Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
Psycho-Solonummer. Aber das muss der Chef wissen.“
Geza nahm es unbewegt zur Kenntnis. Immerhin machte Khalil Larbi aus seinem Herzen keine Mördergrube.
„Keine Sorge, Monsieur Larbi, ich will Ihnen nicht die Schau stehlen – ich bin wegen eines der Opfer hier. Wegen Ihres Kollegen Brousse.“ Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Tür. „Wollen wir?“
„Gerne doch. Sie werden jetzt die Kollegen von der DSCS kennenlernen.“ Khalil Larbi schien plötzlich wie ausgewechselt; ganz Kavalier der alten Schule öffnete er die Tür und trat höflich einen Schritt beiseite, um ihr den Vortritt zu lassen. „Nach Ihnen, Madame Wolf.“
„Oh nein, bitte, Alter vor Schönheit“, konterte sie.
Khalil Larbi grinste breit. „Ach, ich mag Sie jetzt schon, Madame Wolf.“ Mit diesen Worten betrat er den Besprechungsraum.
Geza holte noch einmal tief Luft. Dann trat auch sie ein.
Die erste Person, die sie sah, als sie über die Schwelle trat, war eine junge Frau, die mit einem Laptop an einem Schreibtisch saß und ungeduldig mit einem Kuli spielte. Sie wirkte extrem genervt.
Die Frau blickte auf, und Geza spürte die Antipathie in Wellen von ihr ausgehen. „Instant dislike“ nannte das Danielle, eine sofortige, grundlose Negativeinstellung, die vor allem zwischen Frauen häufig vorkam. Ein alter Professor, den sie sehr schätzte, hatte in seiner drastischen, plakativen Art von „Stutenbissigkeit“ gesprochen. Sie spürte Larbis Grinsen förmlich.
„Nur die Ruhe. Sie sieht zwar so aus, aber sie beißt nicht.“
Wortlos ließ Geza sich neben ihn auf einen freien Stuhl gleiten.
Die Frau erhob sich. Geza schätzte sie auf Anfang dreißig. Sie hatte einen weißblonden Herrenhaarschnitt und ein spitziges Kinn. Ihre Haut wirkte, als gehe sie niemals, wirklich niemals in die Sonne. Unter ebenfalls weißblonden Brauen – die seltene Haarfarbe war also echt – blitzten ultramarinblaue Augen hervor. Definitiv die Sorte Frau, resümierte Geza, nach der sich Männer umdrehen würden.
Oder Lesben.
Die spröde Schönheit wollte etwas sagen, doch René Bavarois, der vorne links am Fenster saß, kam ihr mit mildem Spott zuvor. „Schön, dass Sie es möglich machen konnten, Madame Wolf. Ich hatte gerade eben Nadine Eude das Wort erteilt, Ihrer Kollegin; sie ist die Kriminalpsychologin der DSCS. Sie wollte uns eine Zusammenfassung des Standes der Dinge geben.“
Geza hatte von Nadine Eude gehört. Genauer gesagt: von Dr. Dr. Nadine Eude. Sie galt als eine der besten Profilerinnen Frankreichs. Sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern der DSCS, den Personen, die auf Bavarois’ ausdrücklichen Wunsch ins Team gekommen waren. Eude galt als ebenso brillant wie schwierig.
Ihr eisiger Bick ruhte auf Geza. Diese hielt dem Blick betont gleichgültig Stand. Dann lächelte sie. Sofort wurde Dr. Eudes Gesicht zu einer ausdruckslosen Maske.
Geza beobachtete diese Veränderung fasziniert.
Dann nickte Dr. Eude Bavarois zu. „Danke, Monsieur le Commandant. Wir sind hier, um uns gegenseitig mit den Aspekten eines Falles vertraut zu machen, der eigentlich nicht in unser Gebiet fällt, den wir aber an uns gezogen haben, weil er einen der Unseren betrifft.“ Einige der Anwesenden rutschten unruhig auf ihren Stühlen herum. Ein hoch aufgeschossener Typ mit etwas zu langem Haar, der ziemlich weit vorne saß, klappte die Hülle seines iPads auf, offenbar, um sich Notizen zu machen.
„Am 11. März letzten Jahres wurde in den Katakomben eine junge Frau namens Nadine Weill tot aufgefunden. Man hatte sie zu Tode gesteinigt. Zum Zeitpunkt des Leichenfundes war sie nach Schätzung der Gerichtsmediziner eine gute Woche tot. Ihr Mörder hatte sie in einen für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil
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