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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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nie weit von der Methodik des Inquisitors, und dieses Szenarium war ein Cousin ersten Grades des »Asap«-Auftrags – eine tickende Uhr, wenig oder keine Erkenntnisse über den Jones, das Vorgehen weniger auf Vorbereitung denn auf Instinkt und Reaktion basierend.
    Er hielt seine Geschwindigkeit auf einem mittleren Niveau. Er wusste nicht, wie sehr sein Verfolger in Form war, und wollte sicher sein, dass er in dessen Blick blieb – vorerst jedenfalls. Er brauchte ein Ziel, das Abgeschiedenheit garantierte – eine Art Sitzungsraum. Zwei Blocks weiter war ein Gebäude zur Sanierung entkernt worden, und das Schutzdach eines Baugerüstes überspannte den Gehsteig wie ein zweieinhalb Meter hoher Tunnel. An der Ampel würde er nach rechts laufen, damit er sich dem Gebäude von Osten näherte. Er musste um eine weitere Ecke biegen – und damit würde er ein paar Augenblicke lang aus der Sicht seines Verfolgers verschwinden. Mehr Zeit brauchte er nicht.
    Noch die letzte Überlegung: Was mit dem Jones nach der Gefangennahme anstellen? Sosehr es ihm auch gegen den Strich ging, er musste reagierend vorgehen; aus dem Moment heraus handeln und nutzen, was der Jones ihm preisgab.
    Das dreistöckige Gebäude, das saniert wurde, stand am Ende des Blocks. In seinem Innern brannten ein paar Glühbirnen, um die Obdachlosen und Schrottsammler abzuschrecken. Geiger beschleunigte sein Tempo leicht, und kaum war er um die Ecke gebogen und aus der Sicht aller hinter ihm verschwunden, als er unter das Gerüst sprintete. Er hetzte durch die Lücke zwischen den Stützrohren rechts von ihm in den dunklen, zwei mal zwei Meter großen Eingangsbereich. Im Türrahmen saß ein Stahlgittertor. Eine Glühbirne unter der Decke warf einen schwachen Lichtschimmer hindurch. Geiger drückte sich an die Wand, verschmolz mit der Dunkelheit und begann zu zählen. Wenn jemand ihm folgte, würde er zwölf bis fünfzehn Sekunden warten müssen.
    Drei … vier … fünf … Seine Finger zuckten zu dem schwachen Flüstern eines Beats, der aus den an seiner Taille baumelnden Ohrstöpseln zischte. Acht … neun … Er trat einen Fuß näher an die Lücke im Gerüst. Sollte er, wenn es so weit war, ganz hinaustreten – oder versuchen, von hier aus, wo er war, zuzupacken? Dreizehn … vierzehn … Er würde bis zur letzten Sekunde warten, ehe er sich entschied. Achtzehn … neunzehn … zwanzig … Der Tanz seiner Finger wurde langsamer. Er hörte mit dem Zählen auf. Ungenauigkeit war ihm fremd, und er empfand etwas Neues, Unangenehmes. Er erwog die entfernte Möglichkeit, dass seine Instinkte ihn getrogen hatten.
    Dann hörte er die Geräusche eines gut trainierten Körpers – Gummisohlen, die leichtfüßig den Asphalt berührten. Als der Läufer die Öffnung erreichte, schoss Geigers Hand vor, packte ein Handgelenk und zog daran, nutzte den Schwung seines Verfolgers, um ihn in der Enge herumzureißen und mit der Brust voran gegen die Wand zu schleudern. Fleisch und Knochen, die auf Beton prallten, erzeugten ein reinigendes Uuuf.
    Geiger spreizte die Beine, um das Gleichgewicht zu wahren, presste sein ganzes Gewicht gegen die gelähmte Gestalt, während eine Hand die Rückseite des mit einer Strickmütze bedeckten Schädels hielt und die andere sich um die Kehle schob und sich wie eine Schraubzwinge unter dem Kiefer verankerte.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
    »Mein Name ist Rosanna Soames. Ich bin unbewaffnet.«
    Geiger zog ihr die Mütze ab, und Zanni fiel das sandfarbene Haar auf die Schultern. Geiger klopfte sie an den Seiten und dem Rücken ihrer dünnen GORE-TEX-Jacke ab, dann am Bauch und schließlich an der Brust. Der Körper war schlank, der Bauch flach und hart, die Brüste klein und rund.
    »Für wen arbeiten Sie?«
    »Für die Regierung.«
    Geigers Griff schloss sich um das weiche Fleisch unter ihrem Kiefer. »Für die Dienststelle, die Hall nach Matheson und den DVDs ausgeschickt hat?«
    »Ja. Deep Red.« Er roch einen Hauch von Lavendel. »Herr Geiger, ich bin nicht hier, um Ihnen etwas anzutun – aber wenn Sie mich nicht loslassen, dann passiert etwas.«
    »Drehen Sie sich um. Langsam.« Er machte einen halben Schritt zurück, gerade weit genug, dass sie sich umwenden konnte, blieb aber so dicht, dass er den Griff um ihren Hals nicht zu lösen brauchte. »Ist jemand bei Ihnen?«
    Zannis violette Augen blitzten ihn an. »Nein.«
    Geiger bemerkte ein winziges Zögern vor ihrer Antwort. Vielleicht kam es von ihrer natürlichen

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