Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
Vom Netzwerk:
Kadenz oder von der Atemlosigkeit, oder es verriet eine Lüge. – Oder vielleicht hatte sie sogar gewollt, dass er das Zögern bemerkte, um ihn zu verunsichern. Eines stand fest – Angst war nicht der Grund. Sie war ein Profi.
    Ein helles Licht bestrahlte sie plötzlich. Geiger packte Zanni, drückte sie an sich und fuhr mit ihr herum. Er blickte in einen grellen, blendenden Lichtstrahl. Aus zusammengekniffenen Augen konnte er nur eine weiße Leere erkennen. Ihm kam der Gedanke, dass sie mit ihm gespielt hatte – von Anfang an. Sie hatte ihn seine abgeschiedene Hinrichtungsstätte selbst aussuchen lassen. Er hatte alle Arbeit erledigt. Eine unerledigte Aufgabe weniger. Alte Scharniere quietschten, und das Gittertor schwang auf …
    »Lassen Sie sie los!« Die tiefe Stimme klang barsch. »Ich sagte, loslassen – sofort! «
    »Meine Fresse«, sagte Zanni, »kann ein arbeitendes Mädchen denn nicht mal ein bisschen Privatsphäre kriegen – hä?« Ihre Reaktion verschmolz perfekt die Coolness der Straße mit müder Empörung.
    »Oh …« Die Stimme lachte leise. »So ist das also?«
    Der Lichtkegel wurde gesenkt. Ein Mann mit einer Mütze, auf der AJAX SECURITY stand, musterte sie aus anderthalb Metern Entfernung vom offenen Tor aus, einen Schlagstock in der anderen Hand. Eine vierzigjährige Ernährung auf der Grundlage von Junkfood unterzog seinen Gürtel und seine Hemdknöpfe einem Härtetest.
    »Na … tut mir leid, Puppe«, sagte er. »Du bist die hübscheste Nutte seit Langem, aber nimm dir ’n Zimmer, eh ich die Bullen rufe.« Er wies mit dem Knüppel auf Geiger. »Mach ’nen Abflug, Romeo. Ich wünsche dir, dass er hart bleibt, bis es so weit ist.«      
    »Okay«, sagte Zanni und blickte Geiger an. »Gehen wir, Süßer.«
    Geiger beobachtete ihre Darbietung. Die besten Lügner waren jene, die am meisten Erfahrung in dieser Tätigkeit besaßen. Sie wiesen Gemeinsamkeiten mit anderen Künstlern auf – mit Schauspielern, Sängern und Musikern, insbesondere Jazzern: ein unfassliches Talent zur Improvisation, ein Gefühl für den Fluss zu jedem gegebenen Augenblick und die Fähigkeit, spontan dazu beizusteuern, ohne dass das Publikum jemals die Originaltreue infrage stellte. Er gelangte zu dem Schluss, dass er ihr kein Wort glauben konnte.
    Zanni legte ihm eine Hand auf den Unterarm. »Komm schon, Süßer.« Sie zog ihn hinaus, und als sie den Gehsteig erreichten, machten beide einen Schritt vom anderen weg – eine unwillkürliche Bewegung wie von zwei Molekülen, die jemand zur Reaktion zu bringen versuchte, obwohl sie sich nicht miteinander verbinden wollten. Vom Wellblechdach über ihnen kam ein helles, metallisches Trommeln. Es hatte zu regnen begonnen.
    »Seh ich in diesen Klamotten wie eine Nutte aus?«, fragte Zanni.
    Geiger atmete langsam und gleichmäßig ein. »Ich bin an dem Auftrag nicht interessiert.«
    »Sie wissen ja nicht mal, worum es geht.«
    »Das ist richtig, aber irrelevant.« Er begann zu joggen. Er musste rennen – um die Welt auszudehnen, um das Gefühl zurückzudrängen, sie schrumpfe um ihn zusammen. Als er die Kreuzung mit der West Eleventh erreichte, holte Zanni ihn ein und lief im gleichen Tempo rechts neben ihm her.
    »Würden Sie kurz anhalten, damit wir reden können?«
    »Nein.«
    »Herr Geiger, ich bin kein Subunternehmer – ich bin kein Hall, und ich bin nicht hier, um Sie zu belügen oder Sie zu manipulieren.«
    Geiger blickte sie an. Während sie mit ihm Schritt hielt, verrieten die gedankenlose Anmut und Muskelkraft ihrer Bewegungen die Sportlerin. Er schätzte sie auf etwa einen Meter fünfundsiebzig, fünfundfünfzig bis sechzig Kilo, Mitte bis Ende zwanzig. Ihre Beharrlichkeit kam nicht unerwartet.
    »Meine Aufgabe bestand darin, Sie zu finden und zu fragen, ob Sie wieder arbeiten.«
    »Sie haben Ihre Aufgabe erledigt.«
    Geiger wollte nicht mehr reden. Das Äußere war zu erfüllt von unwägbaren, wechselhaften Elementen – und die Präsenz und die interaktiven Absichten dieser Frau fühlten sich ganz so an, als könnten sie die Waagschalen beeinflussen. Sie liefen zu einer Unterführung der Hochbahn, und da er hier vor dem Regen geschützt war, joggte er auf der Stelle – und Zanni blieb stehen.
    »Denken Sie einfach darüber nach, Herr Geiger. Der Preis ist verhandelbar, in Grenzen wenigstens. Sie brauchen nur –«
    Geiger hob eine Hand. »Ich will keinen Job.«
    Über ihnen näherte sich ein Zug, zerrte sein anschwellendes Gerassel über

Weitere Kostenlose Bücher