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Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede

Titel: Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Haldeman
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war.
    Als wir die Kinder sahen, ließen wir alles liegen und stehen und leiteten sofort eine umfassende Rettungsaktion in die Wege. Wie betäubt räumten wir den Schutt beiseite und begannen nach Überlebenden zu suchen. Eine lokale brigada di urgencia unterstützte uns dabei.
    Barboo und ich organisierten unsere Einheiten in Suchtrupps, die je ein Drittel der Ruinen durchwühlten. Davids Leute hätten den Rest übernehmen sollen, aber der Schock ließ sie planlos durcheinander rennen. Die meisten von ihnen hatten noch nie einen Toten gesehen. Der Anblick all dieser Kinder – zermalmt, zerstückelt, Betonstaub mit Blut zu einer schlammigen Masse vermischt, die kleinen Körper in anonyme weiße Klumpen verwandelt – brachte sie völlig aus dem Gleichgewicht. Zwei der Soldierboys standen erstarrt da, gelähmt, weil ihre Operatoren ohnmächtig geworden waren. Die meisten anderen wanderten ziellos umher, ohne auf Davids wirre Befehle zu achten.
    Ich selbst bewegte mich wie in Trance, erschüttert durch die Ungeheuerlichkeit des Geschehens. Tote Soldaten auf dem Schlachtfeld sind schlimm genug – ein toter Soldat ist schlimm genug – aber das hier war kaum fassbar. Und das Gemetzel hatte erst begonnen.
    Ein großer Helikopter klingt aggressiv, ganz gleich, welche Aufgabe er zu erfüllen hat. Als der Sanitäts-Hubschrauber dröhnend zur Landung ansetzte, begann jemand in der Menge zu schießen. Nur Bleikugeln, die harmlos abprallten, wie wir später feststellten, aber die Abwehrmechanismen der Maschine suchten automatisch nach dem Schützen – einem Mann hinter einer Reklametafel – und verschmorten ihn.
    Es war eine Spur zu eindrucksvoll, ein breiter Laserstrahl, der ihn zerplatzen ließ wie eine reife Frucht. Der Schrei »Mörder! Mörder!« machte die Runde. In kürzester Zeit hatte die Menge den Polizeikordon durchbrochen und stürmte auf uns los.
    Barboo und ich ließen unsere Leute Fußangeln sprühen, gerollte Neonfäden, die sich rasch ausbreiteten, erst finger-, dann seildick. Das half anfangs, denn das Zeug wirkte wie Sekundenkleber. Es brachte die ersten Reihen zum Stillstand, ließ die Angreifer in die Knie gehen oder nach vorn fallen. Aber das hinderte die nachdrängenden Massen nicht, über ihre Kameraden hinweg auf uns loszustürmen.
    Wir erkannten unseren Fehler, als Hunderte von Menschen, plötzlich gestoppt durch das Gewirr von Fußangeln, unter dem Druck des heulenden Mobs zu Boden gingen. Auch das Tränen- und Brechgas, das wir einsetzten, verlangsamte den Ansturm kaum. Noch mehr Menschen stürzten und wurden niedergetrampelt.
    Ein Molotow-Cocktail explodierte an einem Soldierboy von Barboos Einheit und verwandelte ihn in ein Symbol wankender Hilflosigkeit – in Wahrheit war er nur einen Moment lang geblendet – und nun kamen die Waffen zum Vorschein. Maschinengewehre ratterten, zwei Laser durchschnitten den Staub und Rauch. Ich sah, wie eine ungenau gezielte Maschinengewehr-Salve eine schmale Gasse in die Menge mähte und gab den Befehl der Einsatzzentrale weiter: »Schießt alle Angreifer nieder, die eine Waffe besitzen!«
    Die Laser-Schützen waren leicht zu orten und fielen als erste, aber andere hoben die Waffen auf und feuerten weiter. Zum ersten Mal, seit ich beim Militär war, musste ich einen Menschen töten – ein halbes Kind obendrein. Der Junge hatte einen der Laser aufgehoben und begann zu schießen, noch während er sich aufrichtete. Ich zielte auf seine Knie, aber jemand rannte ihn von hinten um. Die Kugel durchschlug seinen Brustkorb. Das war zu viel für mich. Ich erstarrte, war zu keiner Reaktion mehr fähig.
    Auch Park rastete aus, allerdings ins andere Extrem. Er verwandelte sich in einen Berserker. Ein Mann kletterte an seinem Soldierboy hoch und versuchte ihm – was natürlich Unsinn war – die Augen auszustechen. Park packte den Angreifer am Knöchel, schwang ihn herum wie ein Puppe, schmetterte seinen Kopf gegen eine Betonplatte und schleuderte den zuckenden Körper einfach mitten in den Mob. Dann watete er in die Menge wie ein wahnsinniges Maschinenmonster und begann die Menschen mit Fäusten und Tritten zu traktieren. Das riss mich aus meiner Lähmung. Ich befahl ihm aufzuhören, aber da er keinerlei Reaktion zeigte, forderte ich die Einsatzzentrale auf, ihn zu deaktivieren. Er tötete mehr als ein Dutzend Leute, ehe sie ihn endlich abschalteten. Sein Soldierboy rührte sich nicht mehr und verschwand unter einer Horde aufgebrachter Angreifer, die mit Steinen auf ihn

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