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Der Experte: Thriller (German Edition)

Der Experte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Experte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Allen Smith
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und die Musik. Er sehnte sich verzweifelt danach. Er hörte auf, sich zu bewegen, und schloss die Augen – er lauschte. Deweys Schläge schüttelten seinen Geist durch – dann rief das Grollen einer E-Gitarre aus der Ferne und näherte sich ihm wie ein Nachtzug auf einem langen Gleis. Well, I stand up next to a mountain … Die Blitze aus Schall waren wie kühles Silber und fetzten in die sengende Weißglut in seinem Kopf. … and I chop it down with the edge of my hand  …
    Deweys Fuß trat auf den Stuhl ein. Er lag auf dem Rücken und musste den Kopf hochrecken, um Geiger zu sehen. Der Inquisitor erhob sich langsam auf die Füße wie ein Betrunkener, der in der Gosse gelegen hatte. Dewey zog das Bein an, bis er mit dem Knie die Brust berührte, und stieß den Fuß mit aller Kraft gegen die Sitzfläche. Mit einem lauten Krachen zerbarst der Stuhl, und Dewey rollte sich herum und stand schwankend auf. Ein Stuhlbein hing noch an seiner rechten Wade, ein Teil einer Armlehne an seinem rechten Unterarm, und die Rückenlehne war an seinem Oberkörper festgebunden.
    Dewey erschien Geiger als bizarres Geschöpf, teils Mensch, teils Holz, das sich ihm näherte, die Schulter senkte wie ein Linebacker und ihn rammte … und Geiger wusste augenblicklich, noch bevor er am Boden aufschlug, dass seine linke Schulter ausgekugelt war. Der unmittelbare Schmerz war atemberaubend, aber solide und aus Fleisch und Blut – eine verstärkte Variante des Schmerzes, der fast sein ganzes Leben sein Begleiter gewesen war, in ihm lebte, seine Tage teilte; ein greifbarer Schmerz, den er niederringen konnte. Doch in seinem Kopf tobte ein Feuersturm.
    Dewey taumelte zu dem Messer, hob es ächzend auf und wandte sich Geiger zu. Er hatte zu große Schmerzen, um zu frohlocken. Er hob die Waffe.
    »Nur die Ruhe – ich tu dir nichts. Dabei sollte ich es – ich sollte dich wirklich fertigmachen, was? Aber Dalton will dich im Eins-a-Zustand.« Vorsichtig begann er, an dem Klebeband um seine Brust herumzusäbeln. »Was fehlt dir eigentlich? Epilepsie?«
    »Migräne.«
    »Verrat mir eins: Du und Dalton – warum hasst ihr euch so?«
    Geiger atmete tief ein – und rollte sich langsam auf dem Rücken zur unverletzten Seite ab. »Ich … hasse Dalton nicht.«
    Dewey löste die Bänder, und die Stuhllehne rutschte nach unten. Er schleuderte sie fort und streckte mit schmerzerfülltem Gesicht den Rücken.
    »Verdammtes Kreuz …« Er setzte das Messer an dem Band an seinem Unterarm an.
    Geiger beobachtete, wie Dewey das irrlichternde Gewirr durchschnitt. »Er lässt Soames … umbringen.«
    Dewey zögerte. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht.«
    »Du hast mich jetzt. Ruf Victor an. Sag ihn, er soll …« Geiger hatte kein Gefühl für seine Stimme, die zwischen seinen Lippen hindurchkroch und in den Raum floss. Etwas in ihm besorgte das Reden. »Sag Victor, er soll sie abhängen und hierherkommen. Dann fahren wir drei allein. Soames weiß nicht, wo Dalton ist – also braucht sie nicht zu sterben.«
    Dewey riss die Armlehne ab und ließ sie fallen. »Geht nicht. Ich werde tun, was man mir sagt, kassier mein Geld und steige aus. Für immer.«
    In vielerlei Hinsicht war die Migräne Geigers Herr, doch sie hatte ihn nie denkunfähig gemacht. Er wusste, dass er noch eine letzte Chance besaß, noch einen Versuch hatte. Er stellte es sich vor. Sich einhändig abstoßen, da sein linker Arm nutzlos war. Mit der linken Schulter voran. Möglichst auf den Bereich unterhalb der Rippen zielen. Alles hinge von den Beinen ab. Zwei Schritte, um zu ihm zu gelangen. Er legte die Handfläche flach auf den Boden und wartete, während Hendrix sein Bekenntnis herausheulte und das Kreischen seiner Saiten Geiger durchfuhr wie ein Stromstoß. I’m a voodoo child … Lord knows, I’m a voodoo child!
    Dewey musterte Geiger, wie er ausgebreitet am Boden lag. »Schulter ausgekugelt?« Geiger nickte. Dewey beugte sich vor, blickte nach unten und begann das Band an seinem rechten Bein zu zerschneiden. »Dann müssen wir sie wieder einrenken. Wie ich sagte – Eins-a-Zustand.«
    Geiger stützte sich auf die rechte Hand und stieß sich mit den Fußballen ab. Er sah, wie die Energie seiner Bewegung den Schwarm der Rauschgoldmoleküle vor ihm teilte, und er konnte einen guten Schritt machen, ehe Dewey aufblickte. Doch dann drehte sich der Raum um ihn, und er rammte mit Kopf und Schulter gleichermaßen Deweys Brustkasten.
    Einen Moment lang brannte der Aufprall alles

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