Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
würde, träumen würde.
„Warum ist Doktor Wolf sich da eigentlich so sicher?“, hakte Bavarois nach.
„Weil sein Umgang mit Zoë nicht ins Muster passt“, erklärte Mafro. „Die Spurensicherer konnten nachweisen, dass sie lebend bei der Ermordung Danielle Kahns zugegen war, erinnern Sie sich? Außerdem hat er es auf untreue Frauen abgesehen, und davon gibt es, soweit ich weiß … soweit wir wissen bei Zoë keine Anzeichen. Zumindest nicht aktuell.“
„Ihre Eltern klammern sich immer noch an der Entführungstheorie fest“, sagte Bavarois.
„Aber sie lesen mit Sicherheit auch Zeitung“, konterte Mafro und tippte nun seinerseits auf die Mappe auf seinem Schreibtisch. „Sie wissen, was er mit Danielle Kahn gemacht hat …“
„Ich möchte nicht in deren Haut stecken“, brummte Bavarois. „Zoë ist ihre einzige Tochter. Sie ist jetzt seit über drei Wochen in seiner Gewalt.“ Dann setzte er hinzu: „In Ihrer Haut übrigens auch nicht, Mafro. Aber wir sind uns doch einig, dass es nicht um Lösegeld geht, oder – da wären inzwischen längst ein Erpresseranruf oder eine schriftliche Geldforderung eingegangen.“
Mafro nickte und ließ sich kraftlos wieder auf seinen Bürostuhl sacken. Seine Finger spielten mit den Fotos von Danielle Kahn, und seine Gedanken schweiften ab. ‚Manet‘, dachte er, ‚der Mann, der immer von sich behauptet hatte, er könne nicht nach unten in die Pathologie gehen, weil ihm sonst auf der Stelle schlecht würde. Der lieber im Büro geblieben war, hinter seiner Monitorphalanx verschanzt, und im Internet auf Beutefang gegangen war. In seiner virtuellen Welt. ‚Nein‘, befand Mafro, ‚er durfte auf keinen Fall zulassen, dass der Chef ihn von diesem Fall abzog. Geza Wolf sollte ihn nicht umsonst aus diesem tiefen, schwarzen Loch wieder zurück ans Tageslicht gezerrt haben. Er hatte ihr noch gar nicht gesagt, wie dankbar er ihr war ...‘
Er versuchte, sich auf Bavarois zu konzentrieren, aber die Erschöpfung, die weit über das Körperliche hinausging und sich in seinem Gemüt niederschlug, machte es ihm schwer.
„Hätten wir versuchen sollen, den Fernsehauftritt der Eltern zu verhindern?“, fragte er seinen Chef. Dabei strich er sich müde mit der Hand übers Gesicht. Zoës Vater hatte öffentlich geweint … das hätte Mafro vorher nie für möglich gehalten.
„Sie klammern sich an jeden Strohhalm“, antwortete Bavarois. „Und Monsieur Ionesco ist wohlhabend. Ich glaube, ich hätte an seiner Stelle dasselbe getan.“
Mafro nickte. Er war ziemlich sicher, dass Zoës Eltern wirklich Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt hätten, um praktisch jede erdenkliche Summe für die Freilassung ihrer Tochter locker zu machen – aber Manet ging es nicht um Geld.
„Was glauben Sie, wie lange das gedauert hat?“, wechselte Mafro das Thema und schob die Tatortfotos mit Danielle Kahns zerschlagenem Leib halb über den Tisch. Er quälte sich seit dem Tag des Leichenfundes mit dieser Frage herum. Er versuchte abzuschätzen, wie irre, wie sadistisch der Mann, den sie jagten, wirklich war. „Raphael schreibt, nur die wenigsten Verletzungen seien nach dem Tode entstanden.“
„Ich hab’s gelesen“, entgegnete Bavarois.
Mafro rieb sich die Augen.
„Ich entziehe Ihnen den Fall, Mafro“, sagte sein Chef ruhig.
Mit einem Schlag war Mafro hellwach. „Chef, das geht nicht!“
Bavarois verzog keine Miene. „Ich brauche einen Rechercheur, der gut am Rechner ist. Wir müssen nicht nur Manets Wegfall kompensieren, wir müssen besser sein als er. Bis auf Weiteres keine Außeneinsätze mehr für Sie – kleben Sie Ihren Arsch hier im Büro hinter einen Rechner.“ Er erhob sich. „Wir fahren da jetzt ohne Sie hin. Ich brauche hier jemanden, der von der Zentrale aus
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