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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Himmel gewesen, und niemand hatte es als notwendig erachtet, sein Gleißen durch einen Filter zu dämpfen.)
    Allmählich stellte sich der Alltag ein. Die Leute wussten, dass viele ihrer Aufgaben eine Art Beschäftigungstherapie darstellten. Das Schiff war notgedrungen autark. Es überwachte sogar die Landwirtschaft, da sie in das Lebenserhaltungssystem integriert war.
    Manchmal belastete mich der Gedanke, dass unser Schiff in der Lage war, intelligent und selbstständig zu handeln. Immerhin konnte es sich die Arbeit gewaltig vereinfachen, wenn es das Lebenserhaltungssystem abschaltete.
    Andererseits hatten auch wir die Möglichkeit, in die Schiffsroutine einzugreifen. Dann konnte sich Marygays momentan mehr oder weniger symbolisches Kapitänsamt zu einer schweren Bürde entwickeln: Die Time Warp ließ sich auch noch steuern, wenn’ ihr Gehirn ausgeschaltet wurde, aber das war ein gewaltiges Wagnis.
    Immerhin hatten wir fünfzehn Kinder an Bord, die Eltern und Lehrer brauchten und uns auf diese Weise gelegentlich eine echte Beschäftigung gaben. Ich unterrichtete Physik und hatte nebenbei noch »Vater« in meiner Jobbeschreibung stehen, obwohl meine Aufgabe in dieser Richtung vor allem darin zu bestehen schien, Sara aus dem Weg zu gehen.
    Alle kinderlosen Passagiere befassten sich mit irgendwelchen Projekten. Viele von ihnen bastelten natürlich mit Feuereifer an Szenarios, was wir vierzigtausend Jahre später tun würden. Dafür konnte ich persönlich nur wenig Begeisterung aufbringen. Das einzige Modell, bei dem sich meiner Ansicht nach eine nähere Untersuchung lohnte, war das der Tabula rasa: Wir kehrten zurück und fanden keine Spur der früheren Menschen mehr vor. Alles andere kam mir vor, als spekulierten Neandertaler über die Raumfahrt.
    (Der Sheriff träumte von einer Welt, in der sich im Lauf der vierzigtausend Jahre kaum etwas verändern würde, abgesehen davon, dass der Mensch seine Herrschaft über das materielle Universum ausdehnte. Warum sollte der Mensch sich verändern wollen? Ich dagegen bevorzugte eher ein Szenario, bei dem der Mensch – den Gesetzen der Entropie gehorchend – wieder zu einem primitiven Wilden wird, weil er keine Veränderungen zulässt.)
    Bei mehreren Leute, die unsere Reiseerlebnisse für die Nachwelt aufzeichneten, hegte ich den Verdacht, dass sie gierig auf die eine oder andere Katastrophe lauerten. Keine Ereignisse sind für Historiker das Schlimmste, was es geben kann. Andere untersuchten die Sozialdynamik unserer kleinen Gruppe. Das erschien mir durchaus lohnend – Soziologie mit einem absoluten Minimum an Variablen.
    Andere schrieben Aufsätze oder Romane oder betätigten sich auf anderen künstlerischen Gebieten. Casi schnitzte bereits an seinem Holzklotz herum, und Alysa Bertram verkündete am zweiten Tag der Reise, sie wolle Proben für ein Stück abhalten, das in Zusammenarbeit mit den Schauspielern entwickelt werden solle. Sara war eine der Ersten, die sich für dieses Projekt meldeten. Sie versuchte mich ebenfalls zur Teilnahme zu überreden, aber der Gedanke, seitenweise Dialoge auswendig zu lernen, hatte für mich schon immer nach Geist tötender Folter geklungen.
    Natürlich konnte ich mich auf meine Arbeit im Rat herausreden. Aber es gab jetzt, da die Reise begonnen hatte, weit weniger zu tun als am Anfang.
    Jetzt, da wir »Schwerkraft« an Bord hatten, war das Sternenschiff ein völlig anderer Ort. In der Parkbahn stellten die Böden lästige Hindernisse dar, um die man herumschwimmen musste, und man betrachtete die Aufteilung eher horizontal wie bei einem richtigen Schiff. Nun aber war »vorn« oben und »hinten« unten. Bereits in der ersten Stunde nach dem Start musste Diana den ersten Knochenbruch behandeln, als Ami – die Monate in der Null-Ge-Umgebung zugebracht hatte – ganz instinktiv versuchte, eine Treppe hinunter zu schweben.
    Der Unfall brachte mich auf die Idee, dass wir keinen Sicherheitsbeauftragten ernannt hatten. Ich übernahm den Job selbst, suchte jedoch zur Unterstützung jemanden, der sich mit Bautechnik auskannte. Zu den drei Leuten, die dafür infrage kamen, gehörte Cat. Ich schätze, dass ich mich für sie entschied, um ihr nicht das Gefühl zu geben, dass ich sie mied.
    Ich kann nicht sagen, dass ich etwas gegen Cat hatte, obwohl ich mich in ihrer Nähe nie so ganz wohl fühlte. Natürlich war sie neunhundert Jahre nach mir geboren worden, wenn man das so nennen konnte, in eine Welt, in der Heterosexualität eine so seltene

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