Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)
ihre behelfsmäßige Kammer, sondern direkt weiter in Mafros Büro. Der saß, wie sie es erwartet hatte, bereits am Schreibtisch und war in die Facebook-Aktivitäten des Mannes vertieft, der aller Wahrscheinlichkeit nach seinen Partner getötet und seine ehemalige Lebensgefährtin entführt hatte. Kaum hatte er die Wölfin begrüßt, klingelte das Telefon auf seinem Schreibtisch. Ein Blinksignal im Display verriet ihm, dass es sich um einen internen Anruf handelte: sein Chef, René Bavarois.
„Fronzac?“, meldete er sich.
„Bavarois hier, Mafro. Ich nehme an, du bist schon dran?“
„Klar.“
„Schön. Das ist ja unsagbar viel Zeug, was es hier zu sichten gibt … der Typ hatte online wohl quasi so eine Art komplettes zweites Leben. Du bist hiermit damit betraut, die Analyse dieser Daten und Informationen zu leiten, zu bündeln und aufzubereiten. Präsentation, Schussfolgerungen und Vorschläge zum weiteren Vorgehen so schnell wie irgend möglich.“
„Alles klar“, entgegnete Mafro kurz angebunden und legte auf. Dann deutete er auf einen Pappkarton mit Deckel. Normalerweise wurden darin zehn Fünfhunderterpacken Kopierpapier angeliefert. Er hatte ihn für einen anderen Zweck genutzt.
„Frau Doktor, das sind die Ausdrucke seiner Chatprotokolle. Jeder Schnellhefter oder Ordner steht für einen Gesprächspartner; die Protokolle sind in sich chronologisch geordnet, von vorn nach hinten, um das Lesen wenigstens etwas zu erleichtern. Ich wäre froh, wenn Sie sich dieser Mammutaufgabe stellen könnten.
Geza war einverstanden. „Aber den Karton tragen Sie mir rüber in mein Büro.“
Nachdem Mafro genau das getan hatte, machte Geza sich an die Arbeit. Zuerst sortierte sie die Chatprotokolle nach dem Geschlecht des Gesprächspartners und legte die mit Männern geführten Gespräche beiseite, um sie sich später anzusehen. Eines allerdings fiel ihr aus einem Grund, den sie gar nicht näher benennen konnte, ins Auge. Es handelte sich um einen Chat zwischen Vince Vega und einem Mann, der sich auf Facebook Oncle Sam nannte. Das Gespräch hatte am 11. Oktober 2009 stattgefunden, war also nahezu anderthalb Jahre her.
VINCE VEGA
Hallo Sam. Nett, Dich wieder mal zu treffen. Wie geht es Dir?
ONCLE SAM
Beschissen.
VINCE VEGA
Steckst es nicht gut weg, hm?
ONCLE SAM
Die Bilder von Manon mit diesem anderen Typen verfolgen mich in den Schlaf, Mann.
VINCE VEGA
Meine Frau hat mich auch betrogen, weißt du.
ONCLE SAM
Und wie war das für dich?
VINCE VEGA
Zuerst hab ich dedacht, ich muss sterben. Aber dann …
ONCLE SAM
Ja? Was dann?
VINCE VEGA
Dann hatte ich eine Vision.
ONCLE SAM
Vision?
VINCE VEGA
Von Gott, weißt du. Und der hat wir den Weg gezeigt.
ONCLE SAM
Was hat er gesagt?
VINCE VEGA
Das nicht ich sterben muss, sondern sie.
ONCLE SAM
Was? Echt?
VINCE VEGA
Ja sie ist eine Schlange … Alle Frauen sind Schlangen. Sie sind vom Teufel geschickt. Aber wir Männer sind Opfer.
ONCLE SAM
Und?
VINCE VEGA
Man muss sie wegmachen.
Ich hab sie weggemacht.
ONCLE SAM
Echt?
VINCE VEGA
Ja, und den Mann dazu, mit dem sie mich betrogen hat. So eine Sängerschwuchtel.
ONCLE SAM
Wow.
VINCE VEGA
Wow?
ONCLE SAM
Ja … das hätte Manon auch verdient.
Vince Vega
Ich kann es für dich tun Sam
ONCLE SAM
Echt?
VINCE VEGA
Ja. Hat sie einen Account hier?
ONCLE SAM
Na klar
Manon Dek heißt sie hier.
VINCE VEGA
Ich kümmere mich darum. 2. Mose 32, 27-28.
ONCLE SAM
Was?
VINCE VEGA
Er sagte zu ihnen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Jeder lege sein Schwert an. Zieht durch das Lager von Tor zu Tor! Jeder erschlage seinen Bruder, seinen Freund, seinen Nächsten. Die Leviten taten, was Mose gesagt hatte. Vom Volk fielen an jenem Tag dreitausend Mann.
ONCLE SAM
Wie meinst du das? Du machst mir Angst.
Vince Vega
Das
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