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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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Komfort oder Sicherheit zu achten.
    Nachdem sie ihr Quartier bezogen hatten, suchten sie sofort den Lazarett-Flügel auf, um zu sehen, was sie eigentlich erwartete. Marty nahm sie in Empfang, bot ihnen zwei bequeme Betten an und erklärte, sie müssten mit einem Patienten Kontakt aufnehmen. Danach verband er sie mit den Zwanzig, und sie begriffen sofort, welche Art von Urlaub hier auf sie wartete.
    Aber nach ein paar Minuten Tiefen-Kommunikation mit der Gruppe waren sie bekehrt – und genau genommen noch entschlossener als die Zwanzig selbst, den Plan in die Tat umzusetzen. Das vereinfachte das Timing, da es sich erübrigte, Sidgwick und Dyer zu humanisieren, ehe sie mit der Arbeit begannen.
    Sie mussten vierundsechzig Offiziere behandeln, und nur achtundzwanzig – darunter lediglich zwei Generäle – besaßen bereits einen Anschluss. Von den fünfzig einfachen Soldaten waren zwanzig mit einem Kontakt ausgestattet.
    Der erste Punkt der Tagesordnung bestand darin, die Leute mit den Anschlüssen in die Betten zu bekommen und mit den Zwanzig zu verbinden. Sie schleppten fünfzehn Pritschen aus dem Single-Trakt in Flügel H und hatten damit vierzig Plätze zur Verfügung; für die restlichen neun konnten sie Anschluss-Interfaces in ihren Zimmern installieren.
    Aber für Marty und Megan Orr bestand der allererste Punkt der Tagesordnung darin, Julians Gedächtnis wiederherzustellen. Oder es zumindest zu versuchen.
    Niemand rechnete mit Schwierigkeiten. Sobald Julian unter Narkose stand, lief der Eingriff automatisch ab und dauerte kaum länger als fünfundvierzig Minuten. Julian wusste, dass das Risiko einer physischen oder geistigen Beeinträchtigung gleich Null war.
    Was er nicht wusste, war, dass die vollständige Wiederherstellung nur in etwa drei Viertel aller Fälle funktionierte. Einer von vier Patienten verlor irgend etwas.
    Julian verlor eine Welt.

ich fühlte mich erfrischt und in Hochstimmung, als ich aufwachte. Ich konnte mich an den abgestumpften Zustand der vergangenen vier Tage ebenso erinnern wie an alle Details, die man gelöscht hatte – wie sonderbar, dass ich bei dem Gedanken an einen Selbstmordversuch und die drohende Gefahr des Weltuntergangs Freude empfinden konnte! – aber eigentlich klammerte ich mich an diese Dinge, weil ich Gründe für das Unbehagen suchte, das mich in einem immer stärkeren Maß beschlich.
    Ich saß auf der Bettkante, betrachtete einen albernen Druck von Norman Rockwell, der Soldaten beim Appell zeigte, und kramte immer noch heftig in meinen Erinnerungen, als Marty mit düsterer Miene den Raum betrat.
    »Irgend etwas stimmt nicht«, sagte ich.
    Er nickte, wickelte zwei Anschlusskabel von einem schwarzen Kästchen auf dem Nachttisch ab und reichte mir wortlos eines davon.
    Wir steckten sie ein, und ich öffnete mein Inneres, aber es kam nichts. Ich untersuchte die Verbindung. Sie hatte sich nicht gelockert. »Empfängst du etwas?«
    »Nein. Seit der Operation nicht mehr.« Er rollte erst sein und dann mein Kabel zusammen.
    »Was heißt das?«
    »Manche Leute verlieren für immer die Erinnerungen, die wir blockiert hatten…«
    »Aber ich entsinne mich an jede Einzelheit, ehrlich!«
    »…und manche verlieren die Fähigkeit, Gedankenkontakt aufzunehmen.«
    Ich spürte kalten Schweiß auf den Handflächen, auf der Stirn und in den Achselhöhlen. »Lässt sich das beheben?«
    »Nein. Ebenso wenig wie bei Blaze. Auch General Roser erwischte es.«
    »Du hast es gewusst!« Die Trauer über den Verlust schlug in Zorn um. Ich stand auf und trat dicht vor ihn hin.
    »Ich sagte dir, dass du… etwas verlieren könntest.«
    »Aber damit meintest du doch das Gedächtnis. Ich war bereit, mein Gedächtnis zu opfern!«
    »Das ist der Vorteil des einseitigen Kontakts, Julian. Bei der Kommunikation in beiden Richtungen kann man nicht durch Weglassen lügen. Hättest du gefragt: ›Könnte ich die Fähigkeit zum Gedankenaustausch verlieren?‹ wäre ich gezwungen gewesen, dir die Wahrheit zu sagen. Zum Glück hast du nicht gefragt.«
    »Du bist Arzt, Marty. Wie beginnt dein Eid?«
    »›Die Gesundheit meiner Patienten wiederherzustellen und zu erhalten, wird mein erstes Gebot sein.‹ Aber ich hatte eine Menge anderer Berufe, bevor ich diesen Titel erwarb. Und eine Menge anderer Berufe danach.«
    »Vielleicht solltest du mir besser aus den Augen gehen, anstatt es mit fadenscheinigen Ausreden zu versuchen.«
    Marty rührte sich nicht vom Fleck. »Du bist Soldat in einem Krieg. Und nun

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