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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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gebracht und ihn unbeabsichtigt der Gewalt ausgesetzt, und sie war am Ende die Klinge gewesen, die fast jeden Kontakt zwischen ihnen abgeschnitten hatte. Dadurch, dass er die Foltervideos online gestellt hatte, hatte er Veritas Arcana in den Augen einiger von einem zweitrangigen Whistleblower zu einem vernichtenswerten Angriffsziel erhoben. Jetzt war er der Feind.
    Harry bog um die Ecke. Der kleine, fensterlose Raum war Teil eines umgebauten Kellers. Nackter Beton verschmolz mit den Schatten, und eingekerkerter Zigarettenrauch, der durch die Luft waberte, verlieh dem Ganzen eine stygische Stimmung. An einer Wand drängten sich eine Pritsche, ein Minikühlschrank, zwei zerbeulte Aktenschränke aus Blech, auf denen ein Mikrowellenherd und eine Lampe standen, sowie fünf Plastikkisten voller hineingeworfener Kleidungsstücke. An der Wand gegenüber sah man ein Waschbecken, dessen Emaille einmal weiß gewesen war, und ein Netzwerk aus schwitzenden Rohren, die vom Boden zur Decke liefen.
    Matheson wandte sich Harry zu. »Willkommen in meinem Wohnküchenschlafklo. Mi casa es su casa. «Wenn er lächelte, bildeten sich in seinem Gesicht Fältchen, die Harry immer gemocht hatte – sie drückten eine Mischung aus Abscheu vor seiner ausweglosen Existenz und grimmiger Anerkennung dafür aus.
    »Mit Feng-Shui hast du es nicht so, was, David?«
    Matheson zupfte sich etwas vom Hintern ab und warf es in den Spülstein. »Ganz im Gegenteil. Ich habe Monate gebraucht, bis ich den richtigen … Flow ausgearbeitet hatte.«
    Harry fächelte den Rauch weg, als er eintrat. »Gott im Himmel, du wirst noch durch Passivrauchen an deinem eigenen alten Qualm sterben. Geht das eigentlich?«
    An den Wänden hingen mit Klebestreifen befestigte Ausdrucke von Veritas-Arcana-Webseiten. »Amerikanische Sturmgewehre in Taliban-Versteck bei Kandahar gefunden«, »Geheime Dokumente des US-Verteidigungsministeriums erörtern verdeckte Preisabsprachen im Irak«, »CIA foltert ägyptischen Minister«.
    Harry schlenderte näher, beugte sich vor, las. »Die Ruhmeshalle von Veritas Arcana?«
    Matheson ging an eine Tür und drückte sie auf. »Gehen wir an die Arbeit. Und mach die Tür zu, dann bleibt der Rauch draußen.«
    Harry folgte ihm. Der Raum dahinter war doppelt so groß wie der erste, rauchfrei und zehn Grad kühler. Eine Bank aus vier Servern stand in der Mitte, und auf einem dreieinhalb Meter langen Aluminiumtisch reihten sich sechs Laptops. Auf drei an der Wand hängenden Monitoren liefen CNN, MSNBC und FOX, aber der Ton war abgestellt.
    Matheson setzte sich vor einen Laptop. Harry nahm neben ihm Platz und nahm die Programm-CD aus seiner Jacke.
    »Danke, Harry. Ich weiß, dass du nicht nach Brooklyn zurückkehren wolltest.«
    »Ich bin froh, dass du mich dazu gebracht hast. Es hat mir gutgetan.«
    »Haben keine üblen Typen auf dich gewartet?«
    »Richtig. Keine üblen Typen.«
    Harry drückte die Leertaste, und der Desktop trat auf den Schirm – mit einem Foto von Ezra, auf dem seine grünen Augen neben dem Hals der Violine zu sehen waren, die er sich unter das Kinn geklemmt hatte. Das Bild war schon älter.
    »Hast du in letzter Zeit mit ihm gesprochen?«, fragte Ezras Vater.
    »Hm-hmm.«
    Matheson stieß ein abgehacktes, bitteres Lachen aus. »Dann weißt du ja, dass ich das nicht getan habe.«
    Das emotionale Dreiecksverhältnis zwischen ihnen machte Harry nervös. »Ihm geht es ganz gut, aber nicht gerade großartig. Er ist immer noch sauer auf dich. Ist immer noch in Therapie. Eine Menge Schuldgefühle wegen Geiger.« Harrys Puls tanzte kurz eine Jig. Mir war es nie bestimmt, Teil seines Lebens zu sein, Harry – und so sollte es bleiben. Geiger irrte sich. – Doch Harry hatte nicht das Recht, darüber zu sprechen.
    »Himmel, ich vermisse ihn«, seufzte Matheson, aber ohne eine Spur von Selbstmitleid.
    »Nun, ich glaube, er vermisst dich ebenfalls. Er hasst dich nur leider auch bis aufs Mark.«
    Matheson nickte müde. »Dazu hat er auch jeden Grund, nicht?«
    Am vergangenen 3. Juli hatte Matheson, nachdem er sich endlich die geheimen CIA-Foltervideos beschafft hatte, seinem Sohn befohlen, die Wohnungstür hinter sich abzuschließen, und war in die Stadt gefahren – in diesen Raum, um die kopiergeschützten DVDs für die Online-Verbreitung zu knacken. Er hatte schwer unter Strom gestanden, weil er wusste, dass ihm seine Verfolger dicht auf der Spur waren. Doch er hatte sich damit beruhigt, dass es nur ein paar Stunden dauern würde

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