Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
der Katakomben geschleppt und dort getötet, deshalb dauerte es eine Weile, bis man sie fand.
Weill war BWL-Studentin und nur zum Studium hierher in die Hauptstadt gekommen; sie stammte ursprünglich aus der Nähe von Strasbourg. Den Fall übernahm ein junger Kollege, der nicht der DSCS angehörte, sich aber um eine Versetzung zu uns beworben hatte: Kommissaranwärter Kylian Brousse. Zehn Tage später, am 21. März, rief er mitten in der Nacht aufgeregt unseren DSCS-Kollegen, Commissaire Manuel Fronzac, mit dem er eng befreundet war, an und sprach von einer heißen Spur, die uns sicher interessieren würde. Den Rest kennen Sie.“
„Ich habe erreicht, dass wir die im Frühjahr eingestellte Mordermittlung im Fall Kylian Brousse wieder aufrollen dürfen und dass uns parallel der Fall Nadine Weill übertragen wird“, fiel ihr der Chef der DSCS, René Bavarois, mit seiner schneidenden Tenorstimme ins Wort. Geza Wolf sah zu Bavarois hinüber. Seine unangenehme Stimme war das Erste gewesen, was ihr damals auf der Konferenz in Genf aufgefallen war. Aber für die konnte der Commandant de Police nichts – und was er später über seine Arbeit berichtete, hatte der Wölfin ausnehmend gut gefallen.
Der unscheinbare Mann war Herz und Seele der DSCS zugleich. Diese Sonderkommission bestand aus von ihm handverlesenen Mitarbeitern und war zudem seine ureigene Idee gewesen.
„Mafro hat sich damals geradezu manisch in die Ermittlungen gestürzt – vergebens“, fuhr er nun fort und begann, im Raum auf und ab zu gehen. „Ich habe ihm den Fall entzogen, aber er hat weiter gemacht. Hat nicht einmal versucht, es heimlich zu tun. Er begann Fehler zu machen, er vernachlässigte das Tagesgeschäft, er fiel unangenehm auf, er ….“ Bavarois brach ab. „Ich musste ihn aus der Schusslinie nehmen. Ich habe ihn mit fadenscheinigen Argumenten zu Home Office verdonnert; offiziell sitzt er jetzt gerade in meinem Auftrag zuhause und betreibt Internet-Recherchen.“
Geza sah elektrisiert auf. Bavarois hatte in seiner Mail geschrieben, es gehe ihm vor allem um diesen Fronzac.
Erst jetzt, deutlich verspätet, wie Geza fand, nahm Dr. Eude wieder Platz.
Bavarois hielt inne und ließ seinen Blick über die versammelten Mitglieder der DSCS schweifen. Er war schmal, fast zierlich, hatte hängende Schultern und einen fast ebenso blassen Teint wie Dr. Eude. Sein spärliches rotblondes Haar trug er quer über die Glatze gekämmt. „Aber Mafro ist einer von uns, Leute, wie Nadine schon sagte, und Kylian war sein Freund. Das sagt eigentlich alles.“
Zustimmendes Nicken allenthalben. Geza ertappte sich dabei, unwillkürlich mit zu nicken.
„Also: Fangen wir ganz von vorne an. Nadine geht davon aus, dass Kylian Brousse sterben musste, weil er nicht nur Nadine Weills Mörder gefunden hatte, sondern im Zusammenhang mit ihm auch auf etwas gestoßen war, was die Sache für die DSCS interessant macht. Finden wir heraus, was Kylian Mafro sagen wollte – es gibt viel zu tun.“ Bavarois’ Blick schwenkte zu Geza. „Ihr kennt ja alle Madame Wolf vom Empfang gestern oder habt zumindest meine Mail bekommen – sie wird uns bei unseren Bemühungen unterstützen. Ich hoffe, das Zuspätkommen bürgert sich nicht ein … ich setze da aber auf die deutschen Tugenden.“
Jede andere wäre errötet; Geza schluckte den Seitenhieb und schaute gleichmütig drein.
„Besser spät als nie, was, Frau Doktor?“, stieß Khalil Larbi ins selbe Horn wie sein Chef.
„Das reicht, Khalil“, fuhr der sofort dazwischen. Er trat zu Geza und drückte ihr einen USB-Stick in die Hand.
„Hier. Da drauf finden Sie alles, was es zu beiden Fällen zu wissen gibt. Machen Sie sich mit den Fakten vertraut. Lesen Sie sich ein. Ich bin sicher, für beide Morde ist dieselbe
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