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Der Ewige Widersacher

Der Ewige Widersacher

Titel: Der Ewige Widersacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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mehr den Kopf darüber zerbrechen, wie er es mit seinem verhaßten Onkel aufnehmen sollte - denn Zahel war schon tot.
    Das Herz fehlte ihm im Leibe. Ein blutiges Loch klaffte in seiner Brust.
    »Dein stiller Wunsch war mir Befehl«, sagte -
    - ICH.
    *
    Bartholomäus fuhr herum. Sein Mund stand offen, die Augen wollten ihm scheint's aus den Höhlen treten. Zitternde Lippen formten unhörbare Worte.
    Aller Mut war aus ihm gewichen, hatte panischem Entsetzen Platz gemacht. In seinen zarten Zügen war etwas, das selbst mich fast rührte. Aber doch nur fast .
    Ich warf ihm das feuchte Herz seines Onkels zu. Im Reflex fing er es mit beiden Händen auf, starrte es zwei, drei Sekunden lang an -und dann erbrach er sich, bis nur noch saurer Saft brennend in seiner Kehle hochstieg.
    Der blutige Klumpen entfiel seinen kraftlos werdenden Fingern. Ich konnte sehen, wie seine Knie zu wackeln begannen.
    »Wer bist du?« stieß er heiser hervor. »Was hast du getan?«
    Ich wies auf den Toten. »Das siehst du doch. Ich habe dich befreit - und alle, die unter dem fetten Schwein zu leiden hatten.«
    »Aber - warum?« Bartholomäus' Züge entgleisten zur Grimasse, die sich fortwährend veränderte und nur erbärmlich aussah.
    »Weil du es wolltest«, sagte ich gönnerhaft.
    »Wie konntest du das wissen?« Er gab einen schluchzenden Laut von sich. »Niemand wußte es! Es war mein geheimster Gedanke -«
    »Nun hör schon auf«, unterbrach ich ihn. »Du solltest mir dankbar sein, anstatt zu jammern wie ein altes Weib.«
    »Dankbar? Einem Mörder?«
    »Ich habe dir nur die Arbeit abgenommen«, erinnerte ich ihn an den Grund seines Kommens, »oder dir das Leben gerettet - wer weiß, was der Fettsack mit dir getan hätte, hm?«
    »J-ja, sicher«, bibberte Bartholomäus. »Aber was ... was soll jetzt werden?« Er wandte sich um und warf einen flüchtigen Blick auf den Leichnam. »Man wird wissen wollen, wer Onkel umgebracht hat, und alle werden mich verdächtigen ...« Er stierte seine verschmierten Hände an. Tränen fielen ihm von den Wangen und wuschen dünne Streifen in das Blut.
    Dann riß er den Kopf plötzlich hoch - als Schritte näherkamen!
    »Bartholomäus?« rief eine schwache Frauenstimme.
    »Isebel!« entfuhr es ihm. »Sie darf nicht sehen, was -« Und laut rief er: »Geh weg, Isebel, komm nicht her!«
    »Was ist geschehen, Bartholomäus? Wo ist Zahel?«
    »Verschwinde!«
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter. »Soll ich dir noch einmal helfen?« flüsterte ich ihm ins Ohr.
    »O ja, bitte«, stieß er hervor, »ich bitt' Euch sehr, helft mir doch!«
    »Schlag ein.« Ich reichte ihm die Hand, und er legte seine zitternden Finger hinein. Unsere Blicke trafen sich, und dann erlosch etwas in seinen Augen. Das Flackern der Angst darin erstarb - - weil ich es löschte.
    Weil ich in den jungen Bartholomäus fuhr. ZZZUUUWWW!
    *
    Ich ging auf in Bartholomäus. Wir wurden eins. Doch ich führte das Kommando. Unser Mund sprach, was ich wollte, und wir taten, was mir beliebte. Wir trugen Bartholomäus' Gesicht und Gestalt zur Schau, er selbst aber war kaum mehr als ein Gefangener, blind, taub und stumm im eigenen Körper; ebenso gut hätte er im tiefsten Kerker dieser Welt schmachten können. Ich möchte behaupten, daß es ihm dort sogar noch besser ergangen wäre .
    Eilends machte ich mich daran, die tödliche Wunde »unseres« Onkels zu verbergen. Ich legte das Herz zurück in Zahels Brust und legte die Illusion unversehrter Haut darüber. Gerade noch zur rechten Zeit .
    »Bartholomäus, was ist mit ihm?«
    In der Tür war eine junge Frau erschienen. Sie hatte kaum genug Kraft, um zu stehen. Mit beiden Händen stützte sie sich an der Wand ab.
    Ich trat zu ihr und sagte mit Bartholomäus' Stimme: »Er ist tot.«
    »Aber wie ...?« Entgeistert starrte sie mich an. »Hast du -?«
    Ich hob die Schultern, lächelte.
    »Ich kenne dich nicht wieder«, sagte Isebel leise.
    »Und du wirst mich nicht wiedersehen«, sagte ich.
    »Du willst weggehen?«
    »Ich muß. Ich bin zu anderem berufen«, erwiderte ich geheimnisvoll. »Mein Weg führt fort aus dieser Stadt - und aus diesem Leben.«
    »Wo willst du hin, Bartholomäus?«
    »Ich folge dem Herrn«, antwortete ich. Und ging ohne jedes weitere Wort.
    Die ganze Nacht wanderte ich, und anderntags hatte ich sie eingeholt, den Nazarener und seine Jünger - in deren Schar er mich aufnahm. Er durchschaute meine Maske nicht, denn ich war Fleisch und Blut wie er, und damit tarnte ich meinen dunklen

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