm. Vielleicht können wir sie dazu bewegen, ein paar Schritte zu tun.«
    Sie stöhnte ein wenig, als wir sie aus dem Sessel hoben, öffnete ein Auge und murmelte: »Hallo, Charlie.« Dann schloß sie das Auge und ließ sich zu ihrem Quartier hinunterschleifen. Unterwegs sah uns niemand, aber ihre Kabinengenossin Laasonen saß am Tisch und las.
    »Sie hat das Zeug wirklich getrunken, wie?« Sie betrachtete ihre Freundin kopfschüttelnd, aber mit Zärtlichkeit. »Hier, lassen Sie mich helfen.«
    Zu dritt legten wir sie in die Koje. Laasonen strich ihr das Haar aus den Augen. »Sie sagte, es habe die Natur eines Experiments.«
    »Mehr Hingabe an die Wissenschaft, als ich habe«, bemerkte Moore. »Und einen stärkeren Magen.«
    Ich wünschte, er hätte das nicht gesagt.

    Anderntags gab Alsever verlegen zu, daß sie sich an nichts mehr erinnere, und im Laufe des Gesprächs folgerte ich, daß sie dachte, Charlie Moore sei die ganze Zeit dabeigewesen. Was natürlich nur zum Besten war.
    Für den Sprung von Resch 10 nach Kaph 35 kehrten wir in die Beschleunigungstanks zurück. Diesmal waren es zwei Wochen bei fünfundzwanzig ge Beschleunigung; darauf folgten weitere vier Wochen Routinedienst bei normalen Schwereverhältnissen.
    Ich hatte meine Politik der offenen Tür bekanntgemacht, aber so gut wie niemand machte davon Gebrauch. Ich bekam die Leute nur selten zu sehen, und solche Anlässe waren meistens negativer Art: Probealarme zur Prüfung der Einsatzbereitschaft, Erteilung von Verweisen und gelegentliche Vorträge. Und sie sprachen kaum verständlich, außer in Antwort auf eine direkte Frage.
    Die meisten von ihnen hatten Englisch entweder als Muttersprache oder als zweite Sprache, aber es hatte sich während der letzten vierhundertfünfzig Jahre so stark verändert, daß ich es kaum noch verstand. Wurde es schnell gesprochen, wußte ich nichts damit anzufangen. Glücklicherweise hatten sie während ihrer Grundausbildung Kurse im Englisch des frühen einundzwanzigsten Jahrhunderts gehabt; dieses Idiom diente als eine Art lingua franca, mittels derer ein Soldat des fünfundzwanzigsten Jahrhunderts sich mit Leuten verständigen konnte, die Zeitgenossen seiner Urahnen gewesen waren.
    Ich dachte an meinen ersten Kommandeur, Hauptmann Stott – der mir genauso von Herzen verhaßt gewesen war, wie dem Rest der Kompanie –, und versuchte mir vorzustellen, wie ich über ihn gedacht hätte, wenn er sexuell abartig und ich gezwungen gewesen wäre, zu seiner Bequemlichkeit eine neue Sprache zu lernen.
    Daher war es kein Wunder, daß wir Probleme mit der Disziplin hatten. Das Wunder war vielmehr, daß wir überhaupt Disziplin hatten. Das war Hilleboes Verdienst; so wenig ich sie persönlich mochte,

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