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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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billiger als in Madrid.
    »Willst du mal sehen, was du verpasst, Hübscher?«
    Dewey seufzte, drehte sich um und fuhr das Fenster hinunter. »Ein anderes Mal vielleicht, aber jetzt hab ich kein Interesse. Comprenez-vous, Babe ?«
    Das Lächeln der Prostituierten war nicht zu erschüttern. »Gucken kannst du mal umsonst«, sagte sie, öffnete die drei oberen Knöpfe ihrer Jacke, zog sie auf und zeigte ihm volle Brüste in einem durchscheinenden paillettenbesetzten BH.
    Dewey nickte. »Hübscher Vorbau. Wirklich klasse, Babe. Jetzt trag sie aber woandershin – okay?«
    Ihm fiel eine fast unmerkliche Veränderung ihrer Augen auf, ein Erstaunen, während sie die Jacke schloss, und als er die kalte Luft im Nacken spürte, war ihm auf der Stelle klar, dass die Beifahrertür geöffnet worden war. Und dann geschahen innerhalb von weniger als einer Sekunde vier Dinge: Er begann sich umzudrehen, während er erkannte, dass er überlistet worden war, dann knallte ihm eine Faust seitlich gegen den Hals, knapp unter dem Kiefer, und er hörte die Rothaarige mit absoluter Aufrichtigkeit keuchen: »Mon dieu!«, während sein Gehirn die Partien abschaltete, die für Wahrnehmung und Bewusstsein zuständig waren.    

20
    Sein erster Gedanke beim Erwachen war, dass er nicht allein sein konnte. Er hörte ein leises, rhythmisches Geräusch, ein Säuseln wie von Luft in den Nasenlöchern, hinein, hinaus. Es war so dunkel, dass er mehrmals blinzelte, um sich zu vergewissern, dass seine Augen offen waren. Allmählich erlangte er ein Gefühl für seinen Körper – an der Brust fixiert, Arme und Beine an etwas Solides gebunden. Sein Hintern ruhte auf einer flachen Oberfläche, sein Rücken lehnte an etwas Hartem. Daher war er ziemlich sicher, dass er auf einem Stuhl saß. Den Mund hatte man ihm zugeklebt.
    Das Geräusch, das sich ständig wiederholte, wurde lauter und erinnerte Dewey an die Saugschläuche in der Klinik, neben denen er nach der Bombenexplosion in Kandahar gelegen hatte, und das deprimierte ihn. Er bäumte sich gegen seine Fesseln auf. Sie gaben minimal nach. Es musste sich um Klebeband handeln. Ihm gefiel das Gefühl nicht, bewegungsunfähig gemacht worden zu sein. Das hatte er noch nie erlebt. Es vermittelte ihm ein Gefühl der Schwäche. Dann erinnerte er sich an die Nutte und an das, was in seinem Wagen passiert war, und seine Demütigung schmerzte mehr als das nicht nachlassende Pochen in seinem Schädel. Das Pochen war wie eine Nachricht im Morsealphabet: Du hast es versaut … du hast es versaut … du hast es versaut …
    Als das Spielzeugklavier einsetzte, begriff er, dass es eine Aufzeichnung sein musste. Vierzehn blecherne Noten – immer wieder die gleichen, aber einige willkürlich aus dem Takt und in der Tonart ganz leicht daneben. »Fre-re Ja-cques, Fre-re … Jaaa -cques, dor-mez … vooous , dor-mez … vooous …«
    Eine dritte Audioaufzeichnung mischte sich ein, das Husten eines Kettenrauchers – ein trockenes, schneidendes Krächzen. Der akustische Gobelin ließ ihn in der tintigen Schwärze Dinge sehen – kleine Lichtblitze, verschwommene, schwebende Gespenster, wabernde, schwarze Umrisse vor schwarzem Hintergrund. Ob er die Augen schloss oder offen behielt, spielte keine Rolle. Die Schaltkreise seines Gehirns stellten sicher, dass er bei jedem Geräusch zwangsweise nach einem optischen Reiz suchte, auch wenn es nichts zu sehen gab.
    Geiger hatte beschlossen zu warten, bis die Aufzeichnung zu Ende gespielt war. Die letzten acht der dreißig Minuten Laufzeit enthielten nur eine Spur – zögerndes, angestrengtes, ächzendes Atmen von jemandem, der um Fassung rang, und immer, wenn es schien, als fände der Leidende endlich ein wenig Frieden, brach er wieder in Schluchzer aus. Immer wieder. Als das Band zu Ende war, brach die Stille wie eine stumme Bestie in den Raum ein und lastete schwer. Der Gefangene hatte weitgehend geschwiegen. Er hatte sich lediglich ein halbes Dutzend Mal geräuspert und ein- oder zweimal gestöhnt. Doch als die Beschallung zu Ende war, hatte er laut und guttural geächzt vor Erleichterung.
    Geiger griff nach der linken Lampe. Sobald er sie einschaltete, würde ihn das in der Zeit zurückwerfen, und alles würde erneut beginnen. Sobald das Licht aufstrahlte, würde es ihn dahin tragen, wo es in ihm am dunkelsten war. Nur gab es keine andere Möglichkeit.
    Geiger schaltete die Lampe an, und ein stechender Strahl beschien grell eine Hälfte vom Gesicht des Jones, der

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