Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
erschlagen!«
»Es gibt Gründe für diesen Einsatz«, sagte sie. »Halten Sie sich an Ihre Order – aber seien Sie vorsichtig!«
Ich übermittelte ihre Worte an die anderen. »Vorsichtig?« meinte David. »Damit ihnen nichts geschieht oder uns nichts geschieht?«
»Achtet darauf, dass niemand unter die Soldierboys gerät«, sagte Barboo.
»Ich würde noch einen Schritt weiter gehen«, fügte ich hinzu. »Verletzt oder tötet niemanden, um die Maschinen zu retten!«
Barboo unterstützte mich. »Es könnte sein, dass uns die Rebellen genau in diese Ecke drängen wollen. Deshalb müssen wir die Lage im Griff behalten!«
Die Koordinatorin hörte mit. »Seid nicht zu vorsichtig! Immerhin handelt es sich um eine Machtdemonstration.«
Zunächst verlief alles glatt. Ein junger Endzeit-Anhänger, der auf einem Rednerpodest gestanden und eine flammende Rede gehalten hatte, sprang plötzlich nach unten und rannte auf uns zu. Einer der berittenen Polizisten tippte ihn mit einem dieser Elektrostäbe an, die meist zum Treiben von Rinderherden verwendet wurden. Der Junge stürzte dicht vor David zu Boden und begann sich in Krämpfen zu winden. David blieb unvermittelt stehen, doch der Soldierboy hinter ihm, wohl durch irgendetwas abgelenkt, krachte gegen ihn. Es wäre perfekt für die Gegenseite gelaufen, wenn er David zu Fall gebracht und dieser den hilflosen Fanatiker erdrückt hätte. Aber zumindest das blieb uns erspart. Ein Teil der Demonstranten lachte und spottete, keine schlechte Reaktion angesichts der Umstände, und dann schafften sie den Bewusstlosen weg.
Das gab ihm vielleicht einen Tag Aufschub, aber ich hätte wetten können, dass die Polizei danach seinen Namen ebenso kannte wie seine Adresse und Blutgruppe.
»Formation schließen!« befahl Barboo. »Los, bringen wir es hinter uns!«
Das Abbruchgelände war durch orangerote Sprühfarbe markiert. Aber wir hätten es ohnehin kaum verfehlt, da ein dichter Kordon von Polizei und Schranken die Menge überall auf hundert Meter Abstand hielt.
Wir beschlossen, nichts Stärkeres als Handgranaten zu verwenden. Wenn wir beispielsweise die Raketen einsetzten, konnten einzelne Mauerbrocken mehr als hundert Meter weit mit der Wucht von Geschossen durch die Gegend fliegen. Zur Sicherheit forderte ich jedoch bei der Zentrale eine Berechnung der Sprengkraft an und erhielt die Erlaubnis, die Fundamente mit Zwei-Zoll-Granaten zu erschüttern.
Bei den Häusern handelte es sich um fünfstöckige Platten-Bauten mit bröckligen Backstein-Fassaden. Noch keine fünfzig Jahre alt, aber aus minderwertigem Material hochgezogen. Zu viel Sand im Beton. Eines war bereits eingestürzt und hatte Dutzende von Bewohnern unter sich begraben.
Schien keine große Sache zu sein, die Kästen niederzureißen. Ein paar Granaten zur Lockerung der Fundamente, an jeder Ecke einen Soldierboy, der zog und zerrte, bis die Rahmenkonstruktion aus dem Gleichgewicht gebracht war – und schnell zurückspringen, sobald das Zeug in die Tiefe rasselt. Oder nicht zurückspringen und in dem Hagel aus Beton und Stahl die eigene Unverwundbarkeit demonstrieren.
Beim ersten Gebäude klappte alles wie nach Lehrbuch – wenn es überhaupt ein Lehrbuch für bizarre Abbruchtechniken gibt. Unter den Demonstranten breitete sich betroffene Stille aus.
Das zweite erwies sich als widerspenstig. Die Fassade stürzte ein, aber der Stahlrahmen hielt dem Rütteln stand. Also trennten wir ein paar freigelegte T-Balken mit Laserstrahlen durch. Das reichte, um die Hütte eindrucksvoll zusammenkrachen zu lassen.
Beim nächsten Haus kam es dann zur Katastrophe. Als die Mauern niederprasselten, regnete es Kinder.
Sie hatten mehr als zweihundert Kinder in einem Raum im fünften Stock zusammengepfercht – gefesselt, geknebelt und mit Drogen vollgepumpt. Wie sich später herausstellte, stammten die Kinder aus einer Privatschule am Stadtrand. Ein Guerilla-Team war um acht Uhr morgens dort eingedrungen, hatte alle Lehrer massakriert, alle Schüler gekidnappt und sie eine Stunde vor unserer Ankunft in Kisten mit UN-Aufschrift in das zum Abbruch bestimmte Gebäude geschafft.
Die Kinder stürzten aus zwanzig Metern Höhe und wurden unter einer Schuttschicht begraben. Natürlich überlebte keines. Nur ein krankes Hirn konnte sich eine solche Form der politischen Demonstration ausgedacht haben, da sie nicht unsere, sondern ihre eigene Brutalität bloßlegte – aber sie heizte den Mob an, der als Kollektiv keiner Vernunft zugänglich
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