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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Drehspieß über dem Feuer und hatte aus Apfelwein, Gewürzen und süßem Rotwein einen heißen Punsch gebraut.
    Sie war nicht in der Küche. Marygay und ich schenkten uns jeder einen Becher aus dem Kessel ein und gingen hinüber ins Wohnzimmer.
    Unsere Kinder saßen stumm einem Menschen gegenüber. Ich erkannte ihn an seiner hünenhaften Gestalt und der Narbe. »Hallo, Sheriff!«
    »Der Große Baum hat abgelehnt«, erklärte er ohne jede Vorrede.
    Ich ließ mich auf die Couch fallen und verschwappte dabei etwas Punsch. Marygay nahm auf der Armlehne Platz. »Einfach so?«, fragte sie. »Nur abgelehnt und nichts weiter?«
    Meine Gedanken drehten sich im Kreis und aus dem Strudel tauchte ein Satz auf: »Sprach der Rabe: ›Nimmermehr!‹« (* Zitat aus dem berühmten Gedicht »The Raven« von Edgar A. Poe, das unter dem Titel »Der Rabe« in einer Reihe von deutschen Übersetzungen vorliegt. – Anm. d. Übers.)
    »Hier sind die Einzelheiten.« Er holte ein vier bis fünf Seiten starkes Dokument hervor und entfaltete es auf den Kaffeetisch.
    »Im Wesentlichen dankt man euch für eure Arbeit und überweist an jeden der einhundertfünfzig Freiwilligen einen Betrag, der dem hundertfünfzigsten Teil des Schiffswertes entspricht.«
    »Natürlich in terranischer Währung«, warf ich ein.
    »Ja… plus einer Reise auf die Erde, damit ihr das Geld auch ausgeben könnt. Es ist ein beträchtliches Vermögen, mit dem ihr euer Leben angenehmer und interessanter gestalten könntet.«
    »Ihr lasst alle hundertfünfzig Teilnehmer an Bord gehen?«
    »Nein.« Der Sheriff lächelte. »Ihr könntet ein anderes Ziel als die Erde ansteuern.«
    »Wie viele und wer von uns?«
    »Siebzehn. Die Auswahl bleibt euch überlassen. Zur Sicherheit werdet ihr den Flug im Tiefschlaf verbringen.«
    »Während der Mensch sich um die Navigation und Lebenserhaltungssysteme kümmert. Wie viele von euch?«
    »Das wurde mir nicht mitgeteilt. Wie viele wären denn vonnöten?«
    »Mindestens zwanzig, wenn zehn davon etwas von Landwirtschaft verstehen.« Wir hatten bei unseren Vorbereitungen nicht an eine Minimal-Mannschaft gedacht. »Habt ihr Agrarexperten?«
    »Nicht dass ich wüsste. Allerdings lernen wir schnell.«
    »Das bezweifle ich nicht.« Kaum die Reaktion eines Farmers.
    »Habt ihr dem Sheriff ein Glas Punsch angeboten?«, fragte Marygay.
    »Ich kann nicht bleiben«, wehrte er ab. »Ich wollte euch nur Bescheid geben, bevor die Neuigkeit veröffentlicht wird.«
    »Das war nett«, sagte ich. »Vielen Dank.«
    Er erhob sich und begann sich in warme Sachen zu wickeln. »Immerhin seid ihr die Hauptbetroffenen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich war überrascht. Ich dachte wie alle anderen hier, das Projekt brächte nur Gewinn und hätte so gut wie keine Nachteile.« Er deutete auf das Dokument. »Die Entscheidung lag allerdings nicht nur beim Großen Baum. Sehr merkwürdig, das Ganze.«
    Ich begleitete ihn ins Freie. Wir hatten in den hüfthohen Schnee einen schmalen Gang gegraben, der bis zur Straße führte. Die Sonne senkte sich und die Luft raubte mir im Nu jegliche Körperwärme. Zwei Atemzüge, und mein Schnurrbart war zu einer starren Bürste gefroren.
    Nur noch zwei Jahre bis zum Frühling. Erdenjahre.
    Marygay hatte das Dokument fast fertig gelesen, als ich zurückkam. Sie kämpfte mit den Tränen. »Was steht drin?«
    Ohne von der letzten Seite aufzuschauen, reichte sie mir die übrigen drei Blätter. »Die Taurier. Es sind diese gottverdammten Taurier.«
    Auf den ersten zwei Seiten ging es wie erwartet um wirtschaftliche Erwägungen, die jedoch, wie sie mit pedantischer Fairness anmerkten, allein nicht ausreichten, um uns die Zeitfähre vorzuenthalten.
    Als sie jedoch ihr Gruppen-Bewusstsein mit dem Gruppen-Bewusstsein der Taurier koppelten, lehnten diese kategorisch ab. Es sei zu gefährlich – nicht für uns, sondern für sie.
    Und sie konnten ihre Haltung nicht begründen.
    »Sie sagten nur: ›Es gibt Wissen, das nie für die Menschheit bestimmt war.‹« Ich sah die Kinder an. »Diese Doktrin stammt aus einer Zeit, als sie mit ›Menschheit‹ noch uns meinten.«
    »Darauf läuft es hinaus«, stellte Marygay fest. »Keinerlei logische Erklärung.« Sie tastete mit den Fingerspitzen den unteren Teil der letzten Seite ab. »Hier steht noch etwas in Taurisch.« Sie benutzten für offizielle Dokumente eine Art Braille-Schrift. »Könnt ihr das lesen?«
    »Nur einfache Begriffe«, sagte Sara. Sie fuhr mit einem Finger die Zeilen entlang.

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