Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges
schubste.
»Halt«, sagte ich. »Habe ich das richtig verstanden? Solange der Mensch nicht weiß, was wir wirklich vorhaben, sind keine Taurier an dem Unternehmen beteiligt?«
»Nur ihr und der Mensch«, bestätigte er. »Aber es wird nicht lange dauern, bis Klarheit über eure Absichten herrscht und die Taurier verständigt sind.«
»Hmm.« Ich deutete zur Tür. »Bringt ihn nach draußen und sperrt ihn ein! Wir müssen uns noch einmal beraten.«
Max war nach einer Minute zurück. »Vielleicht ist es an der Zeit, ein wenig zu pokern«, sagte ich. »Der Gleiter muss auf dem Weg zum Raumhafen die Hauptstraße entlang. Ich steige am Museum unauffällig aus, während ihr alle weiterfahrt. Für den Fall, dass jemand nachzählt, seid ihr mit dem Sheriff an Bord genau die erwarteten siebzehn Leute. Damit gewinnen wir Zeit.«
»Aber dann fehlt dir die Treibstoffzelle des Gleiters.« Wir hatten sie mit eingeplant, für den Fall, dass der Kampfanzug Starthilfe benötigte.
»Nein.« Max schüttelte energisch den Kopf. »Wir nähern uns dem Raumhafen bis auf etwa einen Kilometer, schalten auf manuelle Bedienung um und halten an, etwa fünf bis sieben Minuten, nachdem wir William abgesetzt haben. Geben wir ihm eine oder zwei Minuten, falls nicht alles glatt geht. Dann wenden wir den Gleiter und holen ihn ab.«
»Verfolgt von Blaulicht und Sirene«, gab Marygay zu bedenken.
»Vielleicht – vielleicht auch nicht«, sagte ich. »Behaltet die Pistole, für alle Fälle, aber Himmel noch mal, es gibt hier keine Polizei wie auf der Erde.« Auf der Erde von heute vermutlich auch nicht mehr. »Nur ein paar unbewaffnete Verkehrshelfer.«
»Du willst die Pistole nicht?«, fragte Max.
»Nein – sieh mal! Diese Gasgranaten sind ein Gottesgeschenk. Wenn ich mit Tränengas, Schutzmaske und einem Brecheisen in das Museum eindringe, dauert es keine drei Minuten, bis ich mich im Innern des Kampfanzugs befinde. Wartet nur, ich komme euch auf der Straße zum Raumhafen entgegen!«
Marygay nickte. »Das könnte klappen. Und wenn nicht, hast du zumindest keine tödliche Waffe gegen den Wächter eingesetzt.«
Die Gasgranaten und die Maske konnte ich in den Aktenkoffer des Sheriffs stopfen. Schwieriger war die Sache mit dem Brecheisen. Ich schob es schließlich so in den Gürtel, dass der obere Teil von der Jacke verdeckt wurde und der Rest im Hosenbein steckte.
Wir begaben uns alle in den Gleiter, der sofort startete und bis in etwa hundert Meter Höhe aufstieg. Mittlerweile schneite es so stark, dass man den Boden nicht mehr sehen konnte. Wir hofften auf ähnliche Wetterverhältnisse in Centrus. Das würde die Verfolgung erschweren, uns aber nicht weiter behindern, solange kein Sturm aufkam. Die Fähre konnte bei Schnee gut starten, nicht aber bei starkem Wind.
Es war eine ungemütliche Stunde, nicht nur für den Sheriff. Das Schicksal aller, die sich an Bord befanden, hing vom Ausgang einer Kette unberechenbarer Ereignisse ab. Und niemand wollte darüber sprechen, weil der Sheriff mithören konnte.
Mich überkam eine sonderbare Ruhe, als die Maschine kurz vor der Stadtgrenze nach unten ging und in Bodenhöhe weiterglitt. Mein Vorhaben war sicher nicht ungefährlich, aber ein Klacks gegen meine einstigen Nahkampfeinsätze.
Ich wollte nicht darüber nachdenken, wie viele Jahre das nun zurücklag. Die Museumswärter waren hoffentlich friedliche Studenten aus der Stadt – Bücherwürmer, für die Gewalt ein Fremdwort darstellte. Oder Rentner. Wie dem auch sein mochte, sie alle würden eine Story erleben, die sie noch ihren Enkeln erzählen konnten. »Ich war dabei, als diese verrückten Veteranen das Sternenschiff entführten.« Oder vielleicht: »Eines Tages stürmte dieser wahnsinnige Typ herein und warf eine Tränengasgranate. Ich erschoss ihn.« Aber keiner von uns konnte sich entsinnen, dass die Museumswärter jemals Waffen getragen hätten. Das wäre uns bestimmt aufgefallen. Vielleicht trugen sie die Dinger ja unauffällig unter ihren Jacken. Vielleicht sollte ich mir aber auch den Kopf über andere Sachen zerbrechen.
Marygays Daumen schwebte über dem Umschalter, aber sie musste nicht eingreifen. Der Gleiter musste einen Straßenblock vor der Bibliothek wegen des Querverkehrs anhalten. Ich küsste sie und stieg rasch aus.
Die Flocken fielen langsam, dicht, gerade – immer noch gut für die Fähre und vielleicht auch für mich, da der Schnee die Polizei aufhalten würde, falls sie einen Notruf aus dem Museum bekam. Ich
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