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Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges

Titel: Der ewige Krieg 02 - Am Ende des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Westen, wie er einst in Filmen und Romanen existiert hatte. Anders als am Raumhafen lagen hier nirgends Kleidungsstücke verstreut. Alles wirkte sehr penibel, von einer albtraumhaften Normalität, mit Leuten in Gewändern aus der damaligen Epoche. Natürlich handelte es sich um Roboter, und ihre Kostüme waren so ausgeblichen und abgenutzt, dass hier und da Plastikellbogen und -knie durch ausgefranste Löcher guckten.
    »Vielleicht wurde der Park am Tag X geschlossen«, sagte ich, obwohl sich das nur schwer mit den Tausenden von Fahrzeugen in Einklang bringen ließ, die in Reih und Glied vor den Eingängen standen.
    »Es geschah am 1. April um 13 Uhr 10 Lokalzeit«, meinte der Sheriff. »Einen Mittwoch. Könnte das von Bedeutung sein?«
    »Erster April«, sagte ich. »Was für ein Scherz!«
    »Vielleicht kamen alle nackt hierher«, warf Marygay ein.
    »Ich weiß jetzt, was mit den Kleidern geschah«, sagte Cat. »Seht euch das an!« Sie öffnete die Bustür und warf ein zerknülltes Papier nach draußen.
    Eine kniehohe Mickymaus kam aus einer Versenkung neben dem Saloon gerollt. Sie spießte das Papier mit einem Stock auf, drohte mit dem Finger und schalt mit Quäkstimme: »Wirf nichts weg! Mach keinen Dreck!«
    »Wir machten uns früher einen Spaß daraus, die kleinen Saubermänner mit Abfall zu bombardieren und sie damit völlig zum Rotieren zu bringen«, sagte sie.
    Der Transporter hatte wieder seine Beine ausgefahren, um leichter durch die engen Gassen zu kommen, und trabte nun durch dieses seltsame Land der Saloons, Dancehalls, General Stores und putzigen victorianischen Häuser, umwimmelt von schäbigen Robotern. Wo einst hölzerne Gehsteige gewesen waren, hatten die Roboter schmale helle Pfade in das Erdreich getrampelt.
    Es gab kaputte Roboter, mitten in einer Geste erstarrt, und zweimal kamen wir an Knäueln von Robotern vorbei, die irgendwann zusammengestoßen waren und deren Beine nun hilflos in der Luft strampelten. Also handelte es sich nicht um echte Roboter, sondern nur um mechanische Modelle. Marygay erinnerte sich vage an den Begriff »audio-animatronisch«, und Cat bestätigte, dass man zweihundert Jahre, nachdem wir den Park besichtigt hatten, die altmodische Technik aus Nostalgie und zur allgemeinen Belustigung wieder eingeführt hatte.
    Einen Anachronismus entdeckten wir auf den Dächern der Westernstadt, deren Südseiten allesamt mit Solarzellen ausgestattet waren. (Ein anderer, eher prosaischer Anachronismus bestand darin, dass in sämtlichen Gebäuden, sogar in den Kirchen, Souvenirs zum Kauf angeboten wurden.)
    Zumindest vereinfachte das unser Nahrungs- und Unterkunftproblem. Es gab genug tiefgekühlte und bestrahlte Lebensmittel für mehrere Generationen von uns, das meiste davon schmackhafter, wenn auch nicht so nahrhaft wie unsere Überlebensrationen.
    Wir beschlossen, die Nacht in Molly Malone’s Wayside Inn zu verbringen. Marygay und ich entdeckten an der Rezeption zu unserer Verblüffung eine Preisliste für Sexabenteuer. Cat klärte uns auf, dass der Service nur Roboter anbot. Roboter mit Hygiene-Zertifikat.
    Aber dann sorgte unserer eigener Roboter, der Transporter, für eine ganz besondere Überraschung. Als wir aus dem Molly Malone’s kamen, um unser Gepäck zu holen, war es bereits säuberlich vor dem Eingang aufgereiht.
    Und dahinter stand nicht der Bus, sondern ein Cowboy, der vor rauer Männlichkeit nur so strotzte. Er sah nicht aus wie die verwitterten Roboter, aber auch nicht wie ein richtiger Mensch. Er war gut zwei Meter groß, hatte eine mächtige Statur und hinterließ tiefe Fußspuren im Staub. Als er den Gehsteig betrat, knarrten die Holzplanken beunruhigend laut.
    »Ich bin weder ein echter Transporter«, erklärte er, »noch sonst eine Maschine. Ich fand es drunten am Raumhafen nur praktisch, den Bus zu spielen.«
    Er sprach in einem schleppenden Tonfall, den ich vage aus meiner Kindheit kannte – und dann machte es Klick! Er sah aus wie der Schauspieler John Wayne, dessen Filme mein Vater geliebt und meine Mutter verachtet hatte.
    Während er redete, drehte er sich einen dicken Joint. »Ich kann mich jederzeit wieder in einen Transporter oder einen beliebigen anderen Organismus etwa dieser Größenordnung verwandeln.«
    Der Taurier meldete sich zu Wort. »Ich bitte um eine Demonstration dieser Fähigkeit.«
    Der Cowboy zuckte mit den Achseln, zauberte ein großes hölzernes Streichholz aus der Tasche und riss es an der Schuhsohle an. Schwefeldioxid und, nachdem er

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