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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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üb­rig. Das Ge­halt aus sei­ner Po­li­zei­tätig­keit kam im­mer am letzten Don­ners­tag des Mo­nats ... am 29. Noch eine knap­pe Wo­che, und die Fei­er­ta­ge zähl­ten dop­pelt. Der Fest­tags­schmerz ver­lang­te, wie Mafro aus Er­fah­rung wuss­te, nach in­ten­si­vem Un­ter­drückungs­trin­ken. Das hieß, er wür­de bald auf eine bil­li­ge­re Knei­pe um­s­tei­gen müs­sen. Egal ... in dem un­rat­über­säten Gas­sen­wirr­warr nörd­lich des Bou­le­vard St. Ger­main gab es bil­li­ge Knei­pen ge­nug, in de­nen auch am Ul­ti­mo noch ein Voll­rausch drin war. An die wür­de er sich eh ge­wöh­nen müs­sen, fürch­te­te Mafro – es war sei­ner Ein­schät­zung nach nur noch eine Fra­ge der Zeit, bis René die Schnau­ze von ihm voll hat­te und ihm die Rücken­deckung ent­zog. Dann war es Es­sig mit Home Of­fi­ce und mit Geld ... Mafro mach­te sich eine geis­ti­ge No­tiz, später im Netz mal die Ta­ges­sät­ze des RSA, des Re­ve­nu de so­li­da­rité ac­ti­ve, zu re­cher­chie­ren. Er hät­te früher
nie
ge­dacht, dass er ir­gend­wann mal dem Staat auf der Ta­sche lie­gen wür­de, aber ar­beits­mäßig ging es so nicht wei­ter, und von ir­gend­was muss­te er sei­nen Al­ko­hol ja fi­nan­zie­ren.
    Drau­ßen hup­te durch­drin­gend ein Auto. Mafros in­zwi­schen schon leicht al­ko­hol­s­tie­rer Blick wan­der­te durch die Schei­be des im lin­ken Flü­gel des Erd­ge­schos­ses des Musée de l’Hom­me ge­le­ge­nen Cafés nach drau­ßen. Im­mer­hin spie­gel­te das, was er sah, wun­der­bar wi­der, wie es in ihm aus­sah: Schnee­fall, dick und grau, vor an­thra­zit­far­be­nem Nacht­him­mel.
    „Du liegst im großen Ge­lau­sche, um­buscht, um­flockt ...“, sag­te eine Frau­ens­tim­me dicht an sei­nem Ohr. Na­no­se­kun­den be­vor die tie­fen, fast ge­schnurr­ten Wor­te mit dem kaum merk­li­chen deut­schen Ak­zent sei­nen Ge­hör­gang er­reich­ten, er­wi­sch­te ihn ein Hauch von Par­füm: San­del­holz und eine leicht süße, aber win­ter­lich-schwe­re Note in der Tie­fe.
    Die­se bei­den Sin­nes­ein­drücke ris­sen Mafro aus sei­ner Schwer­mut. Sie pass­ten so gar nicht in sei­ne ak­tu­el­le Sicht der Wirk­lich­keit, dass er hoch­schreck­te, in die Rich­tung her­um­fuhr, aus der die Wor­te ge­kom­men wa­ren, und sein Glas um­warf. Sein kaum an­ge­rühr­ter Wod­ka-Red Bull schwapp­te über den nied­ri­gen Tisch. Was für Mafro un­ter an­de­ren Um­stän­den ei­ner Ka­ta­stro­phe gleich­ge­kom­men wäre, in­ter­es­sier­te ihn in die­sem Au­gen­blick kein bis­schen. Er hat­te nur Au­gen für die Frau, die eine Spur zu dicht an ihn her­an­ge­tre­ten war.
    Sie war groß, größer als er, und Mafro war wahr­lich kein Zwerg. Lan­ges, wil­des, ho­nig­blon­des Haar, krau­se Locken, oliv­grü­ne, leicht schrägste­hen­de Au­gen mit Berns­tein­schim­mer in ei­nem per­fekt ge­schmink­ten Ge­sicht. Ein cre­me­wei­ßer, flau­schi­ger Woll­pull­over, der selbst­ge­strickt aus­sah, aber im scha­lar­tig über­di­men­sio­nier­ten Roll­kra­gen tod­si­cher das Eti­kett ir­gend­ei­nes De­si­gner­la­bels aus Mai­land oder Lon­don trug. Ver­wa­sche­ne blaue Jeans mit ab­ge­wetzten Stel­len in dem Stil, den man, wenn Mafro den Il­lus­trier­ten bei sei­nem Zahn­arzt Glau­ben schen­ken konn­te, Boyfri­end-Look nann­te. Das En­sem­ble kom­plet­tier­ten wa­den­ho­he cre­me­far­be­ne Wild­le­ders­tie­fel, die zwar derb wirk­ten, aber schwin­del­er­re­gen­de Ab­sät­ze hat­ten, was si­cher­lich nicht un­we­sent­lich zur auf­fal­len­den Größe sei­nes überaus at­trak­ti­ven Ge­gen­übers bei­trug.
    „Wie ... bit­te?“, brach­te er schließ­lich we­nig elo­quent her­vor.
    „Du liegst im großen Ge­lau­sche, um­buscht, um­flockt“, wie­der­hol­te die Frau. „Paul Ce­lan,
Du liegst
. Ei­nes mei­ner Lieb­lings­ge­dich­te und noch dazu eine der poe­tischs­ten In­vo­ka­tio­nen, sprich Um­schrei­bun­gen, von Schnee, die ich ken­ne. Darf ich mich set­zen?“
    „Ähm ... ja. Ja klar.“ Er mach­te eine fah­ri­ge Ges­te auf den Ses­sel ne­ben sei­nem und stell­te fest, dass sich eine klei­ne Wod­ka-Red Bull-Pfüt­ze auf der Le­der­sitz­fläche be­fand. Sie hat­te es auch

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