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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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– erst weiß und dann schwarz.«
    »War das vor oder nach dem Einsetzen des Kontakts?«
    »Danach, eindeutig danach. Sie nennen den Anschluss ›Brücke‹, nicht wahr?«
    »Ja. Das kommt aus dem Französischen – pont mental.«
    »Ich hörte, wie er sagte – ahora, el puente – und dann pressten sie mit aller Kraft gegen meinen Schädelknochen. Ich spürte, wie mein Kinn gegen die Polsterung gedrückt wurde.«
    »Du erinnerst dich an sehr viel mehr als ich.«
    »Das war schon so ziemlich alles. Der Freund und die Schuhe und dann klick! Als ich wieder zu mir kam, lag ich im Bett. Ich konnte mich nicht rühren und brachte keinen Ton heraus.«
    »Das muss schrecklich gewesen sein.«
    Sie runzelte angestrengt die Stirn, während sie versuchte, sich die Situation ins Gedächtnis zu rufen. »Eigentlich nicht. Es war wie eine ungeheure… Mattigkeit oder Betäubung. Ich hatte das Gefühl, ich könnte durchaus die Arme und Beine bewegen oder sprechen, wenn es notwendig wäre. Aber es hätte mich zu viel Mühe gekostet. Das war wohl die Wirkung der Glückspillen, mit denen sie mich vollgepumpt hatten, damit ich nicht durchdrehte.
    Sie hörten nicht auf, meine Arme und Beine zu massieren und allerlei unsinniges Zeug zu schreien. Es war vermutlich Englisch mit einem starken spanischen Akzent, aber ich konnte es in meinem Zustand nicht verstehen.«
    Sie deutete, und ich reichte ihr das Glas mit dem Traubensaft. Sie nahm einen Schluck. »Wenn ich mich richtig erinnere… war ich total sauer, dass sie nicht endlich gingen und mich in Ruhe ließen. Aber ich wollte nichts sagen, weil ich ihnen den Triumph nicht gönnte, mich jammern zu hören. Komisch, nicht wahr? Ein ausgesprochen kindisches Benehmen.«
    »Sie probierten den Anschluss nicht aus?«
    Ihr Blick schweifte in die Ferne. »Nein… Dr. Spencer erklärte mir das später. Sie dachten, in meinem Zustand sei es besser abzuwarten und den ersten Kontakt mit jemandem herzustellen, den ich kannte. Dabei zählt jede Sekunde. Hat er dir das auch erklärt?«
    Ich nickte. »Exponentiale Zunahme der Nervenverbindungen.«
    »Also lag ich in einem abgedunkelten Raum, ziemlich lange. Vermutlich hatte ich das Zeitgefühl verloren. Dann all die Dinge, die sich vor… vor unserem Kontakt abspielten. Ich dachte, es sei ein Traum. Alles war plötzlich lichtüberflutet und zwei Leute hoben mich hoch und stachen mich in die Handgelenke – die IV-Nadeln – und dann schwebten wir von Raum zu Raum.«
    »Sie transportierten dich auf einer Rolltrage.«
    Sie nickte. »Es fühlte sich dennoch wie Levitation an. Ich weiß noch, dass ich dachte: ›Ich träume!‹ Und ich beschloss, diesen Zustand zu genießen. Ich sah Marty, in einem Lehnstuhl schlafend, an mir vorbeigleiten und akzeptierte ihn als einen Teil des Traums. Dann kamst du mit Dr. Spencer – und auch du gehörtest zu meinem Traum.
    Und plötzlich war alles real.« Ihr Oberkörper schaukelte vor und zurück, als ihre Gedanken zu dem Moment zurückkehrten, in dem wir Kontakt hatten. »Nein, nicht real. Intensiv. Verwirrend.«
    »Ich erinnere mich«, sagte ich. »Das Gefühl des Doppeltsehens. Du erkanntest dich anfangs nicht.«
    »Und du hast mir erklärt, dass das den meisten Leuten so ergeht. Ich meine, du hast es irgendwie gedacht, ohne Worte. Dann sah ich plötzlich scharf und klar, und wir waren…« Sie biss sich auf die Unterlippe, ohne das Schaukeln einzustellen. »Wir waren eins. Ein und dasselbe Wesen.«
    Sie nahm meine Rechte in beide Hände. »Und dann mussten wir mit dem Doktor diskutieren. Und er sagte, wir könnten nicht… er würde nicht zulassen, dass…« Sie presste meine Hand gegen ihre Brust, so wie in jenem Augenblick des Kontakts, und beugte sich vor. Aber sie küsste mich nicht. Statt dessen stützte sie das Kinn auf meine Schulter und flüsterte mit schwankender Stimme: »Wir werden das nie wieder erleben?«
    Ich versuchte automatisch, ihr in Form einer Gestalteinheit zu übermitteln, dass sie es in ein paar Jahren noch einmal versuchen konnte, dass Marty ihre Daten hatte, dass sich die Neuronenverbindungen teilweise wiederherstellen ließen und deshalb zumindest eine Chance bestand… bis ich einen Sekundenbruchteil später erkannte: Nein, wir sind nicht verbunden. Sie kann mich nur verstehen, wenn ich es ihr mit Worten erkläre.
    »Die meisten Leute erleben nicht mal diesen einen Moment.«
    »Vielleicht sind sie besser dran«, murmelte sie und begann leise zu schluchzen. Ihre Finger tasteten nach dem

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