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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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ge­se­hen, zog kurz die Brau­en hoch, dreh­te kur­zer­hand einen Ses­sel vom Nach­bar­tisch um, ohne das dort tur­teln­de Pär­chen um Er­laub­nis zu fra­gen und nahm in ei­ner flie­ßen­den, fast gra­zil an­mu­ten­den Be­we­gung Platz.
    „Mö­gen Sie Ce­lan?“
    „Ähm ...“ Mafro merk­te, dass er starr­te und stam­mel­te und brach­te ihr lei­se spöt­ti­sches Lächeln völ­lig ge­recht­fer­tig­ter­wei­se da­mit in Ver­bin­dung. Er riss sich zu­sam­men und sag­te un­wirsch: „Hören Sie, ich habe kei­ne Ah­nung, wer Sie sind. Ich ken­ne Sie nicht. Wenn Sie glau­ben, mich schon mal ge­se­hen zu ha­ben, ir­ren Sie sich. Das geht vie­len so. Ich habe ein Al­ler­welts­ge­sicht.“ Nach ei­ner kur­z­en Pau­se setzte er hin­zu: „Au­ßer­dem bin ich Po­li­zist und nicht ... und nicht ...“ Ihm gin­gen für einen Mo­ment Luft und Wor­te aus. „... Li­te­ra­tur­pro­fes­sor oder so ’n Scheiß. Oder sehe ich etwa so aus?“ An­griffs­lus­tig reck­te er sein Kinn.
    Ihr Lächeln wur­de et­was brei­ter, während sie die Ell­bo­gen auf die Knie und den Kopf in die Hän­de stützte.
    „Dass Sie Po­li­zist sind, weiß ich, Mon­sieur Fron­zac – und ein gu­ter dazu, wenn ich das sa­gen darf, zu­min­dest in mei­nen Au­gen. Wie Sie aus­se­hen, ha­ben Sie eben selbst ganz tref­fend be­schrie­ben: ein Al­ler­welts­ge­sicht. Ob­wohl ich fin­de, dass die ras­pel­kur­z­en Haa­re und der Drei­ta­ge­bart Ih­nen ste­hen. Auf dem Foto in Ih­rer Per­so­nal­ak­te wa­ren Sie glat­tra­siert und hat­ten so eine Un­fri­sur, wie je­der zwei­te franzö­si­sche Be­am­te.“ Ihr Grin­sen war re­gel­recht ent­waff­nend.
    „Mei­ne Per­so­nal­ak­te? Wie kom­men Sie an die?“, frag­te Mafro ent­geis­tert.
    Die blon­de Schön­heit er­hob sich wie­der aus ih­rem Ses­sel. Un­will­kür­lich tat Mafro es ihr gleich.
    „Das erzähle ich Ih­nen später. Während Sie uns was zu es­sen ma­chen.“ Sie schnapp­te sich sei­nen Arm und run­zel­te kaum merk­lich die Stirn. „Aber erst packen wir Sie mal un­ter die Du­sche. Sie stin­ken nach Al­ko­hol.“

    23.12.2010
    Mafros Woh­nung
    21 Rue Fal­guiè­re, Pa­ris
    Eine Stun­de später saß er frisch ge­duscht in ei­nem ge­rin­gel­ten Ripp­s­hirt, schwar­zen Jeans und dicken Woll­socken im kom­bi­nier­ten Wohn-Ar­beits­zim­mer sei­ner Zwei-Zim­mer-Woh­nung im Quar­tier La­tin. Drü­ben in der Kü­che, die im­mer­hin ge­nug Platz für einen al­ten Ess­tisch aus schwe­ren ei­che­nen Holz­boh­len bot – das Mö­bel­stück, auf das Mafro mit Ab­stand am stol­zes­ten in der gan­zen Woh­nung war – müh­te sich sei­ne al­ters­schwa­che Mi­kro­wel­le, de­ren in­te­grier­te Uhr noch im­mer auf Som­mer­zeit stand, mit zwei Packun­gen Tief­kühl­lasa­gne ab. Sie wa­ren ne­ben zwei un­de­fi­nier­ba­ren Fisch­fi­lets un­be­kann­ter Her­kunft, ei­ner an­ge­bro­che­nen Tüte Back­ofen­kro­ket­ten und ei­ner ur­al­ten Packung Va­nil­le­eis das ein­zig Ess­ba­re ge­we­sen, das Mafros Kühl­schrank her­ge­ge­ben hat­te. Sei­ne noch im­mer un­be­kann­te Chauf­feu­rin, die kurz zu­vor zwei Straßen wei­ter ih­ren BMW Z3 mit großem Ge­schick in eine rund zwei Zen­ti­me­ter zu kur­ze Parklücke in un­mit­tel­ba­rer Nähe der Uni­ver­sité René Des­car­tes – eine Parklücke dort war etwa so sel­ten wie ein Sech­ser im Lot­to – ma­növriert hat­te, hat­te bei der Aus­wahl zwar die Nase ge­rümpft, aber die Tief­kühl­pa­sta schließ­lich mit ei­nem un­de­fi­nier­ba­ren Brum­men ak­zep­tiert.
    Bis er sich das Haar mit sei­nem bunt­schecki­gen Lieb­lings­ba­de­tuch trocken frot­tie­rend aus der Du­sche ge­tor­kelt war – er hat­te sich tat­säch­lich bei­na­he wie ein neu­er Mensch ge­fühlt –, hat­te sie im Cha­os sei­ner Wohn­kü­che einen Kor­ken­zie­her und zwei halb­wegs sau­be­re, al­ler­dings nicht zu­ein­an­der pas­sen­de Glä­ser ge­fun­den und eine Fla­sche Côtes du Rhô­ne ge­öff­net. Sie hat­te es sich auf dem ein­zi­gen Ses­sel des Zim­mers, ei­nem Erb­stück von sei­ner Großmut­ter, das er bei ei­nem Pols­te­rer neu mit grü­nem Bro­kat hat­te be­zie­hen las­sen, be­quem ge­macht, die Bei­ne auf sei­nen Couch­tisch ge­legt

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