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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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hob den Kopf, und ich sah, dass ihre Augen glänzten. »Es bedeutet aber auch: ›Liebe nichts, dann verlierst du nichts.‹ Für sie sind die beiden Begriffe austauschbar.«
    Sie stand langsam auf. »Ich rede mal mit ihm.« Als ich anderthalb Stunden später zu Bett ging, diskutierten die beiden immer noch im Flüsterton.
    *
    Am nächsten Morgen war Bill mit dem Frühstück an der Reihe. Er hantierte wortlos mit Maisfladen und Eiern. Ich wollte ihm ein Kompliment machen, als er das Essen auftrug, aber er unterbrach mich schroff. »Gut. Ich komme mit.«
    »Was?«
    »Ich habe meinen Entschluss geändert.« Er sah seine Schwester an. »Oder mein Entschluss wurde geändert. Sara meint, ihr braucht noch jemanden für die Aquakulturen.«
    »Und dafür hast du eine besondere Neigung«, sagte ich.
    »Zumindest für das Abhacken der Fischköpfe.« Er setzte sich. »Es ist die Chance des Lebens – die Chance mehrerer Leben. Und ich werde noch nicht zu alt sein, wenn wir zurückkommen.«
    »Danke«, sagte Marygay mit zitternder Stimme. Bill nickte. Und Sara lächelte.

elf
    Die nächsten Monate waren anstrengend, aber auch interessant. Wir verbrachten zehn bis zwölf Stunden wöchentlich im COBAL – Computer zur beschleunigten Auswertung von Lebenssituationen – der Bibliothek, um in die Geheimnisse des Raumflugs einzudringen oder das vor langer Zeit Erlernte zu wiederholen. Marygay hatte das schon einmal hinter sich gebracht; jeder, der an Bord einer Zeitfähre ging, musste mit den Grundlagen der Schiffstechnik vertraut sein.
    Erwartungsgemäß war in den Jahrhunderten seit meinem letzten praktischen Training einiges einfacher geworden. Eigentlich genügte unter Normalbedingungen mittlerweile eine einzige Person, um das gesamte Schiff unter Kontrolle zu halten.
    Wir trainierten aber auch Spezialgebiete. Ich sollte im Notfall als Shuttle-Pilot einspringen und mich außerdem um die Tiefschlaf-Tanks kümmern. Kein Wunder, dass ich mich noch mehr als sonst nach dem Sommer sehnte.
    Der Vorwinter war vorbei und der Mittwinter näherte sich seinem Tiefpunkt, ehe die Antwort von der Erde eintraf.
    Manche Leute lieben den Mittwinter wegen seiner kargen Schlichtheit. Es schneit selten. Die ferne Sonne zieht ihre ewig gleiche Bahn über den Himmel. Nachts sinkt die Temperatur auf dreißig bis vierzig Grad unter Null, gegen Ende der Frostperiode sogar auf fünfundsechzig.
    Die Leute, die den Mittwinter lieben, sind keine Fischer. Wenn der See fest zugefroren ist, gehe ich hinaus und schmelze mithilfe von erhitzten Hohlzylindern sechsundneunzig Löcher in die Eisdecke.
    Jeder Zylinder ist einen Meter lang, aus dickem Aluminium und innen mit einer Heizwendel versehen. Eine Verbreiterung am oberen, mit einer Isolationsschicht versehenen Rand verhindert ein Absinken. Ich verteile ein Dutzend der Dinger gleichmäßig für die Angeln, schalte die Heizung ein und warte. Nach zwei Stunden haben sie das Eis durchgeschmolzen, und ich nehme den Saft weg. Eine weitere Stunde Warten und dann beginnt der Spaß.
    Natürlich ist mittlerweile das Wasser im Innern wieder gefroren und das Äußere des Zylinders fest mit der Eisdecke verbunden. Ich bearbeite den oberen Rand mit Vorschlaghammer und Brecheisen, bis ich ein Knirschen und Schmatzen höre, packe dann den Flansch und hieve den dreißig Kilogramm schweren Eisklotz nach oben. Dann schalte ich die Heizung voll ein, gehe ein paar Meter weiter und wiederhole die ganze Prozedur mit dem nächsten Zylinder.
    Wenn ich das Dutzend geschafft habe, ist der erste Zylinder so weit erwärmt, dass ich ihn von dem Eisblock abstreifen kann, den er umhüllt. Dann hacke ich mit dem Brecheisen das inzwischen wieder zugefrorene Eisloch auf, senke den Aluzylinder erneut ab, schalte die Energie auf Minimum, verschließe ihn und gehe zum nächsten weiter.
    Der Grund für dieses komplizierte Ritual ist eine Kombination aus Thermodynamik und Fischpsychologie. Ich muss das Wasser in dem Loch auf exakt null Grad halten, da die Fische andernfalls nicht anbeißen. Aber wenn man nicht mit flüssigem – also ganz geschmolzenem – Wasser beginnt, bildet sich rasch ein Eiskern, der im Zylinder herumschwappt. Dann gehen die Fische zwar an die Angel, bleiben aber im See, wenn ich sie nach oben holen will.
    Bill und Sara übernahmen an einem Tag die Hälfte der Löcher, Marygay und ich am Tag darauf die zweite Hälfte. Als wir am Spätnachmittag vom See heimkamen, empfing uns ein herrlicher Duft. Sara briet ein Hähnchen auf den

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