Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
den Zauberer-Vorhang beiseite und sagt: ›Simsalabim – seht her! Das Gleiche haben wir mit allen unseren Soldaten gemacht! Übrigens haben wir die Absicht, Washington zu übernehmen.‹«
»Nicht ganz.« Marty klappte eine Tortilla über einem exotischen Gemisch aus Bohnen, grob geriebenem Käse und Oliven zusammen. »Bis die Öffentlichkeit Wind von der Sache bekommt, wird es nur noch heißen: ›Ach, übrigens, wir haben den Kongress und das Pentagon übernommen. Bleibt uns vom Leib, bis wir ein wenig Ordnung geschaffen haben!‹« Er biss in die Tortilla und sah Reza mit einem Achselzucken an.
»Noch sechs Wochen«, sagte Reza.
»Sechs ereignisreiche Wochen«, setzte Amelia hinzu. »Kurz bevor ich Texas verließ, schickte ich die Theorie für das Weltuntergangs-Szenario an etwa fünfzig Wissenschaftler – alles Leute, die in meinem Notebook als Physiker oder Astronomen abgespeichert sind.«
»Komisch«, sagte Asher. »Wahrscheinlich habe ich es nicht gekriegt, weil ich in deinem Notebook irgendwo unter ›Mathematiker‹ oder ›alter Sack‹ stehe. Aber ich wundere mich, dass nicht einer der Kollegen ein Wort darüber verloren hat. Wann hast du den Rundbrief gestartet?«
»Am Montag.«
»Vier Tage.« Asher goss Kaffee und heiße Milch in eine hohe Tasse. »Hast du schon mit einem der Adressaten Kontakt aufgenommen?«
»Wo denkst du hin? Ich wage mich nicht mal in die Nähe eines Telefons oder Terminals.«
»In den Nachrichten kam auch nichts«, sagte Reza. »Ist denn kein einziger deiner Bekannten auf Publicity aus?«
»Vielleicht wurde die Mail abgefangen«, sagte ich.
Amelia schüttelte den Kopf. »Ich habe sie aus einer öffentlichen Zelle abgesandt, von einem Daten-Terminal am Bahnhof in Dallas. Nicht mehr als eine Mikrosekunde Download.«
»Aber weshalb hat dann bis jetzt niemand reagiert?« fragte Reza.
Sie schüttelte immer noch den Kopf. »Es… es war so viel los, dass ich überhaupt nicht zum Denken kam. Ich hätte längst…« Sie stellte ihren Teller ab und holte das Handy aus der Tasche.
»Du willst doch nicht…« begann Marty.
»Nein, ich will niemanden anrufen.« Sie gab aus dem Gedächtnis eine Zahlenfolge ein. »Aber ich habe bis jetzt nicht nachgeprüft, ob mein Rundruf überhaupt ans Ziel kam. Ich ging einfach davon aus, dass jeder die Nachricht… o Scheiße!« Sie hob das Handy hoch, damit auch die anderen die Anzeige sehen konnten. Sie bestand aus einem Gewirr von Ziffern und Buchstaben. »Dieser Mistkerl ist an meine Datenbank gelangt und hat sie verschlüsselt. In den fünfundvierzig Minuten, die es dauerte, nach Dallas zu gelangen und den Anruf zu tätigen.«
»Ich fürchte, die Sache ist weit schlimmer«, sagte Mendez. »Ich hatte viele Stunden lang Gelegenheit, seine Gedanken zu durchforschen. Wenn er es getan hätte, wüsste ich es. Aber er kam überhaupt nicht auf die Idee.«
»Heiland!« sagte ich in die Stille hinein. »Könnte es jemand aus unserer Fakultät gewesen sein? Jemand, der deine Dateien knackte, um sie selbst auszuwerten?« Sie hatte den Text bis zu Ende durchgenudelt. »Seht euch das an!« Das Display zeigte wirres Zeug – bis auf das letzte Wort:
»G!O!T!T!E!S!W!I!L!L!E.«
es dauert eine weile, bis in einem Zellensystem Informationen von unten nach oben gelangen. Zu dem Zeitpunkt, da Amelia erkannte, dass der Hammer Gottes ihre Dateien unlesbar gemacht hatte, blieb gerade noch ein Tag Frist, ehe die Führungsebene wusste, dass Gott eine Möglichkeit aufgezeigt hatte, die Endzeit einzuläuten. Um ihr Ziel zu erreichen, mussten sie lediglich verhindern, dass jemand das Jupiter-Projekt stoppte.
Sie waren nicht dumm, und sie hatten selbst einige Erfahrung im Umgang mit den Medien. Also ließen sie die ›Nachricht‹ durchsickern, eine Gruppe ultrakonservativer Spinner versuche die Menschheit davon zu überzeugen, dass das Jupiter-Projekt ein Werkzeug des Satans sei und das Ende der Welt, ja sogar das Ende des Universums beschleunigen werde. Eine lächerliche Behauptung! Dieses harmlose Projekt, das nun, da es angelaufen war, den Steuerzahler keinen Cent mehr kostete und der Wissenschaft endlich Aufschluss über die Geburt des Weltalls geben konnte! Kein Wunder, dass diese religiösen Fanatiker es unterdrücken wollten! Immerhin könnte es den Beweis erbringen, dass Gott nicht existierte!
In Wahrheit bewies es natürlich, dass es Gott gab und dass er im Begriff stand, die Seinen heimzuholen.
Der Endzeit-Anhänger, der Amelias Dateien
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