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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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vertieft und ausweitet.«
    Ich machte mir meine eigenen Gedanken darüber. Ich hatte ihren Glauben gespürt, als ich in Kontakt mit den Zwanzig war, und mich von dem Trost und Frieden angezogen gefühlt, den er ihr gab. Sie wiederum hatte meinen Atheismus ohne Zögern als ›einen anderen Weg‹ akzeptiert und sich damit deutlich von jedem Endie abgehoben, dem ich bis jetzt begegnet war. Während der einen Stunde, die ich mich zusammen mit zwei anderen bei Ingram einklinkte, hatte der Agent den Anschluss dazu benutzt, Höllen-Szenarios für uns auszumalen, die von Anal-Vergewaltigung bis zu langsamer Verstümmelung reichten.
    Ich stellte es mir interessant vor, nach der Humanisierung noch einmal mit ihm Kontakt aufzunehmen und ihm rein zum Spaß diese Höllenbilder vor Augen zu halten. Höchstwahrscheinlich würde er sich verzeihen.
    »Das ist ein Gesichtspunkt, den wir näher in Augenschein nehmen sollten«, sagte Marty. »Der Einsatz der Religion – der organisierten Religion, meine ich. Natürlich werden Gemeinden wie die Cyber-Baptisten und Omnia automatisch auf unserer Seite stehen. Aber wenn wir die Zustimmung einer der großen Kirchen gewinnen könnten, hätten wir eine riesige Gruppe, die unsere Botschaft nicht nur predigen, sondern zugleich ihre Wirksamkeit demonstrieren würde.« Er nahm einen Keks und drehte ihn zwischen den Fingern hin und her. »Ich hatte mich so sehr auf den militärischen Aspekt konzentriert, dass ich andere Machtkonzentrationen völlig außer Acht ließ. Kirchen, Schulen, Universitäten…«
    Belda klopfte mit ihrem Stock energisch auf den Boden. »Ich glaube nicht, dass Professoren und Dekane sich für ein Konzept der Weiterbildung begeistern werden, das ihre Institutionen überflüssig macht. Mister Mendez, Sie stöpseln sich bei Ihren Freunden ein und sprechen plötzlich fünf Sprachen. Ich spreche nur vier – und die eher mäßig, obwohl ich einen Großteil meiner Jugend damit verbrachte, mir drei davon einzuprägen. Pädagogen sind im Allgemeinen stolz auf die Zeit und Energie, die sie in ihr Wissen investieren. Sie dagegen bieten es den Menschen wie eine süße Pille an.«
    »Aber nein, das sehen Sie falsch«, entgegnete Mendez mit großem Ernst. »Ich verstehe Japanisch oder Katalanisch nur, wenn einer der anderen in dieser Sprache denkt. Das bedeutet nicht, dass ich sie selbst beherrsche.«
    »Als Julian zu uns stieß«, sagte Ellie, »war er der erste Physiker, mit dem unsere Gruppe Kontakt hatte. Wir begriffen seine Begeisterung für die Gesetze der Natur und jeder von uns konnte sein Wissen direkt verwerten – aber nur, wenn wir genug von der Materie verstanden, um die richtigen Fragen zu stellen. Wir konnten nicht plötzlich Integrale lösen. Ebenso wenig wie wir die japanische Grammatik durchschauen, wenn wir mit Wu verbunden sind.«
    Megan nickte. »Es handelt sich eher um das gemeinsame Nutzen als um das Übermitteln von Informationen. Ich zum Beispiel bin Ärztin, was nicht unbedingt eine gewaltige intellektuelle Anstrengung, aber doch ein längeres Studium und viele Jahre Praxis erfordert. Wenn die Zwanzig eine Einheit bilden und jemand über ein Gesundheitsproblem klagt, können alle anderen der Logik meiner Diagnose und Behandlung folgen – aber sie wären niemals in der Lage, einen Kranken selbst zu heilen, obwohl wir nun seit zwanzig Jahren immer wieder in Kontakt sind.«
    »Die Erfahrung könnte jemanden sogar motivieren, Medizin oder Physik zu studieren«, sagte Marty, »und ganz sicher wäre der direkte, enge Kontakt mit einem Arzt oder Physiker geeignet, einem Studenten bei der Lösung bestimmter Probleme zu helfen. Aber um das nötige Wissen zu erwerben, müsste man sich dennoch durch die entsprechenden Bücher ackern.«
    »Oder nie mehr ausklinken«, meinte Belda. »Außer zum Essen und Schlafen oder um auf die Toilette zu gehen. Eine großartige Aussicht. Milliarden von Zombies, die zeitweise Experten in Medizin, Physik oder Japanisch sind. Zumindest während ihrer so genannten wachen Stunden.«
    »Das muss alles noch geregelt werden«, sagte ich. »Zunächst werden die Leute zwei Wochen ohne Unterbrechung eingeklinkt verbringen, bis sie humanisiert sind. Was danach geschieht…«
    Die Eingangstür wurde so heftig aufgerissen, dass sie gegen die Wand knallte. Drei hünenhafte Polizisten stürmten mit gezogenen Maschinenpistolen in den Raum, gefolgt von einem kleinen unbewaffneten Beamten.
    »Ich habe einen Haftbefehl für Dr. Marty Larrin«, sagte er in

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