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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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einem anderen Pfad wieder.
    Veritas Arcana wurde geboren, und Matheson wurde neu geboren.
    Die Aufgabe vereinnahmte ihn. Sein neues geheimes Leben warf Schatten auf sein altes. Eine wachsende Entfremdung von seiner Familie, Scheidung, schleichender Rückzug und Isolation, Weihnachten und zwei Wochen im Sommer mit seinem Sohn – dann der Zwischenfall mit Geiger und der Bruch mit Ezra.
    Matheson neigte nicht zur Nabelschau, doch das Gefühl seines Sohnes, sein Vater habe ihn verraten, begleitete ihn auf Schritt und Tritt. Er hatte das Vertrauen des Jungen zerstört und ihm das Herz gebrochen. Illusionen darüber, was aus ihm geworden war, machte er sich nicht: Ein Sklave seiner Besessenheit, von ihr geritten wie ein Pferd, wartete er darauf, dass das nächste Geheimnis sich zeigte.
    »David! Komm her!«
    Matheson warf seine Zigarette weg und drückte die Tür auf.
    Harrys Blick ruhte auf dem goldenen, fünfeckigen Icon, das auf dem Schirm blinkte. »Erledigt.«
    »Und?«
    »Echt. Wahrscheinlich.«
    »Wahrscheinlich? Was zum Teufel bedeutet das?«
    »Das bedeutet, dass das Programm nur minimale Anomalien gefunden hat. Aber es ist nur ein Foto , David. Von daher kommt das ›wahrscheinlich‹. Diese Software ist nicht unfehlbar. Wenn du ein Ergebnis willst, das näher an ›hundertprozentig echt‹ liegt, dann brauchst du alle Fotos und Dokumente.«
    Matheson zog ein finsteres Gesicht. »Was hältst denn du davon?«
    »Die rechte Hälfte meines Gehirns sagt, es klingt und liest sich echt. Nichtamerikaner. Begrenzte Englischkenntnisse – Rechtschreibfehler, Grammatikfehler, Syntaxfehler …«
    »Und dann der Tag vor dem Monat im Datum …«
    »Das auch. Aber meine linke Hirnhälfte sagt ›Falle‹. Das ist geradezu maßgeschneidert, um dich dranzukriegen. Genauso würden es viele Leute anpacken.«
    Matheson hatte zu nicken begonnen, während Harry sprach. »Ganz bestimmt.« Er holte seine Zigarettenschachtel heraus. Sie war leer. Er knüllte sie zusammen, nahm ein neues Päckchen und schlug sich damit immer wieder in die Handfläche, das Ritual des Abhängigen.
    Harry seufzte. »Und du gehst darauf ein – richtig?«
    »Ich war schon früher in solch einer Lage. Das ist mein Beruf.«
    »Wenn es eine Falle ist … Ist es denn wert, dass du dir dafür eine Kugel in den …«
    »Harry, als du noch bei der Times warst … Stell dir vor, du hättest einen Tipp bekommen, einen Hinweis auf etwas wirklich Wichtiges . Aber du hättest ein Risiko eingehen müssen, um die Sache zu verfolgen … Hätte dich das abgehalten?«
    Dorthin zurückzudenken gehörte zu den Dingen, die Harry am wenigsten mochte. »Das war in einem anderen Leben.«
    »Sieh dir doch an, wie ich lebe, Harry. Meine Entscheidung, ja. Aber ich habe nichts mehr außer meiner Arbeit, das ist alles. Deshalb würde es nicht besonders viel bringen, wenn ich mich einfach hier unten verstecke und warte, dass etwas geschieht. Es würde mich eher zu einer ziemlich lächerlichen Figur machen, oder?«
    Er zündete sich wieder eine Zigarette an, ging aus dem Raum und schloss die Tür – und Harry starrte auf das Blatt Papier, das an ihr befestigt war. In kursiver Großschrift stand darauf:
    DIE WAHRHEIT IST WIE DIE SONNE. MAN KANN SIE FÜR EINE WEILE AUSSPERREN, ABER DADURCH VERSCHWINDET SIE NICHT. –     ELVIS PRESLEY
    Harry grinste. Vor siebzehn Jahren hatte er Gott und dessen treuen Gehilfen, das Schicksal, abgeschrieben, während er in der Notaufnahme an einer Wand lehnte. Doch er hatte akzeptiert, dass das Leben einem zwar chaotischen, aber kausalen Lauf folgte und dass ein zufälliges Ereignis manchmal andere in Gang setzte.
    »Elvis?«, rief er. »Der King hat das gesagt?«
    »Google zufolge ja!«
    Die Welt war zu einer sich selbst widerspiegelnden Dokusoap verkommen, wo Lüge und Wahrheit und Tatsachenverdrehung sich wie rücksichtslose Kandidaten um die Preise stritten. Und Harry spürte, wie der Finger des Unheils ihm wieder auf die Schulter tippte: Pst – sieh dir das mal an. Das Klicken in seinem Kopf wollte nicht aufhören, und als er in der E-Mail das Wort Paris gelesen hatte, hatten sich ihm die Eingeweide gekrümmt.
    »David …«
    »Ja?«
    »Ich möchte dich begleiten.«
    Die Tür öffnete sich. Mathesons Lippen waren in einer Mischung aus mattem Lächeln und neugierigem Misstrauen erstarrt. »Warum?«
    Harry zuckte mit den Schultern. »Ist das nicht Grund genug?«

8
    Geiger entschied, wohin ihn sein Lauf in dieser Nacht bringen

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