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Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition)

Titel: Der Facebook-Killer: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hoffmann
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Som­mer­häus­chen stand. „Alle zu­rück­blei­ben“, sag­te er atem­los in sein Mi­kro­fon. Ir­gend­wo in der Nähe klopf­te ein Specht. „Ich wie­der­ho­le: Zu­rück­blei­ben!“
    Com­man­dant de Po­li­ce René Ba­varois hob die Hand und gab Kha­lil Lar­bi das Zei­chen, auf das die­ser schon war­te­te. Ge­duckt hetzte der Ber­ber über die Wie­se. Er kann­te Ma­net, er war gut mit Schlös­sern, und er hat­te so lan­ge ge­nervt, bis ihn die GIGN-Leu­te mit ei­ner schwar­zen Re­ser­ve­mon­tur aus­ge­stat­tet hat­ten.
    Ba­varois sah ihm nach, wie er auf das klei­ne Haus zu husch­te, und muss­te un­will­kür­lich an das be­rühm­te Zi­tat aus Dan­tes Gött­li­cher Ko­mö­die den­ken: „Lasst, die ihr ein­tre­tet, alle Hoff­nung fah­ren!“

    Der Ber­ber schmieg­te sich un­ter­halb der Klin­ke der Stahl­tür dicht an die Haus­wand. Die Wan­ge an den rau­en, schmut­zig­bei­gen Putz ge­presst, fum­mel­te er aus der In­nen­ta­sche sei­ner Jacke ein Diet­rich­set her­aus, setzte es über sei­nem Kopf am Schloss an und be­gann kon­zen­triert zu ar­bei­ten. Es dau­er­te kei­ne zwei Mi­nu­ten, dann streck­te er die Hand nach oben auf, drück­te die schwar­ze Kunst­stoff­klin­ke her­un­ter, öff­ne­te die Tür einen Spalt­breit und husch­te ge­duckt hin­ein. Da­bei steck­te er die Diet­ri­che weg und zog da­für sei­ne Dienst­waf­fe.
    So­bald er den Fuß ins das Som­mer­häus­chen ge­setzt hat­te, muss­te er ge­gen einen Wür­ge­reiz an­kämp­fen. Der Ge­stank hing dick und schwer in der Luft und nahm ihm den Atem: Schlacht­haus­ge­ruch. Tod, Blut und Fäul­nis.
    Hier wür­den sie kei­ne Frau le­bend fin­den.
    Er at­me­te ein paar Mal be­wusst tief durch, rich­te­te sich dann auf und brach­te sei­ne SIG Sau­er in An­schlag. Er hat­te den Grund­riss des Hau­ses auf Mafros Com­pu­ter­bild­schirm ge­se­hen: in meh­re­ren Bau­pha­sen an­ein­an­der ge­stop­pel­te, to­tal un­über­sicht­li­che, win­zi­ge Räu­me. Und ir­gend­wo in die­sem Mit­tel­ding aus Irr­gar­ten und Ka­nin­chen­stall lau­er­te ein Mons­ter auf ihn.

    Am Ran­de der Lich­tung, über die der­weil die GIGN-Leu­te husch­ten, hock­ten Ba­varois und Fa­non über ei­nem groß­for­ma­ti­gen Aus­druck des Grund­ris­ses des Som­mer­hau­ses. Mafro hat­te in ei­nem ex­trem lang­wie­ri­gen Te­le­fonat den Sohn des Ar­chi­tek­ten, der das ur­sprüng­li­che Haus in den 50er Jah­ren des 20. Jahr­hun­derts ge­baut hat­te, da­von über­zeugt, ihn zur Ver­fü­gung zu stel­len. Der er­folg­rei­che jun­ge Ar­chi­tekt hat­te erst ir­gend­wel­chen Un­sinn von we­gen Auf­trag­ge­ber­schutz von sich ge­ge­ben, war dann aber sehr schnell sehr nach­gie­big ge­wor­den, als er ge­hört hat­te, um wen es ging. Fa­non nahm sein Mi­kro an den Mund, um die Ope­ra­ti­on zu ko­or­di­nie­ren.

    Ohne dass er hät­te sa­gen kön­nen, warum er sich des­sen so si­cher war, war Kha­lil da­von über­zeugt, dass der Kel­ler des Hau­ses sein Ziel war. Er er­streck­te sich, zu­min­dest laut Grund­riss­plan, nur un­ter dem ur­sprüng­li­chen Haus, nicht un­ter den An­bau­ten zu bei­den Sei­ten.
    Kha­lil hat­te kei­nen Zwei­fel, dass der Mann, den die Me­di­en den „Fa­ce­book-Kil­ler“ nann­ten, dort un­ten auf ihn war­te­te.
    Dann stand er vor der Tür zur Kel­ler­trep­pe. Eine eben­so mas­si­ve Me­tall­tür wie die Tür nach drau­ßen, die sich zu­sätz­lich durch ein Vor­hän­ge­schloss an ei­ner schwe­ren Ket­te si­chern ließ. Die­se Ket­te bau­mel­te jetzt of­fen her­ab, dar­an ein ent­rie­gel­tes Vor­hän­ge­schloss, wie man es in der Ei­sen­wa­ren­ab­tei­lung je­des Baumark­tes erste­hen konn­te.
    Dort un­ten schloss er sie also ein. Sie konn­ten ihm nicht ent­rin­nen.
    Dass das Vor­hän­ge­schloss jetzt ein­fach so lose her­um bau­mel­te, konn­te nur ei­nes be­deu­ten: Der Fa­ce­book-Kil­ler war hin­un­ter­ge­s­tie­gen in sein halb vir­tu­el­les Kel­ler­reich, um ei­nes sei­ner bi­zar­ren Be­stra­fungs­ri­tua­le durch­zu­führen.
    Mit an­de­ren Wor­ten: Da un­ten starb wahr­schein­lich ge­ra­de qual­voll eine Frau.
    Kha­lil Lar­bi ent­si­cher­te sei­ne SIG Sau­er. Das wür­de jetzt auf­hören.

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