Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
war, kaum jemand etwas Näheres wusste. Seine Frau war ertrunken. Obgleich er in der IT-Abteilung arbeitete, hatte er seit drei Jahren nicht nur keinen einzigen Pflichtübungstermin auf dem Schießstand verpasst, sondern bei jedem davon auch hervorragende Ergebnisse erzielt.
Um 9.16 Uhr telefonierte Commandant de Police René Bavarois mit dem zuständigen Untersuchungsrichter und beantragte die Einsatzfreigabe für ein Mobiles Einsatzkommando.
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Azrael
12.3.2011, 11:20
Ein Haus in der Nähe des Jardin du Luxembourg
Quartier Latin, Paris
Nach einigen spektakulären Entführungsfällen in Frankreich in den späten 1980er Jahren hatte die französische Legislative einige spezielle Protokolle für den Umgang mit Geiselnahmen implementiert, mit deren Hilfe man Lehren aus den Fehlern der Vergangenheit ziehen wollte. René Bavarois hatte als verhältnismäßig junger leitender Polizeibeamter an den damaligen Verhandlungen und Ausarbeitungen teilgenommen. Er kannte diese Vorschriften in- und auswendig und berief sich am Telefon auf genau die richtigen ausschlaggebenden Faktoren.
Die von ihm beantragten Maßnahmen wurden im vollen Umfang genehmigt. Um 9:29 verstand der zuständige Staatsanwalt, dass das Phantom namens Facebook-Killer, das die französischen Justizorgane in den letzten Wochen alles andere als gut hatte aussehen lassen, Ziel des geplanten Zugriffs sein sollte. Bavarois enthielt ihm auch nicht vor, dass er von mindestens einer lebenden Gefangenen ausging, der ehemaligen Lebensgefährtin eines seiner leitenden Ermittler. Er deutete auch an, dass ihr Ziel wahrscheinlich entweder auf der Suche nach einem weiteren Opfer war oder sich bereits wieder eine Frau geschnappt hatte, die lediglich noch niemand als vermisst gemeldet hatte. Richard Martin, der Staatsanwalt, hörte lange zu. Dann sagte er einige folgenschwere Worte, die René Bavarois ganz und gar nicht gefielen.
Die letzten Wochen waren für Mafro die Hölle gewesen. Irgendwie war es jetzt, da sie wussten, mit wem sie es zu tun hatten, auch nicht besser geworden. Er saß an seinem Schreibtisch und fragte sich, was er wohl tun würde, wenn Manet Zoë tötete und er ihn danach in die Finger bekäme.
Vor sich hatte er eine Mappe mit Fotos der toten Danielle Kahn und den dazugehörenden Obduktionsbericht.
Mafro schlug die Mappe auf und schluckte. Er roch wieder die nasse Erde, den feuchten Stein, das Blut und die Verwesung. Die auf dem Sektionstisch aufgenommenen Fotos sahen geradezu friedlich aus im Vergleich zu dem, was er und die anderen im Steinbruch gefunden hatten: Eine zerbrochene Gliederpuppe, offene Frakturen überall und Blut, so viel geronnenes Blut¬; die wimmelnden Maden, die begonnen hatte, es sich an der Leiche einer der renommiertesten Psychotherapeutinnen Frankreichs gütlich zu tun.
Als er sie mit Hilfe eines herumliegenden Astes auf den Rücken gedreht hatte, hatten Danielle Kahns Augen offen gestanden. Anklagend hatte das unverletzte der beiden ihn angestarrt, aus dem Gesicht, in dem dieser Irre Manet – wahrscheinlich mit einem Baseballschläger oder einer vergleichbaren stumpfen Hiebwaffe, wie Raphael schrieb – so ziemlich jeden Knochen zertrümmert hatte. Beide Arme waren gebrochen gewesen – der eine zerschlagen, wie er seit der Lektüre des Obduktionsberichtes wusste, der andere von ihrem Sturz.
Mafro schlug die Mappe wieder zu. Er musste irgendwie diese Bilder loswerden. Musste sich konzentrieren.
Es klopfte an der Tür.
„Herein“, sagte Mafro.
Sein Chef, René Bavarois, öffnete und blieb an den Türrahmen gelehnt stehen.
Er
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