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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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Matheson hielt seinen Wasserkrug aus Plastik mit der freien Hand hoch. Das Wasser hatte er ausgegossen und das Gefäß einen guten Zentimeter hoch mit eigenem Blut gefüllt. »Ich glaube, das reicht, oder?«
    »Das denke ich auch.«
    Matheson beugte sich hinüber zu seiner Campingtoilette, stellte den Krug hinein, warf die Kompresse hinterher und schloss den Deckel. Die Tür öffnete sich, und Geiger trat ein.
    Wie zerlumpte Marionetten, die an den gleichen Fäden hingen, erhoben sich Matheson und Harry langsam – und Geiger spürte, wie sich seine Finger krümmten und Fäuste bildeten, die er so fest ballte, dass die Unterarme beinahe zitterten.
    »Schön, Sie zu sehen, Geiger«, sagte Matheson.
    Harry trat von der Matratze auf Geiger zu, vier unsichere Schritte mit klirrender Kette, so weit es ging. Anderthalb Meter entfernt musste er stehen bleiben.
    »Hallo, Harry.«
    »Hi.«
    »Wieso ist dein Gesicht purpurn, Harry?«
    Harry lächelte, doch seine Mimik ging in den Schwellungen fast unter. »Das kommt von der Asiatischen Riesenhornisse. Mit dem Thema kenne ich mich mittlerweile sehr gut aus. Unserem Gastgeber zufolge haben sie das wirksamste Gift der Wespenwelt. Cool, was?« Harry drohte ihm mit dem Finger. »Und ich bin nicht purpurn, sondern pflaumenblau, sagt Matheson.«
    Matheson nickte. »Das ist eindeutig Pflaumenblau.«
    Harrys Herzschlag ging wie ein zerstörerischer Presslufthammer. »Kann ich dir ’ne Frage stellen, Geiger?«
    »Ja.«
    Harrys Gesicht erstarrte wie schnell abbindender Superkleber. »Was machst du hier, verdammte Scheiße?«
    Ein rauer Mantel aus Wut hüllte seine Stimme ein. Das war Geiger neu, und bei all den Bällen, die er geistig bereits jonglierte, ließ es ihn stocken.
    »Ich … bin gekommen …«
    »Meine Fresse, Mann. Du bist ein gottverdammtes Menschenopfer! Das ist alles, was du erreichst – du legst dich auf den Altar des allmächtigen Dalton. Und dass er mich und David vermutlich trotzdem umbringt, ist noch nicht mal das Entscheidende. Himmelherrgott, Geiger!«
    Harry hatte das schwache Gefühl, dass sich die Bremse an seinen Emotionen gelöst hatte und sie talwärts ratterten, immer schneller – und dass Harrys Ausbruch nicht nur in Geigers haarsträubend selbstloser Tat begründet lag, sondern in noch anderen Dingen, zu vielen, als dass man sie hätte erfassen können.
    »Ich bin nicht einverstanden damit, dass du dein Leben gegen meins eintauschst. Okay? Das geht nicht, Mann. Es kommt mir völlig falsch vor.« Er ächzte und fuhr sich durch das verfilzte Haar. »Gottverdammt, Geiger … Wenn du Sühne für deine Sünden suchst, hattest du in Brooklyn doch eine Riesenauswahl an Kirchen! Du hättest zu Hause bleiben sollen. Was zum Teufel du auch immer dachtest, du …«
    »Ich möchte nicht, dass du stirbst, Harry. Deshalb bin ich hier.«
    Es war nicht der typische samtige Ton, den Harry so gut kannte wie seine eigene Stimme, sondern die Gemeinschaftlichkeit darin, die ihn zum Verstummen brachte und ihm die Tränen in die Augen trieb. Er drehte den Kopf in winzigen Bewegungen hin und her, als kündigte sich ein Parkinson-Tremor an.
    Victor hörte genau zu. Sein Daumennagel fuhr am Kinnspalt auf und ab. Er lehnte sich an die Wand und musterte Zanni. Sie stierte starr geradeaus, und wenn sie einatmete, hob ihre Brust sich kaum.
    Die Basstrommel rührte in Geigers Ohren. Er sah Matheson an. »Ich habe mit Ezra gesprochen. Er bat mich, Ihnen auszurichten, dass er Sie lieb hat.«
    Matheson seufzte. »Dann weiß er … hiervon?«
    »Nicht die Einzelheiten, aber dass es Schwierigkeiten gab.«
    »Geht es ihm … gut?«
    Zanni trat in Sicht. »Es ist Zeit, Geiger.«
    »Wer sind Sie denn?«, fragte Harry. Sie gab ihm keine Antwort. »Geiger … Wer zum Teufel ist das?«
    Geiger blickte sie an, wie sie in der offenen Tür stand, hinter sich das Licht des Morgens. Sie sah nun anders aus, doch er entschied, diese Wahrnehmung nicht weiter zu ergründen.
    »Jetzt, Geiger«, sagte Zanni. »Es wird Zeit.«
    Geiger wandte sich wieder den beiden Gefangenen zu. Ihm war alles zuzuschreiben – alles, was hier war, alles, was geschehen war, jedes bisschen Angst und Verlust und Schmerz war seinetwegen geschehen. Es war das Werk des Inquisitors. Sie hätten genauso gut zwei seiner Joneses sein können.
    »Lebt wohl«, sagte er.
    Matheson nickte still.
    »Wir sehen uns«, sagte Harry. In seinem gegenwärtigen Zustand konnte er seinen Sinnen kaum trauen – doch als Geiger ihn ein

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