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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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dazu fehlte es ihm schlicht an Traute und Kraft.
    Hören aber konnte Bartholomäus ihn zumindest; jedes seiner Worte schien in der ganzen Stadt vernehmbar zu sein, und dem jungen Mann kam es vor, als spräche er ihm direkt ins Ohr.
    »Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon .. .« *
    Bartholomäus sog sie förmlich in sich auf, die Worte jenes Nazare-ners, von dem soviel die Rede war in dieser Zeit und überall im Land. In jedem einzelnen davon fand der Junge Trost, und nichts hatte er dringender nötig in seinem trostlosen Leben, das diesen Namen kaum mehr verdiente; nicht seit seine Mutter tot war und deren Bruder ihn in seinem Hause aufgenommen hatte .
    Bartholomäus ließ sich zu Boden sinken, weil die Atemnot so schlimm wurde, daß seine Beine ihn nicht länger trugen. Hier unten war die Luft nicht ganz so stickig, dafür aber voller Staub, den die Füße Hunderter von Menschen, die sich um den Nazarener scharten, aufwirbelten. Bartholomäus mußte niesen, und die Männer, die ihn unmittelbar umstanden, wichen wie im Reflex ein winziges Stück beiseite.
    Ein zaghaftes Lächeln erschien auf dem schmalen Gesicht des Jungen. Denn plötzlich sah er einen Weg, wie er den Nazarener doch noch zu Gesicht bekommen konnte - er brauchte nur bäuchlings zwischen den Beinen der Leute hindurchzukriechen!
    Das tat er denn auch, und nach etlichen derben Tritten, die ihm teils in Absicht, teils aus Versehen beigebracht wurden, erreichte er die vorderste Reihe der Zuhörerschaft und stemmte sich mit sandverklebtem Gesicht in die Höhe. Auf halbem Wege hielt er allerdings inne - verblüfft und ... enttäuscht.
    Bartholomäus wußte nicht genau zu sagen, wie er sich den Naza-rener vorgestellt hatte. Aber seine kräftige und zugleich wohltönende und warme Stimme hatte doch ein bestimmtes Bild in ihm heraufbeschworen. Jetzt aber, da er ihn sah, fand Bartholomäus, daß der andere . nun, ganz normal eben aussah, ein Mensch war wie viele andere.
    Was indes nichts daran änderte, daß der Junge sich noch immer von dessen Worten in Bann gezogen fühlte.
    Daß der Nazarener ihn ansprach, bemerkte Bartholomäus zunächst gar nicht. Erst als er sich von den Leuten links und rechts angestoßen und schließlich nach vorne geschoben fühlte, war es ihm, als erwache er aus einem Tagtraum.
    Fast erschrocken sah sich Bartholomäus um. Er stand im Kreis jener Männer, die dafür sorgten, daß die Menge dem Nazarener nicht unmittelbar auf den Leib rückte. In ihrer Mitte wiederum saß er, einfach im Staub, mit untergeschlagenen Beinen, und er lächelte Bartholomäus freundlich zu.
    »Komm zu mir, junger Freund«, sagte er.
    »W-was wollt Ihr, Herr?« fragte Bartholomäus zögernd. Ihm war alles andere als wohl in seiner Haut. Er mochte es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Schon hörte er die Menschen ringsum tuscheln; sie fragten einander, wer dieser Junge denn sei, und Bartholomäus schämte sich dafür, daß nun alle erfuhren, wem er angehörte.
    »Ich möchte dir nur helfen, sonst nichts«, erwiderte der Nazarener.
    »Helfen? A-aber ich brauche . ich meine, mir ist -«
    »Du meinst, dir wäre nicht zu helfen?« Der freundliche Blick des anderen hielt Bartholomäus schier gefangen. Ihm war, als sehe dieser Blick viel mehr als nur sein Äußeres, als gehe er durch sein Gesicht hindurch und tief in sein Innerstes, wo seine geheimen Wünsche ruhten - und seine Ängste.
    Der Nazarener hieß ihm mit einer Geste, sich neben ihn zu setzen. Bartholomäus tat es, und wie zufällig hob der Nazarener das Gewand des Jungen. Hastig rückte Bartholomäus von ihm ab und zog den Stoff wieder über die nackte Haut seines Rückens.
    Aber ein Blick in das Gesicht des Nazareners genügte, um zu wissen, daß er alles gesehen hatte: die dunklen Flecken, die Schrammen und Striemen .
    Und ohne Zweifel zog der andere die richtigen Schlüsse daraus. Dazu mußte man noch nicht einmal sonderlich weise sein .
    »Wer tut dir das an?« fragte der Nazarener, so leise jedoch, daß nur Bartholomäus ihn hören konnte.
    »Niemand«, antwortete er rasch. »Ich bin gestürzt, oft sogar. Bin eben ein Tolpatsch, ein nichtsnutziger .« Bartholomäus senkte das Gesicht, vor Scham und Erschrecken. Wie konnte er diesen Mann nur anlügen? Und dann noch annehmen, er würde die Lüge nicht durchschauen?
    »Das sind nicht deine Worte«, stellte der

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