Der ewige Krieg 03 - Der ewige Friede
faltige Gesicht, das von zwei langen Narben durchzogen wurde. Er sah zum Fürchten aus, aber seine ruhige Stimme und ein ungezwungenes Lächeln milderten diesen Eindruck.
»Verzeihen Sie, dass wir Sie nicht abgeholt haben. Wir besitzen kein Auto und verlassen das Haus nur selten.
Es hilft uns, den Schein harmloser alter Bekloppter zu wahren.«
»Dr. Larrin erzählte mir, der Deckmantel enthielte ein Körnchen Wahrheit.«
»Ja, wir sind arme, verwirrte Überlebende der ersten Soldierboy-Experimente. Die Leute weichen im Allgemeinen vor uns zurück, wenn sie uns draußen begegnen.«
»Dann sind Sie kein echter Geistlicher?«
»Doch. Ich bin Priester – oder war es. Die Kirche entzog mir das Amt, nachdem man mich des Mordes schuldig gesprochen hatte.« Er blieb an einer einfachen Tür stehen, die ein Kärtchen mit meinem Namen trug, und schob sie auf. »Der Vergewaltigung und des Mordes. Das hier ist Ihr Zimmer. Kommen Sie in den Lichthof am Ende des Korridors, wenn Sie sich frisch gemacht haben.«
Das Zimmer selbst hatte wenig von einer Mönchszelle an sich: auf dem Boden ein Orientteppich, ein modernes Schwebebett und im Gegensatz dazu ein Schreibtisch mit Rollpult und Drehstuhl aus dem vorigen Jahrhundert. Außerdem gab es noch einen kleinen Kühlschrank mit Bier und alkoholfreien Getränken sowie eine Anrichte, auf der neben Gläsern einige Flaschen Wein und Wasser standen. Ich trank ein Glas Wasser und dann einen Schluck Wein, während ich aus der Uniform schlüpfte und sie sorgfältig für die Heimreise zusammenfaltete. Nachdem ich geduscht und bequemere Sachen angezogen hatte, machte ich mich auf die Suche nach dem Lichthof.
Auf der linken Seite bestand der Korridor aus einer leeren Wand; rechts reihte sich Tür an Tür, mit Namensschildern, die dauerhafter wirkten als das meine. Eine Milchglastür am Ende des Gangs öffnete sich automatisch, als ich näher kam.
Ich blieb wie angewurzelt stehen. Der Lichthof war ein kühler Pinienwald. Zederngeruch und von irgendwo der silbrige Klang eines Wasserfalls. Ich schaute auf und tatsächlich – über mir befand sich eine Glaskuppel. Ich hatte mich nicht auf unerklärliche Weise in fremde Erinnerungen eingeklinkt.
Ich folgte einem Kiesweg und blieb einen Moment lang auf der Holzbrücke über einem schnell dahinsprudelnden Bach stehen. Angezogen von Gelächter und dem schwachen Duft von Kaffee ging ich weiter und kam auf eine kleine Lichtung.
Etwa ein Dutzend Leute um die fünfzig oder sechzig standen und saßen in kleinen Gruppen herum. Rustikale Holzmöbel unterschiedlichsten Designs waren zwanglos in der Landschaft verteilt. Mendez löste sich aus einem Gesprächskreis und kam auf mich zu.
»Wir treffen uns hier meist vor dem Abendessen, um noch ein Stündchen zu plaudern«, sagte er. »Möchten Sie etwas trinken?«
»Der Kaffee riecht gut.« Er führte mich zu einem Tisch mit Kaffeemaschine und Samowar, diversen Flaschen und einer Eiswanne mit Bier und Wein. Nichts Hausgemachtes und nichts Billiges. Statt dessen eine Menge Importe.
Ich deutete auf das verlockende Stillleben mit Armagnacs, Single-Malts und Añejos. »Habt ihr hier etwa eine Druckerei für Rationskarten?«
Er schüttelte lächelnd den Kopf und schenkte zwei Tassen ein. »Noch schlimmer.« Er stellte meine Tasse neben den Milch- und Zuckerbehältern ab. »Da Marty Sie für so vertrauenswürdig hält, dass er einen Gedankenaustausch per Kontakt vorschlägt, werden Sie die Wahrheit ohnehin erfahren.« Er sah mich prüfend an. »Wir haben unsere eigene Nanoschmiede.«
»Sonst nichts?«
»Das Haus des Herrn hat viele Räume«, meinte er, »einschließlich eines ausgedehnten Kellers. Wir können später hinuntergehen und uns die Maschine ansehen.«
»Sie nehmen mich nicht auf den Arm?«
Er schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Kaffee. »Nein. Es ist ein altes Ding, klein, langsam und leistungsschwach. Ein früher Prototyp, der vermeintlich zerlegt und ausgeschlachtet wurde.«
»Und Sie haben keine Angst, einen weiteren großen Krater zu fabrizieren?«
»Ganz und gar nicht. Kommen Sie, nehmen wir dort drüben Platz!« Er deutete auf einen Gartentisch, auf dem zwei tragbare Anschluss-Boxen standen. »Auf diese Weise sparen wir Zeit.« Er reichte mir einen grünen Stecker und nahm selbst einen roten. »Transfer in einer Richtung.«
Ich stellte die Verbindung her. Er folgte meinem Beispiel und legte kurz einen kleinen Hebel um.
Als ich mich ausklinkte, starrte ich ihn sprachlos an.
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