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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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einen dieser Energie-Satelliten aufzuspüren und einzufangen. Aber das würden wir in diesem Winter nicht mehr schaffen. Und mit diesem Winter mussten wir uns bald befassen, denn parallel zu den kühleren Tagen sank der Ausstoß der Solaranlagen: Wir hatten nicht nur mit dem Naturgesetz zu tun, dass die Strahlung quadratisch zur Entfernung abnahm (wenn sich der Sonnenabstand verdoppelte, traf nur ein Viertel ihrer Energie auf dem Planeten ein), sondern – in Ermangelung von Wetterkontroll-Satelliten – auch mit einem deutlichen Anstieg von wolkenverhangenen Tagen.
    Also entschieden wir uns für Holzöfen. In Lakeland gab es genug Holz, um uns Dutzende von Wintern warm zu halten. Im Normalfall waren die Plantagenbäume so getrimmt, dass sie in etwa mannshoch blieben. Acht unkontrollierte Wachstumszyklen hatten die Pflanzungen allerdings in einen dichten, hohen Dschungel verwandelt.
    In einem Schuppen neben einer Chemiefabrik am Rande von Centrus entdeckten wir Hunderte von Stahltonnen mit einem Fassungsvermögen von 100 und 250 Litern, die ideale Heizöfen abgaben. Ich brauchte etwa eine Stunde, um ein paar Helfern zu erklären, wo sie welche Löcher in die Tonnen schneiden sollten. Ich selbst war als Schweißer ausgebildet, ebenso wie Alysa Bertram. Gemeinsam schweißten wir die Abzugrohre an unsere Kanonenöfen, während die Leute im Wohnheim und im Haus der Musen provisorische Rauchöffnungen in die Fenster oder Außenwände brachen.
    Wir stellten eine Ackermaschine und einen Lieferwagen für eine Holzsammel-Aktion ab, nachdem wir berechnet hatten, dass wir 850 Klafter - gut 3000 Ster - Holz brauchen würden, um sicher über den Winter zu kommen. Das war eine Menge, aber wir benötigten es nicht nur zum Kochen und Erwärmen der Räume, sondern auch, um Eis zu Wasser zu schmelzen.
    Alle zeigten sich erleichtert, als die ersten Feldfrüchte geerntet werden konnten. Auch die kleine Hühnerschar hatte inzwischen Legegröße erreicht. Die Künstler nahmen je zwei Hennen und Gockel mit, was für das Leben im Haus der Musen sicher eine Bereicherung sein würde. Wir hatten den Fernsehraum im Erdgeschoss in einen Hühnerstall umgewandelt. Wer unbedingt einen großen Würfel oder Bildschirm für seine Filme brauchte, musste den Genuss eben mit den Hühnern teilen. Und regelmäßige Würfelsendungen würde es in nächster Zeit wohl ohnehin nicht geben. (In diesem Punkt täuschte ich mich. Das Nichtstun während der langen Winterzeit führte dazu, dass die Leute einfach alles gafften – und wenn es nur der mit einer Kamera aufgenommene Alltag ihrer Nachbarn war.)
    Aus dem sonnigen Fitness-Raum im Speicher wurde ein Gewächshaus, in dem wir Sämlinge für das nächste Frühjahr zogen. Wir dachten auch daran, im Winter etwas Gemüse anzubauen, weshalb Anita drei Holzöfen und eine zusätzliche Lichtquelle installierte.
    Für das eigentliche Winterproblem – bei fünfzig Grad minus durch den Schnee zu stapfen und den Hintern über einem Latrinengraben zu entblößen – fand Sage eine eher praktische als elegante Lösung. Selbst in diesen Breiten gab es eine Permafrostschicht. Alles, was sich unterhalb von sieben Metern befand (und nicht so tief lag, dass es vom Planeteninnern erwärmt wurde), war und blieb auf Dauer gefroren. Wir hatten weder die Bagger noch die Energie, um eine Grube anzulegen, die tief und groß genug für neunzig plus Bewohner war. Aber nur zehn Kilometer außerhalb der Stadt gab es ein Kupferbergwerk, und von dort holte sie Sprengladungen sowie einen Minen-Laser, mit dem wir das Werk vollbrachten.
    Die Kolonie im Haus der Musen musste weiterhin mit ihrem Latrinengraben zurecht kommen, aber Kunst erfordert immer Opfer. Der Weg zum gefrorenen Atrium würde sie der Natur und ihrem wahren Ich ein Stück näher bringen.

siebenundzwanzig
    Ich stürzte mich mit ganzer Kraft auf das Rückgewinnungsprojekt. Marygay erging es kaum anders. Es lag eine gewisse Verzweiflung in der Luft. Niemand sprach über die Expedition der Erde, nicht bis zu dem Tag, an dem die Auslosung stattfand.
    Gegen Mittag versammelten sich alle in der Wohnheim-Cafeteria, um einen Tisch mit einer Glasschale, in der zweiunddreißig gefaltete Zettel lagen. Mori Dartmouth, das jüngste Kind, das verständig genug war, um die Ziehung durchzuführen, saß auf dem Tisch und fischte nacheinander zwölf Namen heraus, die ich jeweils laut vorlas. Sara kam gleich als Zweite an die Reihe und stieß einen lauten Jubelschrei aus. Marygay war die Achte.

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