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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Abstand.
    »Bis ganz ans Ende, und setzen Sie sich.«
    Geiger betrat die Küche. Die Sonne war gerade über den Horizont gestiegen, und der Raum erwachte zum Leben durch das Licht, das durchs Ostfenster einfiel. Auf dem Zweiplattenherd stand eine altmodische Perkolator-Kaffeemaschine, auf der Anrichte daneben zwei große Kaffeetassen, zwei Löffel und ein Milchkännchen sowie eine Zuckerdose aus Porzellan.
    An dem rechteckigen Tisch standen drei Stühle, ansonsten gab es nur noch zwei hohe Schränke in dem Raum. Auf dem Tisch lag ein dicker Stapel maschinenbeschriebenes Papier. Gelbe Merkzettel blickten an etlichen Stellen heraus. Geiger setzte sich auf einen Stuhl, von dem er einen Blick auf die Tür hatte. Der Tisch bestand aus sehr alter Eiche – eine breite Planke mit feiner Faserung und nur wenigen Augen. Im Holz lag die Welt. Er fuhr mit den Fingerspitzen über die Platte. Im Holz lag Vollendung und wartete, aufgefunden zu werden …
    Dalton kam herein. »Ein wenig stickig hier.« Er ging an ein Fenster und öffnete es, dann stapfte er zum Herd. »Wie möchten Sie Ihren Kaffee?«
    »Schwarz.«
    »Zucker?«
    »Nein.«
    Geigers Fingerspitzen begannen einen langsamen Wirbel auf der Tischplatte – dann legte er die Hände gefaltet vor sich. Er brauchte Ruhe. Keine Bewegung. Er wollte nur sein Herz spüren, und er wollte, dass jeder Schlag in identischem Abstand zum nächsten erfolgte.
    Dalton brachte die Schalen und stellte eine vor Geiger, dann setzte er sich ihm gegenüber an den Tisch. Den Rücken kehrte er dem Eingang zu.
    »Vorsicht«, sagte er. »Der Kaffee dürfte heiß sein.« Er hob die Hände leicht von der Schale. »Temperaturen kann ich damit nicht sehr gut spüren.«
    Geiger fragte sich, wie viele Operationen an ihm vorgenommen worden sein mochten. Die Eingriffe hatten die Haut haarlos und abnorm glatt hinterlassen. Vielleicht waren Hautverpflanzungen durchgeführt worden. Geiger nahm seine Kaffeeschale und kostete.
    »Meine eigene Mischung«, sagte Dalton. »Sumatra und –«
    »Blue Mountain.«
    Daltons Augen verengten sich hinter den Brillengläsern. »Sehr gut. Ein Connaisseur. Wieso bin ich nicht überrascht?«
    »Es ist keine gute Kombination. Die Aromen arbeiten gegeneinander.« Geiger bemerkte Daltons flüchtiges Stirnrunzeln, setzte die Kaffeeschale ab und schob sie beiseite. »Ich will sie sehen, Dalton.«
    »Und ich sagte Ihnen: bald .« Dalton nahm die Brille ab und putzte mit dem Hemdzipfel die Gläser. »Sie leben, Geiger – ein wenig mitgenommen sind sie natürlich. Sie werden sie sehen, wenn ich entscheide, dass der Moment gekommen ist.« Er setzte die Brille wieder auf. »Veranlassen Sie mich nicht, Ihnen das noch einmal darzulegen.«
    Geiger nickte, während der Inquisitor die Umgebung musterte.
    Dalton hatte viel Zeit, Gedanken und Mühe aufgewendet, um Fantasie in Realität umzusetzen. Obsession machte süchtig. Er hatte diese Szene und die kommenden Momente unzählige Male durchgespielt; seine psychotischen Erwartungen waren zu Fakten der Zukunft geworden, und jede Entwicklung, die mit ihnen nicht in Einklang stand, bedeutete eine Erschütterung unter der Oberfläche. Es war eine unumstößliche Tatsache, dass Dalton die Bank hielt und Geiger mit dem Hut in der Hand hereingekommen war – doch Dalton hatte den Verstand verloren.
    »Womit haben Sie sich beschäftigt, Geiger?«
    »Ich arbeite mit Holz. Ich stelle Möbel her.«
    »Möbel. Das klingt nach Befriedigung.« Er neigte den Kopf und nickte versonnen. »Gewiss. Ihr Vater … Er war Schreiner, richtig?«
    »Ja.«
    »Wie der Vater, so der Sohn. Ich bin mir sicher, er ist sehr stolz auf Sie. Oh, einen Augenblick … Sie erzählten mir doch, dass er tot ist – korrekt?«
    »Ja.«
    Dalton nahm seine Kaffeeschale und trank. Er ließ den Geschmack des Gebräus kurz auf sich wirken, dann zuckte er mit den Schultern.
    »Vielleicht weniger Sumatra und mehr Blue Mountain.« Er stellte die Schale präzise ab. Die Bewegung hatte etwas Mechanisches an sich. »Geiger, erinnern Sie sich noch, wie ich Ihnen im vergangenen Jahr mitteilte, dass ich meine Memoiren verfassen wollte?« Er schob den Papierstapel zu Geiger. »Mein Agent hat bereits drei Interessenten. Die europäischen Märkte überschlagen sich mit Angeboten.« Er musterte die gelben Klebezettel, die zwischen den Seiten hervorschauten. »Ich dachte, die Gelegenheit wäre gut – und vielleicht einmalig –, Ihnen Auszüge zu zeigen. Wie klingt das?«
    »Es klingt

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