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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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meinen weiteren langweiligen Pflichten gehörte jedoch eine, die durch all die anderen verschleiert werden sollte – der Wa-La-Ber. oder Wachen-Lagebericht. Zu jeder vollen Stunde klinkte ich mich bei den Operatoren der Wachmannschaft ein und erbat einen Wa-La-Ber. Dafür hatte ich ein Formular mit Kästchen, von denen ich jedoch stets nur eines ankreuzte: ›Wa-La-Ber. negativ‹ als Synonym von ›nix passiert‹.
    Es war ein typischer Scheinjob der militärischen Bürokratie. Falls sich tatsächlich etwas Außergewöhnliches ereignen sollte, würde nämlich ein rotes Licht an meiner Konsole aufleuchten – gleichbedeutend mit dem Befehl, Kontakt zu den Wachen aufzunehmen. Und dann konnte ich mein Formular richtig ausfüllen.
    Aber ich hatte einen naheliegenden Punkt nicht bedacht: Sie brauchten im Innern des Gebäudes natürlich eine Person ihres Vertrauens, um die Identität der Operatoren an den Schalthebeln der Wachtposten-Soldier-boys zu kontrollieren.
    Es war am vierten Tag meines Arbeitsantritts und etwa eine Minute vor der Abfrage des Wa-La-Ber., als das rote Licht plötzlich zu blinken begann. Mein Herz stolperte leicht, und dann klinkte ich mich ein.
    Es war nicht wie gewohnt Feldwebel Sykes. Es war Karen, zusammen mit vier Leuten von meiner früheren Einheit.
    Was, zum Henker? Sie beruhigte mich mit einem Gestalt-Bild: Vertrau uns! Du musstest dich einer Gedächtnis-Modifikation unterziehen, um uns hier einzuschleusen. Und dann skizzierte sie in groben Umrissen die unglaubliche Entwicklung des Jupiter-Projekts und unseren Plan.
    Ich bestätigte die Neuigkeiten wie betäubt, klinkte mich aus und kreuzte das Kästchen ›Wa-La-Ber. negativ‹ an.
    Kein Wunder, dass ich so verdammt verwirrt gewesen war. Das Telefon summte und ich drückte auf die Taste.
    Es war Marty, im grünen Operationskittel, mit einem sehr neutralen Gesichtsausdruck. »Ich brauche Sie um 14 Uhr für einen kleinen Eingriff. Kommen Sie nach unten, wenn Ihre Schicht vorbei ist, damit wir alles vorbereiten können?«
    »Das ist der aufregendste Vorschlag seit Tagen.«

es war mehr als ein unblutiger Coup – es war ein lautloser, unsichtbarer Coup. Die Verbindung zwischen einem Operator und seinem oder ihrem Soldierboy besteht lediglich aus einem elektronischen Signal, und für Notfälle gibt es Mechanismen, mit deren Hilfe diese Verbindung umgeschaltet werden kann. Auf diese Weise dauerte es nach einer Sache wie dem Portobello-Massaker, bei dem sämtliche Operatoren ausfielen, höchstens einige Minuten, bis eine Ersatz-Einheit irgendwo in hundert oder tausend Meilen Entfernung ihre Arbeit aufnehmen kann. (Die größte Reichweite der Signale lag bei etwa dreitausendfünfhundert Meilen, ein Abstand, bei dem die Lichtgeschwindigkeit bereits ein schwacher Verzögerungsfaktor war.)
    Marty hatte alles so eingefädelt, dass auf einen Knopfdruck alle fünf Wach-Operatoren von ihren Soldierboys getrennt wurden und gleichzeitig die Kontrolle über die Maschinen an fünf Angehörige von Julians Einheit überging. Dazu kam, dass Julian der einzige Mensch in Haus 31 war, der diesen Wechsel bemerken konnte.
    Ihre aggressivste Handlung bestand darin, dass sie unmittelbar nach der Übernahme einen ›Befehl‹ von Hauptmann Perry, dem Kommandanten der Wachtruppe, an die fünf Stiefel-Posten ausgaben, sich sofort zu einer Notimpfung in Raum 2H einzufinden. Die Männer kamen, setzten sich der Reihe nach auf Wartestühle, und eine hübsche Krankenschwester verpasste jedem von ihnen eine Injektion. Dann wartete sie ruhig ab, bis alle eingeschlafen waren.
    Die Räume 1H bis 6H gehörten zum Lazarettflügel, und hier setzte ein geschäftiges Treiben ein.
    Anfangs konnten Marty und Megan Orr die Anschlüsse alle selbst implantieren. Der einzige bettlägrige Patient im H-Flügel, ein Leutnant mit Bronchitis, wurde ins Stützpunkt-Krankenhaus verlegt, als vom Pentagon der Befehl kam, Haus 31 zu isolieren. Der Arzt, der normalerweise jeden Vormittag vorbeischaute, hatte plötzlich keinen Zutritt mehr zu den Räumen.
    Allerdings trafen zwei neue Ärzte am Nachmittag nach dem Coup ein. Es waren Tanya Sidgwick und Charles Dyer, das OP-Team aus Panama, das eine Erfolgsrate von achtundneunzig Prozent aufweisen konnte. Sie wunderten sich über die Order, nach Portobello zu kommen, freuten sich aber auf den vermeintlichen Urlaub; sie waren gerade dabei gewesen, im Kriegsgefangenen-Lager zehn bis zwölf Anschlüsse pro Tag zu implantieren – zu viele, um groß auf

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